Interkulturelles Handwerk und worauf es aufkommt

Weiden. Das Handwerk ist überall gleich, oder nicht? Was Lehrlinge verbindet, wo Unterschiede liegen – und worauf es wirklich ankommt, lernten junge Azubis bei einem Schüleraustausch mit einer Baufachschule aus Pilsen.  

Geschichtspark Bärnau Handwerk Handwerkskammer Tradition trifft Morderne
Wie Zimmerer im Mittelalter gearbeitet haben? Das bekamen der Handwerks-Nachwuchs aus Pilsen im Geschichtspark Bärnau-Tachov vorgeführt.

Sechs Auszubildende der Baufachschule Pilsen besuchten eine Woche lang die überbetriebliche Lehrlingsunterweisung (ÜLU) im Bildungszentrum der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz in Weiden. Gemeinsam mit deutschen Maurerlehrlingen erlernten sie dort das Mauern von Bogenmauerwerken.

Praxisnahes Lernen im Vordergrund

„Im Mittelpunkt steht die Praxis“, betonte der Leiter des Bildungszentrums Tobias Knauer. Denn in Tschechien findet die dreijährige Ausbildung zum Maurer größtenteils in der Berufsschule statt. Die Teilnehmer wussten das zu schätzen und freuten sich über die gute Organisation und Ausstattung in der Bauhalle. Auch der Direktor der Baufachschule Pilsen Miroslav Šteffek lobte die Praxisorientierung des Kurses. Zwei der Teilnehmer absolvieren in Pilsen eine Fliesenlegerausbildung. Die Maurertechnik könnten sie dabei gut in ihrem beruflichen Alltag, etwa beim Einbau einer Badewanne, anwenden, so Knauer.

Leistungsunterschiede zwischen den deutschen und tschechischen Lehrlingen konnte Kursleiter Karl Winkler nicht feststellen. Zwar hätten die tschechischen Azubis etwas weniger praktische Erfahrung, sie hätten sich aber alle sehr gut geschlagen und saubere Arbeiten abgeliefert.

Schüleraustausch Handwerkskammer
Sechs tschechische Auszubildenden lernten in Weiden das Mauern von Bogenmauerwerken. Die Austauschwoche begleiteten Übersetzerin Martina Košařová (6. von links), Fachlehrer Jan Vrátník (4. von rechts), Ausbilder Karl Winkler (3. von rechts), der Direktor der Baufachschule Pilsen Miroslav Šteffek (2. von rechts) und der Leiter des Bildungszentrums Tobias Knauer (1. von rechts).

Einblicke in altes Handwerk

Die gemeinsame Lehrlingsunterweisung findet seit mittlerweile zehn Jahren statt. Neu war in diesem Jahr ein Besuch im Geschichtspark Bärnau-Tachov. Dort erlebten die tschechischen Lehrlinge historische Handwerkstechniken und durften diese auch selbst anwenden. Auf der Burgbaustelle, auf der eine mittelalterliche Reisestation des Kaisers Karl IV. entstehen soll, konnten sie den Zimmermann beim Hauen der Balken und Sägen der Bretter mit einer Handsäge unterstützen.

Interkulturelle Zusammenarbeit wird immer wichtiger – auch im Handwerk“

erklärte Knauer. Der gemeinsame Lehrlingskurs, aber auch die Kooperation mit dem Geschichtspark Bärnau-Tachov leisteten dazu einen wichtigen Beitrag. Eine Fortführung beider Kooperationen ist geplant.

Bilder: HWK

* Diese Felder sind erforderlich.