Als Manfred Hausel mit dem “Kaiser” gemeinsam die Schulbank drückte

Weiden. Der Weidener Arzt i. R., Dr. Manfred Hausel, war vier Jahre Klassenkamerad des am Sonntag im Alter von 78 Jahren verstorbenen Fußball-Idols Franz Beckenbauer.

Manfred Hausel (links beim roten Punkt) und Franz Beckenbauer (vorne mit rotem Punkt) in der vierten Klasse der Silberhornschule in Müchen-Obergiesing. Foto: Privatarchiv Manfred Hausel

An allzu viel aus seiner Zeit in der Silberhornschule in Obergiesing kann sich Manfred Hausel nicht mehr erinnern. Nur eines weiß er noch ganz genau, obwohl er mit dem Franzl nicht direkt befreundet war: “Der hatte immer einen Ball dabei”, sagt der einstige Ärztliche Direktor des Klinikums Weiden schmunzelnd. Und mit diesem habe er damals schon saugut umgehen können. “Der Franz kam mit dem Ball am Fuß in die Schule und dribbelte nach dem Unterricht wieder heim. Auf dem Gang, im Klassenzimmer, auf dem Gehsteig. Der Ball war sein Freund. Und wir haben uns damals schon immer gefragt, wie macht der das bloß?”

Kein Bezug zum Fußball

Er selbst habe nie einen Bezug zum Fußballsport gehabt, erzählt Hausel. So habe er mit Beckenbauer auch nie zusammen gekickt – nicht einmal auf der Wiese und schon gar nicht auf einem echten Fußballplatz, der damals das Zuhause des späteren Weltstars war. 50 Buben seien sie damals gewesen, in einer Klasse der Volksschule. “Da kannte man nicht jeden Mitschüler näher.”

“Zwei Lichtgestalten”

Der in Eichstätt geborene Hausel lebte 20 Jahre in München, ehe er seine Reise als Mediziner antrat: Über Krankenhäuser im Bayerischen Wald, Gießen und Amberg kam er im Dezember 1980 nach Weiden. Dort arbeitete er bis 2006 als Chefarzt der Unfallchirurgie am Klinikum, ehe er im Zuge des entstehenden Kliniken-Verbundes zum Ärztlichen Direktor bestellt wurde. 2013 ging der Mediziner in den Ruhestand, blieb aber bis 2020 Leiter der Ethik-Kommission der KNO. Bei seiner Verabschiedung vor gut zehn Jahren zog Professor Theodor Klotz einen schönen Vergleich zwischen Hausel und seinem Schulkameraden Beckenbauer: “Beide hattet ihr eure Berufswünsche. Beide seid ihr zu Lichtgestalten geworden.”

Das Runde am Fuß: Franz Beckenbauer bei der Europameisterschaft 1972 in Belgien. In der Schule hat ihn so auch Manfred Hausel erlebt: der Ball als Freund des hochtalentierten Kickers aus Giesing. Foto: Baumann

30 Jahre Teamarzt bei den Blue Devils

Die engste Berührung zum Sport hatte der Hobby-Langläufer und -Radfahrer Hausel durch das Eishockey. Von der Gründung des 1. EV Weiden war er 30 Jahre lang Teamarzt bei den Blue Devils. “Dieser schnelle und kämpferische Sport hat mich immer fasziniert.”

Manfred Hausel ging mit Franz Beckenbauer vier Jahre lang in die Schule. Foto: Andrea Schreiber

Brief blieb unbeantwortet

Franz Beckenbauer hat der Weidener nach der Schule nie mehr getroffen und auch dessen Karriere nicht mehr besonders verfolgt. “Weil mich der Fußball halt einfach nicht interessierte.” Ende der 1980er Jahre habe er einmal versucht, den Weltstar aus Giesing für ein Grußwort seiner Veranstaltung “Aktiv im Sport – fit bis ins hohe Alter” zu gewinnen. Vergeblich. Er habe an Beckenbauers Büro einen Brief geschrieben, mit dem Hinweis, dass sie ja schließlich Schulkameraden seien (“E-Mail gabs ja damals noch nicht”), aber nur die lapidare Antwort bekommen, dass Franz Beckenbauer sowas prinzipiell nicht mache. “Da war ich schon ein bisschen enttäuscht. Aber das war sicher ein Standardbrief, den der Franz bestimmt nicht selbst geschrieben hat”, erinnert sich Manfred Hausel und versichert schmunzelnd, dass er seinem Schulfreund mittlerweile verziehen habe.

Hans Forsters Begegnung mit dem Teamchef

Außer Manfred Hausel erinnert sich mindestens noch ein Weidener an eine ganz besondere Begegnung mit Franz Beckenbauer: Am 12. November 1986 hatte CSU-Stadtrat Hans Forster, damals als Zoll-Oberinspektor, Dienst am Grenzübergang Waidhaus, als ein Ford Sierra mit tschechischem Kennzeichen vorfuhr. Als der Fahrer das Fenster herunterkurbelte, traute der Beamte seinen Augen nicht: Im Auto saßen Franz Beckenbauer und zwei seiner Söhne. Der damalige Teamchef der Deutschen Nationalelf hatte in Prag das EM-Qualifikationsspiel der Gruppengegner Tschechien und Dänemark beobachtet. Als der Rückflug wegen Nebels abgesagt wurde, fuhr Beckenbauer mit einem Mietauto nach Hause.

“Ich war total baff und fragte ihn, ob er wirklich Franz Beckenbauer sei”, erinnert sich Forster. Nachdem der dies bejaht hatte, fragte er ihn noch nach dem schnellsten Weg nach München. Da half ihm der Zollerer natürlich gerne weiter und erklärte, dass es am schnellsten über Wernberg und Regensburg gehe (die A 93 gab es damals noch nicht). Forster steckte dem Teamchef noch schnell ein Zettel mit seiner Adresse für einen Autogrammwunsch zu – “das mir Franz später auch zuschickte”- und ließ ihm sogar noch einen CZ-Aufkleber am Auto anbringen, was damals Pflicht war. Der Weidener hat sehr gute Erinnerungen an Franz Beckenbauer: “Er war total normal, ohne jegliche Starallüren. Wir hatten einen netten Plausch.” Sein Autogramm hängt heute noch zwischen meinen Pokalen.”

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