Musikalisches Dorf feiert Jubiläum: 100 Jahre Blasmusik in Dießfurt

Dießfurt. Seit 100 Jahren spielt die Musikkapelle Dießfurt auf. Ein Rückblick auf die Vergangenheit zeigt großartige Leistungen und bewegende Momente.

Die „Feuerwehrkapelle Dießfurt“ im Gründungsjahr 1923. Stehend von links: Michael Walberer,Georg Brüderer, Wolfgang Holzer, Hans Meiler und Josef Walberer. Sitzend von links: Max Walberer, Anton Wolfbauer, Rupert Walberer, Josef Kohl und Rupert Walberer. Foto: Musikkapelle Dießfurt
Die „Feuerwehrkapelle Dießfurt“ im Gründungsjahr 1923. Stehend von links: Michael Walberer,Georg Brüderer, Wolfgang Holzer, Hans Meiler und Josef Walberer. Sitzend von links: Max Walberer, Anton Wolfbauer, Rupert Walberer, Josef Kohl und Rupert Walberer. Foto: Musikkapelle Dießfurt
Die Musikkapelle Dießfurt im Jahr 1960 mit dem 12-jährigen Werner Wolfbauer (oben, Dritter von links). Der Ehrenvorstand und ehemalige Dirigent kann heuer im Jubiläumsjahr auf 62 Jahre aktive Musikertätigkeit in der Kapelle zurückblicken. Foto: Musikkapelle Dießfurt
Die Musikkapelle Dießfurt im Jahr 1960 mit dem 12-jährigen Werner Wolfbauer (oben, Dritter von links). Der Ehrenvorstand und ehemalige Dirigent kann heuer im Jubiläumsjahr auf 62 Jahre aktive Musikertätigkeit in der Kapelle zurückblicken. Foto: Musikkapelle Dießfurt
Musikkapelle Dießfurt
Musikkapelle Dießfurt

Prädikat außergewöhnlich: Diese Beschreibung ist sicherlich treffend für ein 100-jähriges Gründungsjubiläum. Gefeiert wird es im Jahr 2023 in Dießfurt. Denn die Musikkapelle blickt in diesem Jahr auf 100 Jahre Musikgeschichte zurück.

Was im Jahr 1923 begann, hat sich heute zu einem festen Bestandteil im Vereinsleben der Ortschaft Dießfurt entwickelt. Die Musikkapelle Dießfurt hat auch ihren Teil dazu beigetragen, das kleine von Kiesabbauseen umgarnte „gallische“ Dorf landesweit bekannt zu machen. Davon zeugen Auftritte bis hin in die Landeshauptstadt München beim Bayerischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

Wurzeln in der Feuerwehr

Interessante Einblicke zur Entstehung der Kapelle ergeben sich aus alten Aufzeichnungen der Freiwilligen Feuerwehr Dießfurt. Zwar ist der genaue Gründungsablauf nicht überliefert, jedoch ist festgehalten, dass die damaligen Führungskräfte der Feuerwehr die treibenden Kräfte waren.

Für die musikalische Umrahmung sollte eine eigene Kapelle ins Leben gerufen werden, was mit Hilfe des Burschenvereins schließlich auch gelang. Die „Feuerwehrkapelle Dießfurt“ war ins Leben gerufen. Selbst nach der Gründung griff die Feuerwehr den jungen Musikanten unter die Arme. So ist im Protokoll der Jahreshauptversammlung von 1926 zu lesen, dass den Musikern ein zinsloses Darlehen zur Anschaffung neuer Instrumente gewährt wird.

Unterbrechung durch Kriegsausbruch

Es folgten durchaus bewegte Zeiten. Als 1934 Walter („Michl“) Stemmer das Amt des Dirigenten übernahm, war dies zugleich mit einem Aufschwung verbunden. Sogar ein eigenes Waldfest wurde organisiert. Dann unterbrach jedoch der Kriegsausbruch den Musikbetrieb jäh. Der Initiative einiger Jugendlichen ist die Wiederbelebung der Kapelle zu verdanken. Mit ein Grund, weshalb auch heute noch fortlaufend junge Musiker integriert werden.

