Cup gegen Antisemitismus startet: Oberpfälzer Gymnasium beteiligt sich erstmals

Eschenbach. Das Projekt „Jenö Konrad-Cup“ des 1. FC Nürnberg ist seit Jahren ein fester Bestandteil an den Schulen rund um Nürnberg. In diesem Jahr ist aber zum ersten Mal auch eine Schule aus der Oberpfalz dabei.

Der Ungar Jenö Konrad war Trainer beim 1. FC Nürnberg. Foto: Jürgen Masching

Seit Beginn des Krieges in Gaza und Israel hat sich die Zahl judenfeindlicher Straftaten in Deutschland vervierfacht. Wichtiger denn je ist in diesem Kontext der „Jenö Konrad-Cup“ des 1. FC Nürnberg. Bei diesem Projekt setzen sich Schülerinnen und Schüler intensiv mit dem Thema Antisemitismus auseinander. Ausgangspunkt ist die Biografie des ehemaligen jüdischen Club-Trainers Jenö Konrad, der im Jahr 1932 aufgrund antisemitischer Hetze Nürnberg verlassen hat. In diesen Tagen startet die sechste Auflage des Wettbewerbs. Der FCN richtet den Jenö Konrad-Cup gemeinsam mit dem deutsch-jüdischen Sportverein TSV Maccabi Nürnberg aus.

„Der 1. Fußballklub Nürnberg geht am Juden zugrunde“ lautete im August 1932 eine Schlagzeile im antisemitischen Hetzblatt „Der Stürmer“ nachdem der Club zweimal nacheinander gegen den FC Bayern München verloren hatte. „Klub! Besinn dich und wache auf“, heißt es in dem Artikel. „Gib deinem Trainer eine Fahrkarte nach Jerusalem.“ Jenö Konrad verließ in der Nacht vom 5. auf den 6. August 1932 Nürnberg mit seiner Frau Grete und der damals dreijährigen Tochter Evelyn – nach nicht einmal zwei Jahren im Amt.

Club Historiker Bernd Siegler erzählt die Geschichte von Jeno Konrad. Foto: Jürgen Masching

Seit vielen Jahren leistet der Verein mit dem Schulprojekt Jenö Konrad-Cup Aufklärungsarbeit. In der jetzt angelaufenen ersten Phase besuchen Projektleiter Hannes Orth und Club-Historiker Bernd Siegler die Neuntklässler des Wahlkurses am Gymnasium Eschenbach, um die Biografie von Jenö Konrad vorzustellen.

Siegler holt die Schülerinnen und Schüler immer wieder mit Vergleichen aus der Gegenwart ab: „Stellt euch vor, wie es wäre, wenn der FC Liverpool zweimal gegen den FC Chelsea verlieren würde – und die englische Presse davon schreiben würde, dass der Verein am Katholizismus zugrunde geht, um dann den Katholiken Jürgen Klopp mit Schimpf und Schande vom Hof zu jagen.“ Zudem stellt der Historiker einige jener 142 jüdischen FCN-Mitglieder vor, die zum 30. April 1933 aus dem Verein ausgeschlossen worden sind.

Begegnungen schaffen

Im weiteren Verlauf verweist Hannes Orth auf die vielfältige Erinnerungsarbeit des Vereins und den Impuls durch die aktive Fanszene, die dem ehemaligen Club-Trainer Jenö Konrad 2012 in einer aufwändigen Stadion-Choreografie gedachte.

In den kommenden Wochen erstellen die Klassen Projektarbeiten und setzen sich so mit dem Thema Antisemitismus auseinander. Die Projekte werden dann von einer Jury aus Wissenschaft, Politik, Sport und Kultur bewertet. Abschließend können sich die Schülerinnen und Schüler für das gemeinsame Fußballturnier am Dienstag, 23. Juli, auf dem Vereinsgelände qualifizieren. Parallel dazu besteht für die Klassen die Möglichkeit, die Israelitische Kultusgemeinde Nürnberg zu besuchen und sich mit jüdischen Jugendlichen auszutauschen. Auch eine Führung über das neben dem Stadion gelegene Reichsparteitagsgelände ist geplant.

Eine kleine Quizrunde von Bernd Siegler (re.) und Hannes Orth. Foto: Jürgen Masching

Weshalb das Gymnasium Eschenbach in diesem Jahr am Jenö Konrad-Cup teilnimmt, dazu findet die zuständige Lehrerin Bettina Kummer klare Worte: „Toleranz und Vielfalt sind Werte unserer Gesellschaft, die ich in der Zeit, in der ich aufgewachsen bin, immer für selbstverständlich gehalten habe. Dass unsere Jugendlichen dagegen heut in einem Umfeld aufwachsen, in dem diese Werte oftmals missachtet werden, erlebt man in letzter Zeit recht häufig. Deswegen ist es mir ein Anliegen, gemeinsam mit meinen Schülerinnen und Schülern an diesen Werten zu arbeiten und ein Zeichen dafür zu setzen.“ Der Jenö Konrad-Cup sei dafür die perfekte Gelegenheit.

„Es ist ein Teil unserer Geschichte!“

Diese Möglichkeit wollen die Schüler des Gymnasiums nutzen. Dass sie sehr motiviert ans Werk gehen, zeigen erste Aussagen, wie zum Beispiel von Lina: „Ich habe mich dazu entschlossen, bei diesem Projekt mitzumachen, weil ich das Thema sehr wichtig finde. Es ist ein Teil unsere Geschichte, den man niemals vergessen sollte. Abgesehen davon ist das Thema aktueller denn je. Und vielleicht kann man mit diesem Projekt auch etwas zum Positiven verändern. Außerdem spiele ich selber gerne Fußball und freue mich schon auf das Zusammentreffen der Teams.“

Interessierte Schülerinnen am Gymnasium Eschenbach. Foto: Jürgen Masching

Ähnlich äußert sich Mitschülerin Lea: „Ich nehme teil, weil ich leidenschaftlich gerne Fußball spiele und mich für alles, was mit diesem Thema zu tun hat, interessiere. Ich möchte außerdem mehr über die Geschichte des 1. FC Nürnberg erfahren und hoffe, dass ich durch den Wahlkurs neue Leute aus anderen Schulen kennenlerne und neue Freundschaften knüpfen kann.“

Eschenbach der einzige Oberpfälzer Vertreter

Neben dem Eschenbacher Gymnasium nehmen noch neun weitere Schulen aus Mittelfranken und Schwaben am Jenö Konrad-Cup 2024 teil:

  • Wolfram-von-Eschenbach-Gymnasium, Schwabach
  • Sonderpädagogisches Förderzentrum Jean-Paul-Platz, Nürnberg
  • Sabel Wirtschaftsschule, Nürnberg
  • Sabel Realschule, Nürnberg
  • Melanchthon-Gymnasium, Nürnberg
  • Berufliche Schule 6, Nürnberg
  • Leonhart-Fuchs-Mittelschule, Wemding
  • Platen-Gymnasium, Ansbach
  • Johann-Steingruber-Realschule, Ansbach

Weitere Informationen zum Jenö Konrad-Cup gibt es hier.

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