Bockboanig [ˈbɔkbaɪ̯nɪç]: Neulich in der Sportschau-Werbepause…

Nordoberpfalz. Manchmal blutet einem alten Fußballer wirklich das Herz. Zeit für etwas Nostalgie rund um das runde Leder.

Geht doch noch halbwegs. Foto: Andreas Huber

Was waren das für Zeiten, als wir noch am Samstag um 18 Uhr vor dem Fernseher ein Hochamt der Männlichkeit zelebrierten. Das ist leider alles Geschichte, denn inzwischen möchte man sich bei der ARD beschweren, warum sie immer wieder diese langweiligen Sportschnipsel zwischen den höchst anregenden Verbraucherinformationen einspielen. Vermutlich sind sie vertraglich dazu verpflichtet.

Achtung, junge Menschen bitte wegk(l)icken, jetzt erzählt der Alte gleich wieder vom Krieg!

Zu meiner aktiven Zeit war das aber wirklich alles irgendwie anders. Da gab es weder einen echten noch einen falschen Sechser, und wenn er doppelt war, dann nur, weil man vom Vorabend noch nicht ganz so frisch im Kopf war. Der beste Spieler hatte außerdem immer die Nummer Zehn. Was es aber gab, das waren noch echte Verteidiger. Das waren Sportkameraden, die bis heute nicht wissen, dass Fußball ein Ballsport ist und die immer noch glauben, dass so ein Bein nachwächst.

Wunderbare Rituale

Auch das Auswechseln war anders und erfolgte in einem festen Ritual. Zehn Meter vor der Außenlinie Trikot runter und kurz hinter der Linie wurde einem dann vom Stuff von rechts eine Halbe Bier dargereicht, von der anderen Seite eine brennende Zigarette. Und da stand man nun – sexy im weißen Feinrippunterhemd – und redete gescheit daher. Obwohl man gerade wegen der eigenen schlechten Leistung ausgewechselt wurde. So war das.

Früher habe ich nach jedem meiner Tore die Säge ausgepackt (was im Lauf der Jahre etwa dreimal der Fall war). Heute sehe ich in der Bundesliga Torjubel, die – ganz diplomatisch ausgedrückt – nicht wirklich den Eindruck messerscharfen Scharfsinns vermitteln. Muss man den Gegner denn noch zusätzlich demütigen, indem man ihm zeigt, was für ein Depp einem gerade eins eingeschenkt hat? Fair ist das nicht.

Zurückgegrantelt auf die Metaebene

Sowas wie einen Riss des Syndesmosebands gab es damals auch noch nicht. Auf die Anmerkung “Trainer, mich zwickts am G’lenk” kam nur die Antwort “kann man rauslaufen”. Damals waren wir im Amateurbereich in Sachen Sportmedizin schließlich der Ansicht, dass man alles bis zum offenen Schienbeinbruch rauslaufen kann.

Auch die Übungseinheiten waren anders. Die “Trainingssteuerung” war beispielsweise um ein Vielfaches rustikaler. Hauptsächlich hat sie gerade in der Vorbereitung Nahrung spontan wieder aus uns herausgesteuert. Generationen von Fußballern sind bis heute zutiefst traumatisiert, wenn sie einen steilen Hang und/oder einen alten Medizinball sehen.

Es nervt aber wirklich

Die Werbung ist zu Ende und schon wieder muss ich mich ärgern. Was ist aus der schönen alten Sprache geworden, seit Sportreporter scheinbar verpflichtend zum Logopäden geschickt werden? Früher hat ein Stürmer dem Verteidiger den Ball “abgeluhrt”, heute antizipiert er. Die Schwalbe war noch verpönt bei echten Kerlen, heute hat er “das Angebot dankend angenommen”. Außerdem stellt der Reporter – wenn es mittags auch noch Buchstabensuppe gab – fest: “Es hat ein Kontakt stattgefunden, es gab eine Berührung”. Auch das soll ja beim Fußball mitunter schon vorgekommen sein. Also früher bei uns…

Werbung für Prostata-Kürbisdragees. Zeit, um zum Pieseln zu gehen…

Aber wisst ihr, was das Schönste ist? Das ganze Gemoser stört die Kids nicht im Geringsten, sie ziehen ihre Stutzen übers Knie (sic!), schnüren ihre bunten Schühchen und haben einfach genau den gleichen Spaß am Fußball wie wir ihn früher hatten. Und heut noch haben.

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