Jahn in der 3. Liga: Arminia Bielefelds Zweitliga-Truppe will in Regensburg den Turnaround

Regensburg. War es nur ein Ausrutscher oder verkehrt sich die Serie in ihr Gegenteil? Am Samstag, 14 Uhr, kann der SSV Jahn im richtungsweisenden Duell der Absteiger gegen Arminia Bielefelds schwächelnde Startruppe zeigen, dass die Mannschaft mehr ist als ein Hinrunden-Überflieger.

Im Hinspiel nimmt der SSV Jahn ein 1:1 von der Alm mit: Rasim Bulic, der bullige, manchmal übermotivierte Defensivregisseur beim SSV Jahn. Foto: jrh

Woche für Woche konnte man sich auf eines verlassen: Der Jahn spielt nicht immer berauschend, aber das Ergebnis tröstet über vieles hinweg. Erst die 10 Siege in Folge, gebremst erst von Fortuna Köln. Dann 14 Spiele ohne Niederlage: Gestoppt durch einen fragwürdigen Hand-Elfer von der U23 der Borussia aus Dortmund.

Aber Hand aufs Herz: Wenn man ehrlich ist, hätte das auch schon beim schmeichelhaften 2:2 in Saarbrücken passieren können. „Niederlagen zu verarbeiten ist unser Job“, sagt Jahn-Trainer Joe Enochs bei der Pressekonferenz. „Nach der Niederlage waren wir schon enttäuscht wegen des Ergebnisses, aber mit der Leistung sind wir zufrieden.“ Da mag die Außensicht etwas von der Innensicht abweichen. „Hört sich blöd an“, gibt er zu, „aber es war eine wesentlich bessere Leistung als im Hinspiel gegen Dortmund.“

Niederlage verarbeitet

Kann man so sehen, zumal auch das 0:0 im August kein spielerischer Leckerbissen der Regensburger war. „Uns haben ein paar Prozentpunkte gefehlt, beim Herausspielen von Torchancen, dass wir beim letzten Pass nicht sauber waren, oder wenn wir an den Kopfball von Valdi (Valdrin Mustafa) denken, da müssen wir den Ball aufs Tor bringen.“

Kleinigkeiten hätten gefehlt und die Kaltschnäuzigkeit, „wenn man es so nennen will, aber das haben wir verarbeitet“. Und der Blick gehe seit Donnerstag Richtung Bielefeld. Unverändert ist die Personalsituation: Eric Hottmann, Felix Gebhardt und Kelvin Onuigwe fallen bekanntlich aus. „Oscar Schönfelder kommt wieder zurück, nach seiner Sperre.“ Und auch sonst stünden alle anderen zur Verfügung.

Viele Emotionen im packenden Duell der Zweitliga-Absteiger; Bielefelds Fabian Klos will nicht wahrhaben, dass er Jahn-Keeper Felix Gebhardt angerempelt haben soll. Foto: jrh

Ex-Jahn Stammspieler auf Arminia-Ersatzbank

Der Gegner, die Arminia aus Bielefeld, ein Brett für Enochs: „Die Mannschaft, die Bielefeld zusammengestellt hat nach dem Abstieg – sie waren in der Lage, viele Spieler aus der Zweiten Liga halten zu können.“ Man müsse nur die Namen der voraussichtlichen Aufstellung lesen: Kersken – Lannert, L. Schneider, Großer, Oppie – Corboz – Boujellab, Biankadi – Wintzheimer, Klos, Momuluh. Dazu hätten sie zwei Topspieler geholt in der Winterpause. „Ich möchte keine Mannschaft besser machen, als sie tatsächlich ist, aber das ist schon eine sehr, sehr ordentliche Mannschaft.“

Wenn man dann noch überlege, dass ehemalige Jahn-Stammspieler wie Aygün Yildirim, Nicklas Shipnoski, dazu Sam Schreck oder Leandro Putaro auf der Bank sitzen, kann man sich die Luxus-Probleme des Rekordaufsteigers in die Bundesliga (zusammen mit dem Club) vorstellen. „Wir unterschätzen nie eine Mannschaft“, betont Enochs, auch wenn deren Ergebnisse nach der Winterpause nicht das Gelbe vom Ei waren – 1:2 gegen Preußen Münster und 0:2 gegen den SSV Ulm. „Aber die werden herkommen und den Turnaround schaffen wollen. Und da müssen wir halt alles dafür tun, um unsere Leistung zu bringen und die Punkte hierzulassen.“

Damals noch im Jahn-Trikot: Der eingewechselte Ayguen Yildirim vergibt in der 93. Minute die erst zweite Torchance für Regensburg in Rostock. Bild: jrh

Gerissene Serie: Die Kleinigkeiten machen’s aus

Wie ist die Stimmungslage nach dem Ende der famosen Serie? Man merkt, es wurmt den Cheftrainer noch immer. „Weil es vermeidbar war.“ Woran hat’s gelegen? „Wir haben immer in dieser Phase, in der es gut gelaufen ist, gesagt, dass wir diese Kleinigkeiten richtig gut gemacht haben.“ Dann der Elfmeter, „der kein Elfmeter war, das müssen wir so akzeptieren – aber danach hatten wir zwei richtig gute Chancen, wo wir ausgleichen müssen, und da fehlte es uns so ein bisschen.“

Das Rezept:  „Wir müssen die Standards besser ausspielen, die Torabschlüsse in der ersten Halbzeit, mit Dominik Kother, der hat dreimal aufs Tor geschossen, die gefährliche Situation von Noah Ganaus, eine gute Aktion von Niklas Anspach, die müssen wir halt besser zu Ende spielen.“ Zum Schluss habe er bei seinen Einwechslungen alles auf eine Karte gesetzt: „Ich bin der Meinung, dass die Spieler, die reingekommen sind, sehr gut gespielt haben.“ Klar hätte auch er sich gewünscht, dass Valdrin Mustafa wenigstens eine seiner beiden Chancen mit dem Ausgleich krönt: „Der Freistoß war wirklich sehr gut geschossen.“

Innenverteidiger-Überschuss

Ein etwas vergiftetes Kompliment verteil Jahn-Trainer Joe Enochs an die komplette Regensburger Innenverteidigung: „Insgesamt haben wir fünf überragende Innenverteidiger: Leopold Wurm zählt dazu, Alexander Bitroff, Robin Ziegele, Louis Breunig, Florian Ballas – da sind wir wirklich gut aufgestellt.“ Im Moment müsse sich Alex Bitroff deshalb ein wenig hinten anstellen.

Aber er möchte auch betonen: „Jedes Mal, wenn wir Alex gebraucht haben, der war da, hat seine Leistung gebracht.“ Es sei halt extrem bitter für einen Spieler, wenn er nicht im Kader ist, weil die Position sehr gut besetzt ist.

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