Jahn in der Dritten Liga: In Dortmund reißt die letzte Serie

Dortmund. Schade für den SSV Jahn: 14 Spiele ungeschlagen, aber die U23 von Borussia Dortmund beendet auch die famose Auswärtsserie der Regensburger mit einem etwas unglücklichen Hand-Elfmeter. Allerdings hat der Gastgeber auch die besseren Chancen in einer chancenarmen Partie.

Die zweite Saison-Niederlage hat Jahn-Trainer Joe Enochs so richtig geärgert. Foto: jrh

Man mag dem sympathischen Jahn-Trainer ja nur ungern widersprechen, der von seiner Coaching-Zone aus gesehen haben will, dass sein Team „gerade in der ersten Halbzeit richtig gut im Spiel“ war – zwar „nicht die hundertprozentige Torchance“ gehabt habe, „aber wir sind am Drücker, haben richtig gute Aktionen mach vorne“.

Ehrlich gesagt haben wir eher eine starke Anfangsphase der spielstarken Dortmunder beobachtet, die sich nach dem ersten Austoben des Talentschuppens etwas legt. Und auch wenn der Jahn das Spiel anschließend besser in den Griff bekommt – zu viel bleibt Stückwerk, die Pässe sind zu ungenau, nach Balleroberungen folgen Ballverluste und richtig in Verlegenheit bringt weder Dominik Kother, Niclas Anspach noch Konrad Faber den souveränen Borussen-Keeper Marcel Lotka.

In der zweiten Halbzeit ist es dann schon das „sehr enge Spiel“, das Joe Enochs nach dem Match zutreffend beschreibt: „Wir kriegen einen Elfmeter, wo wir den Ball klären und dann nicht vernünftig nachrücken und zuordnen.“ Der anschließende fatale Pfiff ist nicht die erste Entscheidung von Schiedsrichter Felix Bickel, die den Trainer auf die Palme bringt. Immer wieder diskutiert Enochs mit dem vierten Unparteiischen, sieht im Lauf des Spiels auch die Gelbe Karte.

Stützhand ist auch Hand

„Letzte Woche war genau die gleiche Situation gegen Verl, wo man mir sagt, ,Stützhand‘ – der Ball geht wirklich an den Arm, aber das ist halt der Arm, der unten am Boden ist“, begründet er seinen Unmut. „Mir wurde gesagt, dass das bei Stützhand kein Elfmeter ist – und diese Woche ist es ein Elfmeter.“ Das müsse man akzeptieren. Besonders ärgerlich für den Coach: „Der Schuss wäre meilenweit vorbeigegangen.“ Danach, räumt er ein, hätten seine Jungs etwas den Faden verloren, „wo wir noch die zwei Chancen zugelassen haben“.

Immerhin hat dann aber endlich auch der Jahn zwei Gelegenheiten durch den eingewechselten Valdrin Mustafa: Einen Freistoß-Schlenzer pariert Lotka prächtig, und ein Kopfball geht knapp vorbei. „Wir ärgern uns über die Niederlage“, stöhnt Enochs auf, „wir haben erst zweimal verloren diese Saison.“ Aber man werde aufstehen und versuchen, am Samstag „eine richtig gute Leistung zu bringen, weil Bielefeld mit richtig viel Wut kommt – da wollen wir uns dagegenstellen“.

Ole Pohlmann vergoldet den Hand-Elfer für die U23 von Borussia Dortmund gegen den SSV Jahn. Foto: jrh

Dortmund vergoldet Hand-Elfer

Die Borussia muss im Vergleich zum 0:0 in Freiburg vor allem in der Defensive experimentieren, was Dortmunds Trainer Jan Zimmermann vor dem Spiel etwas nervös macht. Mateu Morey und Antonis Aidonis ersetzen Pfanne und Tattermusch, Michael Eberwein rückt für Hettwer in die Startelf. Enochs gönnt Florian Ballas eine Verschnaufpause. Für ihn überzeugt Robin Ziegele als Ersatz-Abwehrchef. Niclas Anspach läuft für den gesperrten Oscar Schönfelder auf.

Mangels sehenswerter Torraumszenen ist Anspachs Distanzschuss nach 38 Minuten der erste nennenswerte Abschluss, den Lotka problemlos festhält. Nach der Pause wird es in den Strafräumen kaum dramatischer. Um wenigstens eines der beiden Tornetze in Wallung zu bringen, deutet Schiri Bickel nach Louis Breunigs vermeintlicher Rettungstat auf den Punkt – der Regensburger Verteidiger wirft sich in Rodney Elongo-Yombos Schuss, der Ball prallt vom Ellbogen an den Pfosten.

