Filmprojekt “750 Jahre und 12 Jahre Waldmünchen” in der Kebbelvilla

Schwandorf. Anlässlich der Internationalen Woche gegen Rassismus veranstaltete das Filmfestival „Zwickl" in der Kebbelvilla einen Kinoabend mit der Künstlerin, Historikerin und Hebräischlehrerin Miriam Visaczki.

Anne Schleicher (rechts) im Gespräch mit Miriam Visaczki. Foto: Marcus Rebmann
Anne Schleicher (rechts) im Gespräch mit Miriam Visaczki. Foto: Marcus Rebmann
Foto: Marcus Rebmann
Foto: Marcus Rebmann
Foto: Marcus Rebmann
Foto: Marcus Rebmann
Marcus Rebmann
Foto: Marcus Rebmann
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Von Armin Schärtl

In umfangreichen archivarischen Recherchen und Interviews mit ortskundigen und ortsgeschichtlich versierten Waldmünchnern rief Miriam Visaczki in diesem 2008 entstandenen Projekt die nationalsozialistische Vergangenheit des Städtchens an der tschechischen Grenze in Erinnerung. „Zwickl“-Vorsitzende Anne Schleicher führte durch den Abend und stellte zunächst die aus der Oberpfalz stammende und jetzt in Berlin lebende Filmemacherin vor.

 Miriam Visaczki. Foto: Marcus Rebmann
Miriam Visaczki. Foto: Marcus Rebmann
Foto: Marcus Rebmann
Foto: Marcus Rebmann
Foto: Marcus Rebmann
Foto: Marcus Rebmann

Fotoinstallation zum ehemaligen „Grenzlandhotel Bayerische Ostmark“

Ende des Zweiten Weltkrieges residierte dort der Gauleiter der „Bayerischen Ostmark“, Fritz Wächtler. Er wurde schließlich von einem SS-Kommando erschossen und in Waldmünchen bestattet. Das Gebäude war eine Erholungsstätte für hochrangige Nazis. Es erlangte im Jahre 2007 bundesweites Aufsehen mit skandalösen Zuständen als Polizeihundeschule der Bayerischen Bereitschaftspolizei.

Jüdische Familien in die Emigration getrieben

Visaczki erinnerte auch an zwei jüdische Familien. Sie hatten einen gut gehenden Lebensmittelhandel beziehungsweise eine Staniolfabrik. Nach dem Münchner Abkommen 1938 und der Besetzung des Sudetenlandes durch die Deutschen sahen sie sich gezwungen, ihre Betriebe aufzugeben und nach Kanada beziehungsweise in die Vereinigten Staaten zu emigrieren.

Sozialdemokrat Johann Evangelist Lechner

Der SPDler Johann Evangelist Lechner war in Waldmünchen zu Hause und hatte aus Tschechien geschmuggelte Flugblätter verteilt. Er wurde erwischt und mit Zuchthaus bestraft und hatte danach erhebliche beruflich Nachteile. Nach dem Krieg setzten ihn die Amerikaner als Ankläger in der sogenannten Spruchkammer ein, einem Laiengericht zur Entnazifizierung von lokalen Nazigrößen.

Todesmärsche in und um Waldmünchen

Schließlich erfuhren die zahlreichen anwesenden Zuhörerinnen und Zuhörer in dem Film Einzelheiten zu den sogenannten Todesmärschen, in denen KZ-Häftlinge unter grausamsten Bedingungen und oftmals mit tödlichem Ausgang von Flossenbürg nach Dachau getrieben wurden. Zahlreiche kleinere Erinnerungsmale wurden in späteren Jahren entfernt, die Leichen der Häftlinge exhumiert und in Flossenbürg bestattet.

Im Anschluss an die Vorführung des Filmes entspannte sich eine lebhafte Diskussion auch mit aktuellen tagespolitischen Bezügen im Saal der Kebbelvilla.

Das Zwickl Dokumentarfilmfestival

Weitere Infos gibt es hier.

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