Wird das Wirtschaftswachstum ausgebremst?

Nordoberpfalz. Die Nachfrage nach Arbeitskräften in der Region wird 2020 weiter ansteigen. Aktuell sind aber jetzt schon 3.000 Stellen unbesetzt. Die Arbeitsagentur rät den Unternehmen daher auch älteren Arbeitslosen eine Chance zu geben.

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Die Arbeitslosigkeit geht im Bereich der Weidener Agentur für Arbeit leicht zurück. Archivbild: OberpfalzECHO

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg (IAB) prognostiziert für die Nordoberpfalz ein Wachstum der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung für 2022 von 2,3 Prozent: “Ich frage mich, woher diese mehr als 2.000 Leute kommen sollen? Wir haben bereits jetzt über 3.000 unbesetzte Stellen“, sagt der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Weiden, Thomas Würdinger.

Fast 31 Prozent mehr Stellen gemeldet

Die Suche nach passenden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern steht daher beim Arbeitgeber-Service der Arbeitsagentur ganz oben auf der Agenda und diesen Oktober waren die Kollegen besonders gefordert. Im Bezirk der Agentur für Arbeit Weiden waren im Oktober 3.179 Arbeitsstellen gemeldet, gegenüber Oktober 2020 ist das eine Zunahme von 1.070 Stellen oder 50,7 Prozent. Seit Jahresbeginn sind damit 6.058 Stellen eingegangen, das ist eine Zunahme gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 1.422 Stellen oder 30,7 Prozent.

Viele Jobangebote verzeichnet der Arbeitgeber-Service im Bereich Produktion und Fertigung (1.288 Stellen), weitere 511 Angebote in der Branche Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit sowie eine rege Nachfrage nach Fachkräften im Bereich Kaufmännische Dienstleistungen, Handel, Vertrieb, Tourismus mit 396 Arbeitsstellen.

Positive Entwicklung des Arbeitsmarkts

Thomas Würdinger bewertet die Entwicklung des Nordoberpfälzer Arbeitsmarktes als absolut positiv: „Mit 283 Arbeitslosen weniger im Agenturbezirk Weiden liegen die Arbeitslosenzahlen wieder unter den Vormonatswerten. Die positive Entwicklung zeigt sich flächenübergreifend in den beiden Landkreisen und in der Stadt Weiden. Im Vergleich zum Vorjahr haben sich die Zahlen ebenfalls deutlich verbessert. So sank der Bestand an Arbeitslosen im Vorjahresvergleich um 19,9 Prozent oder 859 Arbeitslose.“ Die Quote liegt aktuell bei 4,3 Prozent.

Im Oktober beendeten 1.180 Personen ihre Arbeitslosigkeit. Gleichzeitig meldeten sich 895 Männer und Frauen bei der Arbeitsagentur oder in einem der Jobcenter neu oder erneut arbeitslos. Die Arbeitsagentur war im Berichtsmonat Ansprechpartner für 1.721 arbeitslose Männer und Frauen, 684 Personen weniger als im Oktober 2020.

Starke Jobzunahme in der Metall- und Elektroindustrie

Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in der Nordoberpfalz ist so hoch wie nie zuvor. Im März 2021 waren 87.318 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt, darunter 5.151 aus Tschechien. Gegenüber dem Vorjahr ist das eine Zunahme um 437 Personen. Nach Branchen gab es absolut betrachtet die stärkste Zunahme in der Metall- und Elektroindustrie sowie Stahlindustrie, einem Teilbereich des Verarbeitenden Gewerbes und im Bereich Information und Kommunikation. Am ungünstigsten war dagegen die Entwicklung bei der Herstellung von Vorleistungsgütern, einem Teilbereich des Verarbeitenden Gewerbes.

Ältere Arbeitslose meist besser qualifiziert

Arbeitssuchende und Arbeitslose ab 50 haben es oft besonders schwer ein neues Beschäftigungsverhältnis zu finden. Im Oktober 2021 waren von insgesamt 3.460 Arbeitslosen 1.557 Personen mit dem Merkmal 50 Jahre und älter gemeldet, dies entspricht 45 Prozent aller arbeitslos gemeldeten Personen. Im Vorjahresmonat war die Arbeitslosenzahl noch um 222 Personen höher. Man bräuchte hier eine neue Selbstverständlichkeit bei den Arbeitgebern, dass die gesuchten Fachkräfte auch in dieser Altersgruppe zu finden sind und ebenfalls eine Selbstverständlichkeit bei den Arbeitnehmern, dass auch diesem Alter ein Neuanfang gelingen kann, findet Würdinger.

Ältere Personen ab 50 Jahren, die derzeit arbeitslos sind, bringen größtenteils eine abgeschlossene Ausbildung oder eine akademische Laufbahn mit. Damit sind sie gegenüber jüngeren Arbeitslosen vergleichsweise höher qualifiziert. „Wir sollten angesichts des Fachkräftebedarfs nicht mehr auf die Leistungs- und Weiterbildungsbereitschaft der Älteren verzichten“, appelliert Würdinger.

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