30 Jahre Couplet AG – ein Abend in Bestform

Neustadt/WN. Die bayerischen Vollblutkabarettisten der Couplet AG sehen sich selbst als Beobachter der Gesellschaft – und das seit 30 Jahren. Es war ein furioses Bühnenjubiläum mit brandneuen Nummern und Highlights in einer besonderen Dramaturgie, die am Samstag in der Stadthalle geboten wurde.

Nicht nur in Neustadt in Topform. Foto: Couplet AG

„Was wir seit 30 Jahren tun, ist, die Menschen zu beobachten.“ Mit diesen mehr als eindeutig formulierten Worten eröffnete Frontmann Jürgen Kirner einen Abend in Bestform voller pointierter Sketche, satirischer Song- und Couplet Texte sowie spöttischer Strophenmusik. Beobachten können die vier Kabarettisten derzeit wahrlich eine ganze Menge. Deshalb wurde auch in ihrer Jubiläumsshow alles durch den kabarettistischen Reißwolf gedreht, was in irgendeiner Weise Schlagzeilen macht oder Thema an den heimatlichen Stammtischen ist.

Brandneue Nummern und zeitlose Klassiker

Foto: Couplet AG
Foto: Couplet AG
Langweilig wirds mit denen nie. Foto: Couplet AG
Langweilig wirds mit denen nie. Foto: Couplet AG
Foto: Couplet AG
Foto: Couplet AG

Mit Hirn und Herz gab es geniale Nummern wie „Alles aus Beton“, „Täglich einen Zuckerjoint“ oder „Mit 67 Jahren fängt das Flaschensammeln an“. Klug durchdachte Zeilen wie bei „Weil der Mensch halt so a Mensch is“ waren an diesem Abend an der Tagesordnung.

Aber nicht nur die breitgefächerten Highlights aus drei Jahrzehnten Satirekunst wurden präsentiert, sondern auch brandneue Nummern, in denen man mit Gitarre, Ziach und sagenhaften Stimmbändern das Zeitgeschehen durch den kabarettistischen Kakao zog. Bissige Geschichten über die bajuwarische Politiklandschaft waren an diesem Abend ebenso zu genießen wie das Dasein von emotional verkümmerten Ehepaaren oder einfach nur die skurrilen Banalitäten des ganz normalen Alltagswahnsinns.

Der kabarettistische Narrenspiegel der Couplet-AG machte ungemein Spaß und so gab es von der vierköpfigen Band (Bianca Bachmann, Jürgen Kirner, Bernhard Gruber und Bernhard Filser) vor nicht ganz ausverkauftem Hause auch mehrere Zugaben, die vom begeisterten Publikum mit donnerndem Applaus heftig eingefordert wurden.

Die Couplet AG

Weitere Informationen gibt es hier.

Jürgen Kirner im Interview

OberpfalzECHO: Drei Jahrzehnte Couplet AG, auf welche gemeinsamen Erlebnisse und unvergessliche Highlights blicken Sie immer wieder gerne zurück?

Jürgen Kirner: Da gab es natürlich einige. Zweifelsohne war es ein Wahnsinn auf der Millennium-Meile am Silvester-Abend 2000 auf dem Münchner Odeonsplatz vor mehr als 30.000 Zuschauern spielen zu dürfen, aber auch die vielen kleinen persönlichen Geschichten bleiben stets in Erinnerung. Als zum Beispiel Erni Singerl bei einem Auftritt im Hofbräukeller zu mir sagte „Aus Dir wird no wos“ war es für mich als großer Fan der bayerischen Grand-Dame mehr als nur ein Schulterschlag.

Die Gruppe hat unzählige Auszeichnungen erhalten. Welche war für Sie die wichtigste und wo werden die Preise eigentlich aufbewahrt?

Kirner: Unsere Auszeichnungen finden ihren Platz in unserem Büro. Viele Urkunden und Trophäen hängen an der Wand oder sind auf einem Schränkchen platziert. Der Bayerische Kabarettpreis im Jahre 2005 war für uns ein Meilenstein und daher von großer Bedeutung.

Immer positiv denken, das geht am besten mit und durch Satire.

Dank Euch sind die Couplets wieder salonfähig geworden und erfreuen sich auch bei den jungen Zuschauern großer Beliebtheit. Wenn man 30 Jahre Revue passieren lässt, ist das Publikum bei Euren Auftritten wirklich konstant jünger geworden?

Kirner: Das kann ich so direkt nicht sagen. Bei unseren Auftritten wird man eher an ein großes Familienfest erinnert. Da kommen Oma und Opa, mit Papa und Mama und den Enkeln. Generationsübergreifend wird dann ein gemeinsamer Abend miteinander verbracht.

In der neuen Welt von Social Media spricht man schon öfters von einem Shitstorm. Hattet ihr schon mal in Eurer Schaffenszeit Anfeindungen oder schlechte Presse?

Kirner: Als Gruppe waren wir mal gehörig im Focus, als wir 2012 (die Zeit als der Hygieneskandal von Müller Brot in aller Munde war) den Song der Kakerlake Elsa präsentierten. Wir hatten in dem Couplet den Namen einer Metzgerei aus Rottal erwähnt, die es nach unseren Recherchen mit den Hygiene-Bestimmungen nicht immer so genau nahmen. Die waren da sehr spaßbefreit und haben uns wegen Verleumdung angezeigt.

Obwohl wir genau wussten, dass wir da keinen Blödsinn verzapften, hat uns das damals eine Stange Geld gekostet. Privat gab es schon auch mal Morddrohungen, zum Beispiel als ich damals beim BR-Sonntagsstammtisch den Vorsitzenden der AFD Alexander Gauland konfrontierte, dass die Freudlosigkeit jeden AFD-Politiker förmlich ins Gesicht geschrieben steht.

Wird es die Couplet AG mindestens noch ein weiteres Jahrzehnt geben oder ist leider schon ein Ende in Sichtweite?

Kirner: Ich denke schon, es ist nichts anderes geplant. Wenn wir alle gesund bleiben und aus irgendeinem Grund nicht die Lust dazu verlieren, denken wir noch lange nicht ans Aufhören.

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