Auch nach Sonnenuntergang: “Christoph 80” will länger starten

Weiden. Je weniger Krankenhäuser es gibt, umso wichtiger wird im ländlichen Raum der Rettungshubschrauber. Die Verantwortlichen wollen den "Christoph 80" deshalb auch nach Sonnenuntergang in Weiden steigen lassen.

Christoph 80 Rettungshubschrauber Latsch Hangar
Der Christoph 80 vor dem Hangar in Latsch (Weiden). Foto: OberpfalzECHO/David TrottFoto: OberpfalzECHO/David Trott

Dienstag, 13 Uhr, Pressetermin am Hangar in Latsch. Innerhalb weniger Sekunden zeigt sich, wie wichtig die Arbeit der Luftrettung ist. Eigentlich sollte der Schwandorfer Landrat Thomas Ebeling als Verbandsvorsitzender live drei weitere Aufkleber anbringen. Nach der Fusion vertritt der neue große Zweckverband Oberpfalz-Nord außer WEN, NEW und TIR auch AM, AS und SAD.

Die Wappen der Landkreise und Städte müssen warten. Einsatz. In Auerbach hat sich ein Mann an einer Kreissäge den Mittel- und Zeigefinger amputiert. Pilot Franz Ahollinger, Notarzt Dr. Christoph Plank und HEMS-TC Marina Heidenreich steigen zu. Die Rotoren knattern. Und schon hebt er ab. “Christoph 80” ist seit 2021 ein nagelneuer H145. Der Hubschrauber kann alle Einsatzorte innerhalb von 70 Kilometern in bis zu 20 Minuten erreichen.

Nach aktueller Regelung darf “Christoph 80” bis maximal 30 Minuten nach Sonnenuntergang eingesetzt werden. Momentan, im Mai, ist das kein Problem: Da reicht das Zeitfenster bis 22 Uhr. Bedauerlich nur, wenn sich in der dunklen Jahreszeit der Zeiger auf 16 Uhr bewegt. Dabei wäre die neue Maschine nachtflugtauglich. H145 verfügt über ein Nachtsichtgerät und starke Scheinwerfer.

Es geht vor allem um die Abendstunden

Wie Geschäftsleiter Alfred Rast am Dienstag informiert, ist eines der ersten Ziele des neuen Zweckverbands Oberpfalz-Nord eine Erweiterung der Flugzeiten. Es geht nicht um einen 24-Stunden-Betrieb. Es geht um den Betrieb von 7 bis 20 oder 22 Uhr, je nachdem wie der Antrag gestellt wird. Zustimmen müssen der Freistaat Bayern sowie die Krankenkassen.

Wenn es um Wirtschaftlichkeit geht, ist Dr. Krystian Pracz, Vorstandsvorsitzender der DRF-Luftrettung, nicht bange. Die Flüge in den Abendstunden seien eine preisgünstige Erweiterung der Rettungsmöglichkeiten. “Alles ist schon da. Man müsste nur ein bisschen länger fliegen.” Die Vorhaltekosten machen 70 Prozent aus, egal, ob die Maschine fliegt oder nicht. Aus seiner Sicht wäre “das nochmal ein Riesenschritt für die Region”.

Aktuell hebt “Christoph 80” für rund 1300 Einsätze im Jahr ab, informiert der Weidener ILS-Leiter Jürgen Meyer. Etwa 140 Dispositionen wären es mehr gewesen, wenn es die Sonnenuntergangs-Regelung nicht gäbe. “Manchmal ist eine Minute Gold wert”, sagt Pracz (DRF). Und sie zahle sich auch monetär aus: Für jeden Tag, den der Patient weniger auf Intensiv läge, habe sich der Flug schon gelohnt.

Hubschrauber H145: “modernstes Rettungsmittel”

Dr. Jürgen Altmeppen, leitender Hubschrauberarzt, steigt seit zwölf Jahren regelmäßig an Bord. Er begrüßte zunächst ausdrücklich den regionalen Verbund für die Rettungsalarmierung. “Das ist besser, als dass wir aus München oder Regensburg disponiert werden.”

Er lobt den neuen Hubschrauber in höchsten Tönen. Der H145 sei eines der modernsten Rettungsmittel, verfüge über die neueste Soft- und Hardware. An Bord sei sogar ein kleines Labor, das es sonst nur in der Notaufnahme und auf Intensivstationen gibt. Erste Inkubatorflüge seien gemacht worden, bei denen Neugeborene transportiert wurden. Nicht vergessen werden dürfe auch, dass “Christoph 80” häufig Zubringer für Notärzte ist. “Wir müssen uns darauf einstellen, dass sich die Krankenhauslandschaft stark verändert.” Damit einher gehe eine größere Bedeutung der Luftrettung, wie beispielsweise in Skandinavien.

