Schnelle Hilfe gegen die Sucht

Weiden. „Beraten, helfen, engagieren“, das hat sich die „Fachambulanz für Suchtprobleme“ der Caritas Regensburg auf ihre Fahnen geschrieben. In der Geschäftsstelle der Caritas Weiden stellte das Team das Programm zum Thema „Suchtberatung“ vor.

Von Jürgen Wilke 

Drogenprävention Suchtberatung Caritas Weiden
Kurt Seggewiß und Lothar Höher sprachen mit Ingrid Karl, Kathrin Miller, Vanessa De Luca, Vanessa Endress und Katjenka Wild über die Arbeit der Caritas Weiden. Themen waren Suchtberatung und Drogenprävention. Bild: Jürgen Wilke.

Die Leiterin der Suchtambulanz, Katjenka Wild, die beiden Sozialpädagoginnen Vanessa De Luca und Kathrin Miller, sowie die Verwaltungsangestellte Ingrid Karl und die Praktikantin Vanessa Endress hatten dazu Oberbürgermeister Kurt Seggewiß und Bezirkstagsvizepräsident Lothar Höher als Gesprächspartner eingeladen. Rund 500 Klienten betreute die Beratungsstelle im vergangenen Jahr. Der Anteil der Männer beträgt 60 Prozent. Die Zahl ist seit Jahren ziemlich konstant. Ein Großteil der Ratsuchenden ist zwischen 45 und 55 Jahre alt. Das lässt sich laut Meinung der Expertinnen so erklären, dass es sich häufig um Alkoholkonsumenten handelt, die in der Regel erst spät auffällig werden.

Schnelle Hilfe gegen die Sucht

Die Beratung der Suchthilfe der Caritas ist für Hilfesuchende kostenlos. Es wird in der Zusammenarbeit Verschwiegenheit, Freiwilligkeit und auf Wunsch auch Anonymität garantiert. Der Klassiker – da sind sich die Fachkräfte einig –, bleibt Alkohol. Auf Platz zwei der Suchtkrankheiten folgt seit 2018 Cannabis. Crystal ist leicht rückläufig. Was sich in der Suchtberatung besonders bewährt hat, ist die offene Sprechstunde, die sehr gut besucht wird. Jeden Donnerstag von 14 bis 16.30 Uhr können Ratsuchende ohne vorherige Anmeldung die Sprechstunde aufsuchen. Sie erhalten Antworten zu allen Fragen rund um Alkohol, illegale Drogen, Essstörungen, Spielsucht, andere Abhängigkeiten und ihre Behandlungsmöglichkeiten.

Wir erreichen über die offene Sprechstunde mehr Betroffene als über die Terminvergabe. Zwei Mitarbeiterinnen halten sich dafür bereit, die vorher nicht wissen, mit welchen Problemen die Ratsuchenden in die Sprechstunde kommen. Das ist für uns oft ein Überraschungspaket“

sagt Katjenka Wild. Zunächst muss abgeklärt werden: Ist der Klient in der Sprechstunde am richtigen Ort? Welche Hilfe braucht er? Ist eine Entgiftung notwendig? In diesem Fall muss es zügig gehen und es ist keine Zeit zu verlieren. Die Suchtberatung hilft auch dabei, mögliche Wartezeiten bis zu einer Suchttherapie zu überbrücken. Auskunft gibt es über die Telefonnummer 0961 / 389 14 33.

In der Beratungsstelle selbst gibt es keine Wartezeiten mehr. „Wir sind für die schnelle Hilfe da. Das ist uns ein großes Anliegen“, so die Fachkräfte.

Cannabis legalisieren – Ja oder nein?

Was die Cannabis-Problematik betrifft, die seit 2018 Crystal als Suchtproblem Nummer zwei abgelöst hat, so sprechen die Expertinnen vom THC. Das steht für Tetrahydrocannabinol. Die Substanz kommt in Pflanzen der Gattung Hanf (Cannabis) vor und ihr wird der Hauptanteil der berauschenden Wirkung zugesprochen. Zu beachten sei, dass THC als Medizin verwendet werden kann. Katjenka Wild und ihre Mitarbeiter stellen fest, dass es in diesem Bereich noch viel Informationsbedarf gibt.

Wenn es nach OB Seggewiß geht, dürfte THC nicht legalisiert werden: „Im Sinne einer Schmerztherapie ist es gut. Aber nicht, wenn ein Gesunder sich einen Joint reinzieht“, so der OB. Im Übrigen werde in Deutschland häufig verkannt, dass die USA große Probleme damit haben. Dort ist in einigen Bundesstaaten Cannabis freigegeben. Auch beim Alkohol, der in der Gesellschaft wesentlich anerkannter ist, sei für viele nur schwer zu erkennen, ab welcher Menge der Konsum gefährlich ist.

Katjenka Wild sagt dazu: „Würde Cannabis freigegeben, dann hätten wir zusätzliche Probleme.“ Lothar Höher schloss sich dieser Meinung an und betonte: „Wir dürfen nicht noch weitere Drogen legalisieren.“

Gesundheitsämter in der Pflicht!

Die Gesprächsrunde war sich einig, dass die Aufgabe „Drogenprävention“ bei den Gesundheitsämtern sehr gut angesiedelt ist. Der Leiter des Gesundheitsamtes Weiden-Neustadt, Dr. Thomas Holtmeier, werde gemeinsam mit dem Gesundheitsamt Tirschenreuth ein Konzept zur Drogenprävention entwickeln, das auch in das Projekt Gesundheitsregion Plus mit eingebunden wird.

Das vor kurzem eingestellte Projekt „Need no Speed“ habe in der Öffentlichkeit große Aufmerksamkeit für die Drogenproblematik bewirkt. Auch in der Versorgung von psychisch Kranken können die Region und der Bezirk große Fortschritte verzeichnen, betonte Bezirkstagsvizepräsident Höher. Für die Prävention seien auch hier die Gesundheitsämter zuständig. Vom Bezirkstag wurde vor ein paar Wochen beschlossen, dass ein Krisendienst hinzukommt, der als zentrale Anlaufstelle für die gesamte Oberpfalz in Schwandorf angesiedelt wird. Lothar Höher hofft auf den Spatenstich im kommenden Jahr.

Für die stationäre Versorgung sind die Psychiatrie-Kliniken zuständig, die mit der neuen Jugendpsychiatrie in Weiden eine wichtige Ergänzung erfahren. Die Jugendpsychiatrie soll spätestens 2021 fertig sein. Abschließend lobten OB Seggewiß und Lothar Höher die konstruktive Zusammenarbeit mit der Suchtambulanz.

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