Bester Mann im Jahn-Trikot: Ersatzkeeper Alex Weidinger. Foto: jrh

Mustafas Kunstschuss zu wenig

Die einen sagen so, die anderen sagen so – Ole Pohlmann aber verlädt den ansonsten fehlerfreien Jahn-Keeper Alex Weidinger, heute mit Abstand bester Regensburger und definitiv kein Grund für eine panische Ersatzkeeper-Suche, und netzt vom Punkt unten links zum 1:0 (67.) ein. Nur zwei Minuten später scheitert er im Eins-gegen-eins am prächtig reagierenden Weidinger. In den verbleibenden fast 30 Minuten vermisst man beim Jahn den unbedingten Willen, das Spiel noch umzubiegen.

Grund zum Aufschrei haben die – 95 Minuten tapfer anfeuernden – Jahn-Fans lediglich bei Valdrin Mustafas elegant gezirkelten Freistoß, den Lotka um den Pfosten wickelt (80.). Auch seinem artistischen Flugkopfball folgt kein Torschrei (85.). Umgekehrt scheitert Pohlmann nach Eberweins Rücklage von der Grundlinie abermals an Weidinger – und der eingewechselte Moses Otuali drischt den Nachschuss aus zehn Metern frei stehend über die Latte (82.).

Oft mehr Krampf als Kampf: Kaum Torraumszenen gelingen dem SSV Jahn bei Dortmund II. Foto: jrh

Stellt Dortmund jetzt auch Dresden ein Bein?

Wenn die Dortmunder Jungs den Regensburgern nach diesem Gastgeschenk einen Gefallen tun wollen, können sie das am Sonntagabend, 19.30 Uhr, indem sie auch dem neuen Spitzenreiter Dynamo Dresden ein Bein stellen. Das bringt dem SSV Jahn freilich nur dann etwas, wenn er am Samstag, 14 Uhr, seine Hausaufgabe gegen die Abstiegsleidgenossen aus Bielefeld besser erledigt als heute.

Die Arminen wiederum haben den Regensburgern mit ihrer 0:2-Heimniederlage gegen den SSV Ulm schon heute einen Bärendienst erwiesen, da die Schwaben als Tabellendritter bis auf sieben Punkte an die Oberpfälzer heranrücken.

Gedenkminute vorm Anpfiff im Dortmunder Stadion Rote Erde: Auch die Jahn-Spieler gedenken Franz Beckenbauer. Foto: jrh

Stimmen zum Spiel

Borussen-Trainer Jan Zimmermann: „Ich bin tatsächlich glücklich, weil wir verdient gewonnen haben. Wir haben richtig gut Fußball gespielt.“ Jetzt müsse er den Jungs wohl oder übel freigeben, sagt er lachend. „Total mutig, mit Überzeugung und hinten raus auch mit einer tollen Teamleistung“, hätten sie gespielt. „Diese Jungs machen echt Spaß, für eine U23 ist das nicht selbstverständlich, aber die wollen zeigen, was sie draufhaben und das haben sie heute gut gemacht.“

Ob das auch am kommenden Sonntag in Dresden so gut klappt? Ayman Azhil habe er schon signalisiert, dass dessen fünfte Gelbe Karte „ein bisschen blöd“ sei beim derzeitigen Fachkräftemangel. „Mal schauen, wer wieder auf die Beine kommt, das war intensiv heute, aber wir haben ein Ausrufezeichen gesetzt.“ Bei Dynamo „wollen wir wieder mutig sein und schauen, ob uns das nochmal gelingt“. Man versuche auch dort, „unser Spiel zu spielen – ich glaube, Dresden ist da nochmal etwas spielstärker, aber für die Jungs ist es ein tolles Flutlichtspiel, ein tolles Stadion, das haben sie sich heute erarbeitet und verdient.“

Jahn-Abwehrspieler Louis Breunig: „Im ersten Moment nach dem Spiel fühlt es sich Scheiße an“, beerdigt er rhetorisch die schöne Serie. „Wir haben auch heute wieder alles reingeworfen, wir wollten genau dort wieder anknüpfen, wollten das nächste Spiel wieder positiv gestalten jetzt in der Englischen Woche. Ich denke, dass wir hinten raus wieder ein gutes Spiel gemacht haben, uns heute aber nicht belohnen konnten.“

Gute Ansätze, auch Chancen habe es gegeben: „Jetzt werden wir daran arbeiten, dass wir vorne wieder kaltschnäuziger werden und die Tore auch wieder machen.“ Zur Elfmeterszene meint Breunig: „Ich wollte mich mit allem, was ich habe, reinwerfen – dass er dann so abgefälscht wird, ist relativ unglücklich.“ Er kenne aber sein Team und sei sich sicher, „dass wir alle zusammen wieder aufstehen werden – wir werden heimfahren, regenerieren und am Samstag wieder alles raushauen.“

* Diese Felder sind erforderlich.