Die Gründung des FC Dießfurt 1949 kam auch der Kapelle bezüglich der Auftragslage zugute. Diese Symbiose dauert bis heute an. Denn die Formation hat ihr Probenlokal im Sportheim des FC Dießfurt.

Werner Wolfbauer: Eine Ära

Mit dem Wirtschaftswunder in Deutschland einhergehend nahmen sowohl die Auftragszahlen als auch die Größe der Festlichkeiten zu. Der enorme organisatorische Aufwand erforderte eine zuverlässige Hand, die man mit Georg Wolfbauer, dem Vater des langjährigen Dirigenten Werner Wolfbauer, fand. Nach Josef Stemmer, der die musikalische Leitung von 1965 bis 1969 innehatte, folgte die Ära Werner Wolfbauer.

36 Jahre lang hat er das Klangbild der Musikkapelle geformt und geprägt. Parallel übernahm er mehrere Jahre das Amt des Vorstands, weshalb er zwischenzeitlich bereits zum Ehrenvorstand ernannt wurde. Vielleicht noch beeindruckender ist seine aktive musikalische Laufbahn. Denn der immer noch aktive, bald 75-jährige Ausnahmetrompeter kann mittlerweile auf über 60 Jahre Bühnenerfahrung zurückblicken.

Böhmischer Frühling und Blasmusik pur

Im Jahr 2007 übernahm dessen Schwiegersohn Werner Schreml das Amt des Dirigenten. Mit Matthias Götz als neuem Vorstand an seiner Seite, wurde unter anderem das Blasmusikevent „Böhmischer Frühling“ ins Leben gerufen, bei dem professionelle Blasmusikformationen wie „Guido Henn und seine Goldene Blasmusik“ oder „Die Schwindligen 15“ in die Region eingeladen wurden.

Das Highlight dürfte aber die zum 90-jährigen Bestehen eingespielte CD-Produktion „Blasmusik pur“ sein. Werner Schreml ließ es sich nicht nehmen, den Eröffnungsmarsch dafür selbst zu komponieren.

Dirigent in dritter Generation

Im letzten Jahr übergab Werner Schreml aus beruflichen Gründen den Dirigierstab an seinen Sohn Jonas Schreml, der seither in dritter Generation die Kapelle mit ihrem breit gefächerten Repertoire zum 100-jährigen Jubiläum anführt. „Und dieses Jubiläum will die Kapelle auch musikalisch feiern“, so Sophia Weber, die amtierende Vorsitzende.

Deshalb fiel auch die Entscheidung, mehrere Veranstaltungen über das ganze Jahr 2023 zu verteilen. Freunde der böhmischen Blasmusik kamen beim ausverkauften Böhmischen Abend im Mai im Jugendheim Grafenwöhr auf ihre Kosten.

Musikalischer Jubiläumsdreiklang

Mit dem Konzert BRASS’n’BEAT am 10. Juni auf der Naturbühne Schönberg in Grafenwöhr werden die Dießfurter Schlossbläser, das Blechbläserensemble der Kapelle, beweisen, dass von Klassik, über Swing und Jazz bis hin zu Pop-Balladen dem Bläserklang nahezu keine Grenzen gesetzt sind. Der Eintritt an der Abendkasse beträgt acht Euro, es findet kein Vorverkauf statt.

Den Abschluss des musikalischen Jubiläumsdreiklangs bildet am 15. Juli die traditionelle Serenade im Dießfurter Schlosshof, bei dem die Kapelle mit einem „Best-of“ der vergangenen Jahre aufwartet. Anschließend können Freunde und Fans mit den Musikern am alten Feuerwehrhaus gemeinsam feiern.

Weitere Informationen über die Musikkapelle Dießfurt gibt es hier.

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