Nordoberpfälzer Fischzüchter: Angst vor dem Fischjäger

Kornthan. So majestätisch der Kormoran auch sein mag, für viele Nordoberpfälzer Fischzüchter ist er ein Schreckgespenst. Der Landesbund für Vogelschutz sieht aber keinen Anlass für den vermehrten Abschuss des bis vor wenigen Jahren geschützten Vogels.

Von Udo Fürst

Kormoran Weiher Familie Bächer
Für den Kormoran sind Fische meist eine leichte Beute.

Beim Problem der Fischzüchter mit Kormoran und Fischotter von einem Glaubenskrieg zu sprechen ist sicher übertrieben. Ein Interessenskonflikt ist es aber ganz bestimmt, der sich zwischen eben diesen Fischzüchtern auf der einen und Tierschützern auf der anderen Seite entwickelt hat. „Kormorane fressen jedes Jahr unsere Gewässer leer, ruinieren die Fischerei und gefährden bedrohte Fischarten.“ So und ähnlich beklagen Fischer und Angler das Kormoranproblem. Sie fordern einen verstärkten Abschuss des noch vor einigen Jahren in Mitteleuropa fast ausgerotteten Vogels, von dem es mittlerweile aber wieder allein in Bayern etwa 10.000 Exemplare gibt.

Verluste von rund 80 Prozent

Überspannen mit weitmaschigen Drahtnetzen oder optisches und akustisches Vertreiben der Kormorane sollen laut Landesbund für Vogelschutz den Fischbestand der Teiche schützen. An natürlichen Fließgewässern sei meist keine Vergrämung der Vögel erforderlich.

Viele Teichwirte sehen sich derzeit in ihrer Existenz gefährdet. Schuld seien die enormen Verluste durch den Kormoran und neuerdings auch durch die stark steigende Zahl an Fischottern, die die Teiche leerfressen würden. Vor allem in den Naturschutz- und FFH-Gebieten wie der Waldnaabaue lägen die Verluste bei Besatzkarpfen durch den Kormoran bei rund 80 Prozent, so der Fischerzeugerring. Außerhalb der Schutzgebiete sei die Lage kaum besser. Neben Biber und Mink richten vor allem die Fischotter immer höhere Schäden an. Nachdem die Otter bevorzugt die großen Laichfische fressen würden, sei die Lage besonders bedrohlich, weil den Vermehrungsbetrieben die Basis entzogen werde.

Kormoran Weiher Familie Bächer
Zwischen zehn und 40 Kormorane schießt der Fischereimeister im Jahr. Heuer muss er 30 Prozent seiner vom Kormoran gefressenen Karpfen abschreiben. Foto: Fürst

Einer der betroffenen Teichwirte ist Klaus Bächer aus Muckenthal, der rund 50 Teiche bewirtschaftet, davon 35 in Privatbesitz. „Der Kormoran ist seit 17 Jahren hier. Der schlimmste Verlust war einmal 80 Prozent der Zweijährigen. Heuer hatten wir 30 Prozent Verlust.“ Jährlich schießt der Fischereimeister zehn bis 40 Kormorane, meist Jungtiere. Dadurch habe er die Schäden etwas verringern können. Dafür hätten sich in letzter Zeit die Verluste durch den Fischotter gehäuft, der auch vermehrt auftrete. Bächer hat über einige Teiche Schutznetze gespannt, doch das sei eine teure Geschichte:

Wenn man den Teich vernünftig einspannt, kostet das 30.000 Euro.

Kormoranbestände nie bekannte Größe erreicht

Kormoran Weiher Familie Bächer
Auch der Muckenthaler Teichwirt Klaus Bächer hat Probleme mit Kormoran und Fischotter. Foto: Fürst

Angesichts der Schäden bei den Fischzüchtern beklagt der Landesfischereiverband ein fehlendes Kormoran-Management, das viele Fischarten und die wirtschaftliche Existenz von Teichwirtschaften gefährde. Mit dem Verbot von Umweltgiften und dem strengen Schutz hätten die Kormoranbestände in Europa seit Ende der 80’er Jahre bis heute eine nie bekannte Größe erreicht. „Dieser Erfolg des Vogelschutzes hat einen hohen Preis: Sich durch Gewässerschutzmaßnahmen ebenfalls erholende Fischbestände sind durch den steigenden Kormoranfraßdruck dramatisch zusammengebrochen“, schreibt der Verband. Die Kormoranschäden in den Satzfischbeständen von Teichwirtschaften gefährdeten deren wirtschaftliche Existenz und damit den Fortbestand der ökologisch extrem wertvollen Teichgebiete.

Genauso sieht es Hans Klupp, Vorsitzender ARGE Fisch im Landkreis Tirschenreuth:

Die ökologische Wertigkeit der Waldnaabauen ist einzig durch die jahrhundertelange Kultivierung der Teichlandschaft entstanden.

Entsprechend müsse es das Ziel sein, diese Teichwirtschaft zu erhalten. Biber, Kormoran, Otter und ander Tierarten machten den Teichwirten das Leben schwer. Besonders heikel sei die Situation im Schutzgebiet der Waldnaabauen, wo viele Teichwirte deshalb ans Aufhören denken, so Klupp.

Nur ein kleiner Trost ist da wohl die Unterstützung der Fischzüchter durch den Bezirk, der in Wöllershof selbst einen teichwirtschaftlichen Betrieb unterhält. Um die Oberpfälzer Teichwirte zu unterstützen, genehmigte der Bezirksausschuss jüngst einen Zuschuss von 20.000 Euro pro Jahr für den Fischerzeugerring Oberpfalz.

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