Marktgemeinde übernimmt Johanneskirche

Kirchenthumbach. Die Kirchenthumbacher lassen sprichwörtlich die Kirche im Dorf. Sind sie es ihrem Ortsnamen schuldig? Ein Blick in den Gemeinderat 2023 offenbart Überraschendes.

Kirche und Kirchenthumbach im Gleichklang. Das entwidmete Gotteshaus der evangelischen Johanneskirche gehört nun der Marktgemeinde. Derzeit grübelt der Rat über die Folgenutzung. Foto: Robert Dotzauer

Es ist eine Aufzählung von 27 Projekten mit jeweils mindestens 50.000 Euro Investitionsvolumen, die der Marktgemeinderat im Haushaltsjahr 2023 beginnen oder fortsetzen will. Ein Einzelposten geht bei der Aufzählung fast unter und ist trotzdem bemerkenswert.

Zu entdecken ist er im Einzelplan „Kultur- und Heimatpflege“. Erwerb der evangelischen Kirche heißt es da kurz und bündig. Als Investitionssumme sind 83.000 Euro veranschlagt. Auf Nachfrage bestätigte die Verwaltung den Kauf der evangelischen Johanneskirche. Seit 9. Juli 2022 ist das Gotteshaus „entwidmet“.

„Ein schmerzlicher Einschnitt“

„Alles hat seine Zeit“, hieß es vor einem Jahr. Hintergrund der Gebäudeaufgabe war der baulich äußerst bedenkliche Zustand. Risse im Glockenturm, Feuchtigkeit und Schimmel an den Kirchenwänden, eine marode Elektrik, Absenkungen auf dem Vorplatz und beim Treppenaufgang. Eine Sanierung der Filialkirche mit geschätzten Kosten bis zu 100.000 Euro wäre für die kleine evangelische Gemeinde mit 200 Mitgliedern zu viel des Guten gewesen, hieß es.

„Ein schmerzlicher Einschnitt“, bedauerte auch Regionalbischof Klaus Stiegler beim Entwidmungs-Akt. Ohne ein Kirchengebäude geht nun die Gemeindearbeit weiter. Doch welche Zukunft hat das Haus Gottes? Jedenfalls bleibt die „ehemalige Kirche“ in öffentlicher Hand. Nach deren Erwerb durch die Marktgemeinde grübelt man im Rathaus über die Nachnutzung. An guten Ideen soll es nicht mangeln, heißt es aus Kreisen des Marktgemeinderates.

Kühnes Investitionsprogramm

Gute Ideen sind auch bei weiteren Projekten gefragt. Die Finanzplanung und das Investitionsprogramm sind jedenfalls üppig ausgestattet. Weitere Leitungs- und Straßensanierungen, die Erschließung des Baugebietes Sandbrunnen V und VI, die Sanierung des Wasserwerkes: Allein im kommenden Jahr summieren sich die Kosten der Baumaßnahmen auf rund 6 Millionen Euro.

Hinzu kommen Fahrzeugausstattungen für die Feuerwehren und vieles mehr. Weitere Mammutaufgaben befinden sich immer noch im Planungsstadium. Kostenansätze für das Schulprojekt und die Kläranlage sucht man deshalb im Haushaltswerk vergeblich.

Kritik an zögerlicher Umsetzung

Auch deshalb ist der Gemeinderat 2023 für zweiten Bürgermeister Ewald Plößner eher unauffällig. „Der Haushalt beinhaltet wenig oder gar nichts Neues“, stellte Plößner im Namen der CWG-Fraktion fest. Als längst überfällig bezeichnete er die nun begonnenen Tiefbaumaßnahmen.

Für bereits andiskutierte Neubeschaffungen, zum Beispiel der Kauf von Fahrzeugen, erwartet Plößner zeitnahe Informationen, um einen ausreichenden Vorlauf für eine Entscheidungsfindung sicherzustellen. Besonders wichtig ist es für Ewald Plößner, die im Haushalt 2023 verankerten Projekte umfänglich zu verwirklichen. „Eine Hausaufgabe für den Bürgermeister, die leider in den letzten Jahren nicht immer gemacht wurde“, kritisierte der Vizebürgermeister.

Plößner erinnerte zudem an die längst überfällige Klärung der Schulhausthematik und an die Ertüchtigung der Kläranlage in enger und professioneller Kooperation mit Gemeinderat, Verwaltung, Planern und den Regierungsstellen.

Schwierige Rahmenbedingungen

SPD-Sprecher Dominik Brütting verwies zunächst auf Haushaltsansätze mit Unwägbarkeiten außerhalb des Verantwortungsbereiches der Marktgemeinde und auf schwierige Rahmenbedingungen. Zudem bedauerte Brütting immer wieder auftauchende und überraschende Mehrausgaben. „Die nehmen uns die Luft“.

Nach Plan laufen die Tiefbauarbeiten, urteilte der SPD-Sprecher, um dann festzustellen: „Wir müssen auch den Bürgern viel zumuten“. Zu den Erfolgsgeschichten der Gemeinde zählte der SPD-Fraktionssprecher die Baulandoffensive. Gleichzeitig würdigte er die gute Atmosphäre im Gremium.

Für die CSU fasste Josef Schreglmann zusammen: „Nach intensiver Diskussion und effektiven Nachbesserungen ist der Haushalt 2023 für die CSU-Fraktion zustimmungsfähig“. Auch Schreglmann pochte auf eine zügige Umsetzung der Planungen. Erst dann sei das Haushaltswerk ein gutes Signal für den Gestaltungswillen des Rates.

Mutig anpacken, lautete die Devise von Jürgen Adelhardt, Sprecher der Sassenreuther Wählergemeinschaft. Adelhardt urteilte: „Für eine kleine Gemeinde nehmen wir viel Geld in die Hand“. Für Georg Schraml von der Thurndorfer Bürgerliste war es wichtig, den im Haushaltsplan verankerten Wünschen auch Taten folgen zu lassen. „Ein Plan ist geduldig, da muss bei der Verwirklichung mehr Tempo her“. Als ausgewogen bewertete der Heinersreuther Rudi Stopfer das Haushaltswerk. Mit Blick auf die vielen Baumaßnahmen bewertete Stopfer die hohe Kreditaufnahme als angemessen.

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