Neue Attraktion: Angela Merkel hoch zu Ross

Etsdorf. Der Künstler Wilhelm Koch hat das Reiterstandbild geschaffen. Die Leichtbeton-Plastik sorgt auch international für Schlagzeilen.

Ein Jahr soll das Reiterstandbild vor dem Tempel-Museum in Etsdorf stehen bleiben. Foto: Wilhelm Koch

Wer dem Tempel-Museum in Etsdorf einen Besuch abstattet, wird sich jetzt verdutzt die Augen reiben. Hoch zu Ross blickt dort Noch-Bundeskanzlerin Angela Merkel ins Oberpfälzer Land. Der Künstler, Verleger und Leiter des Amberger Luftmuseums, Wilhelm Koch, hatte der Regierungschefin in den Sattel geholfen, pardon ein Reisterstandbild von ihr anfertigen lassen. Ein gewichtiges, 1,5 Tonnen schweres und 2,7 Meter großes Kunstwerk aus recyceltem Leichtbeton, das nach seiner Enthüllung in der vergangenen Woche auch international für Schlagzeilen sorgt.

Die Hände zur Raute geformt

Ein Reiterstandbild der etwas anderen Art. Keine martialischen Posen, keine säbelschwingenden Monarchen, die mit finsterer Miene auf ihre Untertanen herabblicken. Und kein Sockel, der die Bronzeskulpturen noch unnahbar weit in den Himmel ragen lässt. Frau Merkel sitzt ohne Sattel und Zaumzeug auf einem auf American Quarter Horse mit Hosenanzug und die Hände zur typischen Raute geformt.

Aktuelle Ausstellung hatte Wilhelm Koch auf die Idee gebracht

Der Politikerin, von der man gar nicht weiß, ob sie überhaupt reiten kann, ein solches Denkmal zu setzen – auf diese Idee hat Koch die laufende Ausstellung im Tempel-Museum gebracht. Gezeigt werden dort Bilder aus dem Buch “Pferd und Reiter/in – Geschichten eines Monuments”, das aus der Feder von Till Briegleb stammt. Und in diesem Werk wirft dessen Autor auch die Frage auf: “Kann sich irgendjemand Angela Merkel als Reiterstandbild vorstellen?” Koch konnte. Zwar nicht gerade vorm Kanzleramt, aber zumindest in dem kleinen Freudenberger Ortsteil Etsdorf.

Kunstwerk ist eindeutig ambivalent

Ist das Kunstwerk jetzt Würdigung oder Ironie? Oder steht das Monument in der Tradition historischer Reiterstandbilder seit Marc Aurel? Oder ist es vielleicht der subtile Kommentar auf eine Soldatenkaste, die sich durch die Unterdrückung der Freiheit diesen herausragenden Sockelposten gesichert hat? Oder, trifft vielleicht alles zu? Fragen über Fragen also.

Koch will sich nicht festlegen lassen. “Es ist auf alle Fälle eine ambivalente Plastik”, erläutert er. Für deren Realisierung man absolutes Produktionsneuland beschritten hatte. Zum ersten Mal überhaupt ist es nämlich gelungen, so ein Kunstwerk durch ein innovatives 3D-Druckverfahren herzustellen. Das Know how und die Expertise hatte die Firma additive tectonics GmbH dazu beigesteuert.

Bislang keine Reaktion aus dem Kanzleramt

Was Frau Merkel zu dem Kunstwerk wohl sagt? Koch zuckt mit den Achseln. Weder die Regierungschefin selbst noch das Kanzleramt haben bislang reagiert. Und das mit Bronze-Komposit beschichtete Standbild soll auch nicht bis zum Sanktnimmerleinstag in Etsdorf stehen bleiben – noch ein gravierender Unterschied zu den historischen Reiterstandbildern, die ihren Standort scheinbar für die Ewigkeit gepachtet haben.

Ein Jahr soll die nagelneue Sehenswürdigkeit Etsdorf und dem Tempelmuseum erhalten bleiben. Danach will Wilhelm Koch einen Käufer dafür finden. Den Erlös möchte er in sein Glyptothek-Projekt stecken.

* Diese Felder sind erforderlich.