Advent als Zeit der Besinnung begreifen

Neustadt/Kulm. Drei Jahre lang mussten die Kulmstädter „umständehalber“ darauf verzichten: Heuer nun ließ die Männerchor-Singgemeinschaft „Kulmianer“/Trabitz die Tradition wieder aufleben, die Liturgie zum dritten Adventssonntag mit kunstvoll dargebotenem adventlichem Gotteslob musikalisch zu begleiten.

Macht hoch die Tür, die Tor macht weit: Von der Vorfreude auf die Geburt Jesu sang die Chorgemeinschaft aus “Kulmianern” und Trabitzer Männergesangverein beim Gottesdienst am dritten Adventssonntag in Neustadt am Kulm. Foto: Bernhard Piegsa

Nicht nur die evangelischen Christen aus Neustadt und Umgebung wussten es zu schätzen: Auch zur Freude von Pfarrer Hartmut Klausfelder war der Gottesdienst überdurchschnittlich gut besucht, den die Sänger mit dem rund 600 Jahre alten Choral „Es kommt ein Schiff geladen“, „Lasst die roten Kerzen brennen“, „Herbei, o ihr Gläubigen“ und den gemeinsam mit den Gottesdienstbesuchern angestimmten Weisen „Wir sagen euch an den lieben Advent“ und „Macht hoch die Tür“ harmonisch umrahmten.

An den ursprünglichen Charakter der Adventszeit als stille Vorbereitungszeit auf das Hochfest der Geburt des Erlösers Jesus, die deshalb auch eine Zeit der Besinnung und Buße sein sollte, erinnerte Pfarrer Klausfelder. Es sei zu bedauern, dass die Grenze zwischen Advent und Weihnacht im Alltag immer mehr verwischt werde. Um diesem Trend entgegenzuwirken und das Bewusstsein neu zu schärfen, werde der Christbaum in der Dreieinigkeitskirche vor Heiligabend nicht illuminiert.

Auf Gottes stärkenden Beistand vertrauen

Im Mittelpunkt von Klausfelders Predigt stand die im Matthäusevangelium überlieferte Botschaft Jesu an den eingekerkerten Täufer Johannes, in der sich Jesus „als Retter und nicht als Richter“ offenbart und deutlich gemacht habe, dass der sündige Mensch sein Leben stets auch als „Zeit des Heils und der möglichen Umkehr“ begreifen dürfe. Hierfür könne er auf Gottes stärkenden, Geborgenheit und Hoffnung stiftenden Beistand vertrauen. Nach dem Gottesdienst traf man sich zum „Kirchcafé“ im Gemeindehaussaal, wo die Chorgemeinschaft „Süßer die Glocken nie klingen“ und das fränkische Weihnachtslied „Ganz still is es Land umadum“ vortrug.

German Herath, Vorsitzender des „Kulmianer“-Chorvereins, blickte auf die 15-jährige Geschichte der erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen seinem und dem Trabitzer Männerchor zurück, die auch ein geglückter Akt ökumenischer Grenzüberwindung sei. Weil der Advent eine Zeit der Vorfreude auf die Geburt Jesu sei, dessen „Wort in die ganze Welt hinausgetragen worden ist“, umfasse auch das Buffet hausgemachte Spezialitäten nach Rezepturen aus vielen Teilen der Erde: von „Lutheranerkrapfen“ aus Franken und Oberpfälzer Griebenschmalz über friesische „Windbeutel mit Forellenfilet“, ostdeutsches Würzfleisch und Südtiroler „Vinschgauer-Brettl“ bis zu britischem „Scones“-Gebäck, veganer Mais-Reis-Paella aus Mittelamerika und asiatischem Kürbiscurry.

Mit Blick auf den gut besuchten Gottesdienst ermunterte Herath die Neustädter augenzwinkernd: „Ihr dürft auch gern in die Kirche kommen, wenn wir nicht singen.“

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