Mögliche Nachfolgerin von Alfred Rast: Katja Sonnauer

Geschäftsleiter Alfred Rast hat seine Stellvertreterin Katja Sonnauer (32) aus Pfreimd dabei, die gute Karten hat, am 13. Juni zu seiner Nachfolgerin bestimmt zu werden. Der Flosser Rast geht zum Jahresende in den Ruhestand. Der Hangar in Latsch mit dem Rettungshubschrauber ist Teil seines Lebenswerkes. “Wir konnten damit etwas bewirken, was den Menschen hilft.”

Beispielsweise bei dem Patienten mit den abgetrennten Fingern. Er konnte in kürzester Zeit nach Bayreuth gebracht werden.

Alfred Rast leitet seit 2007 als Geschäftsleiter die Geschicke des Zweckverbandes für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung (ZRF) Nordoberpfalz. Foto: David Trott
Alfred Rast leitet seit 2007 als Geschäftsleiter die Geschicke des Zweckverbandes für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung (ZRF) Nordoberpfalz. Foto: David Trott
Der Schwandorfer Landrat Thomas Ebeling ist Verbandsvorsitzender des neuen, großen Zweckverbands für Alarmierung. Foto: David Trott
Der Schwandorfer Landrat Thomas Ebeling ist Verbandsvorsitzender des neuen, großen Zweckverbands für Alarmierung. Foto: David Trott
Dr. Krystian Pracz, Vorstandsvorsitzender (CEO) der DRF Stiftung Luftrettung gemeinnützige AG. Foto: OberpfalzECHO/David Trott
Dr. Krystian Pracz, Vorstandsvorsitzender (CEO) der DRF Stiftung Luftrettung gemeinnützige AG. Foto: OberpfalzECHO/David Trott
Von links: Dr. Krystian Pracz (DRF), Geschäftsleiter Alfred Rast und Verbandsvorsitzender Thomas Ebeling im Hangar in Latsch. Foto: OberpfalzECHO/David Trott
Von links: Dr. Krystian Pracz (DRF), Geschäftsleiter Alfred Rast und Verbandsvorsitzender Thomas Ebeling im Hangar in Latsch. Foto: OberpfalzECHO/David Trott
Foto: OberpfalzECHO/David Trott
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Foto: OberpfalzECHO/David Trott
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Der Christoph 80 vor dem Hangar in Latsch (Weiden). Foto: OberpfalzECHO/David TrottFoto: OberpfalzECHO/David Trott
Der Christoph 80 vor dem Hangar in Latsch (Weiden). Foto: OberpfalzECHO/David TrottFoto: OberpfalzECHO/David Trott
Der Christoph 80 vor dem Hangar in Latsch (Weiden). Foto: OberpfalzECHO/David TrottFoto: OberpfalzECHO/David Trott
Der Christoph 80 vor dem Hangar in Latsch (Weiden). Foto: OberpfalzECHO/David TrottFoto: OberpfalzECHO/David Trott
Der Christoph 80 vor dem Hangar in Latsch (Weiden). Foto: OberpfalzECHO/David TrottFoto: OberpfalzECHO/David Trott
Der Christoph 80 vor dem Hangar in Latsch (Weiden). Foto: OberpfalzECHO/David TrottFoto: OberpfalzECHO/David Trott
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Foto: David Trott
Foto: David Trott
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Flugplatz Weiden Latsch Trott
Bild: David Trott
DRF Luftrettung Rettungshubschrauber Christoph 80 Symbolbild Trott
DRF Luftrettung Rettungshubschrauber Christoph 80 Symbolbild Trott

Neue Oberpfalz-Leitstelle am Autobahnkreuz

  • Aktuell läuft die Standortsuche für die gemeinsame Leitstelle statt der bisherigen ILS Weiden und ILS Amberg. Sie wäre zuständig für eine halbe Million Einwohner.
  • Der Standort soll möglichst nah am Autobahnkreuz A6 und A93 sein. Als Favorit gilt Wernberg.
  • Es trifft sich, dass auch die Verkehrspolizei Weiden und Amberg mit der Autobahnpolizei Schwandorf eine gemeinsame Dienststelle planen. Möglicherweise tut man sich zusammen.
  • Die Entscheidung fällt am 13. Juni 2023 in der Verbandsversammlung des neuen ZRF (Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung) Oberpfalz Nord.
  • Künftiger Leiter der Leitstelle ist Robert Schmid.

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