Dankbarkeit ist wertvoller als Geld

Weiden. Am 10. Oktober war Welt-Hospitz-Tag. Ein Grund für uns mal bei einem Hospitzdienst nachzufragen. Wie ist das eigentlich, mit todkranken Menschen zu arbeiten? Wir haben bei Rüdiger Erling, dem leitenden Koordinator Ambulanter Hospiz- und Palliativberatungsdienst Weiden-Neustadt/WN, nachgefragt.

Von Yvonne Sengenberger

Im neuen Gebäude des Malteser Hilfsdienstes hat auch der Hospitzdienst seinen Platz gefunden. Im Büro von Rüdiger Erling hängt ein Plan, in dem steht, wer wen betreut. Und ein kleiner Tisch steht da – für Besprechungen. Er selbst kommt eher selten zu Patienten. Er kümmert sich aber darum, dass überhaupt jemand kommt, wenn man das möchte.

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Viele machen das ehrenamtlich. Wir wollen wissen, was man denn als Hospitzbegleiter eigentlich macht. “Man ist einfach für die Leute da. Hört zu.” Das klingt an sich ja nicht so schwierig. Dann könnte ja eigentlich jeder Hospitzbegleiter werden. “Ja, das kann jeder machen. Man muss natürlich viel Zeit mitbringen. Und sich auch mit dem Tod auseinandersetzen.”

Kein Job wie jeder andere

Hospitzdienst Malteser
Die Hospitzbegleiter beim letzten Reflexionstreffen mit Rüdiger Erling (ganz hinten, ganz rechts) Bild: privat

Der Hospitzdienst ist kein Job wie jeder andere. Es ist emotional. Jeder Begleiter wird vorher auf seine Aufgabe vorbereitet und muss einen Qualifizierungskurs mitmachen. Etwa 50 Helfer und Helferinnen übernehmen 120 Begleitungen. Vermittelt wird der Kontakt oft über andere Institutionen, zum Beispiel die Paliativstation oder über Altenheime.

Das sind intensive Erlebnisse. Man begleitet einen Menschen bis zum Tod. Hört sich die Sorgen an. Spricht mit den Angehörigen. Hilft bei der Trauerarbeit. Das ist emotional sehr intensiv.

Dankbarkeit wertvoller als Geld

Trotzdem machen alle Helfer bei Malteser den Job gerne erzählt Rüdiger Erling. Und das nicht, weil er so gut bezahlt wäre: “Es beeindruckt mich immer wieder, wie viele Stunden ihrer Freizeit die Ehrenamtlichen opfern. Aber dann höre ich immer wieder: ‘Die Aufgabe gibt mir so viel, weil ich helfen kann und für jemanden da bin.’ Die Dankbarkeit, die die Patienten einem entgegenbringen ist wertvoller als Geld! Diese echte Dankbarkeit fehlt im normalen Beruf.”

“Schönes Sterben”

Aber auch die Helfer brauchen mal eine Pause, oder jemanden, mit dem sie über ihre Sorgen oder besonders aufwühlende Fälle sprechen können. Dafür gibt es Reflexionstreffen. Dennoch sei der Beruf nicht so dramatisch, wie viele glauben. “So blöd das klingt, es gibt auch ‘schönes Sterben’. Wenn ein Mensch mit dem Leben abgeschlossen hat, wenn er keine Schmerzen erleiden muss, wenn er sich noch von der Familie verabschieden kann. Das sind schöne Momente!”

Viele Betroffene würden sich nicht trauen die Hilfe in Anspruch zu nehmen, aus Angst, das würde bedeuten, man gibt einen geliebten Menschen auf. Das muss aber nicht sein. Der Hospitzdienst ist auch dazu da Angehörige zu begleiten, bei Fragen zu helfen und Probleme gemeinsam zu lösen. Und das Angebot ist für die Betroffenen auch kostenlos. Wer sich selbst engagieren will, kann sich beim Malteser Hilfsdienst melden. Der nächste Qualifizierungskurs ist im Januar 2017.

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