Oldietreffen mit „Fortschritt“

Feilersdorf. Vom Hercules-Moped mit zwei Pferdestärken bis zum 160-PS-Unimog: Was sich am Sonntag auf den Wiesen oberhalb von Feilersdorf unbekümmert von Schadstoffklassen und Antriebstechnikengezänk versammelt hatte, hätte jeder Technikschau zur Ehre gereicht.

Einem großen Freiluft-Technikmuseum glich die Wiese oberhalb von Feilersdorf. Foto: Bernhard Piegsa
Einem großen Freiluft-Technikmuseum glich die Wiese oberhalb von Feilersdorf. Foto: Bernhard Piegsa
Von ihr durfte jeder ungestraft sagen, dass sie spinnt: Doris Scharnagl-Lindinger aus Mitterteich führte vor, wie man die Fellhaare von Angorahasen in geduldiger Handarbeit in chemiefreie Wollfäden für Handschuhe oder Schals verwandelt. Foto: Bernhard Piegsa
Von ihr durfte jeder ungestraft sagen, dass sie spinnt: Doris Scharnagl-Lindinger aus Mitterteich führte vor, wie man die Fellhaare von Angorahasen in geduldiger Handarbeit in chemiefreie Wollfäden für Handschuhe oder Schals verwandelt. Foto: Bernhard Piegsa
Stolz zeigten die Schlepperfans auch für ihre Heimat Flagge. Manche Traktoren waren auch mit Blumen oder Ähren geschmückt. Foto: Bernhard Piegsa
Stolz zeigten die Schlepperfans auch für ihre Heimat Flagge. Manche Traktoren waren auch mit Blumen oder Ähren geschmückt. Foto: Bernhard Piegsa
Ein kontrastreiches Bild bot die „Schnauferlparade“, bei der die über 270 nach Feilersdorf angereisten „Vehikel“ durch Dorf und Fluren defilierten: Hinter einem 155-PS-John Deere-„Youngtimer“ tuckerte einer der beiden 18-PS-Fendt-Dieselross-Oldies von 1937. Foto: Bernhard Piegsa
Ein kontrastreiches Bild bot die „Schnauferlparade“, bei der die über 270 nach Feilersdorf angereisten „Vehikel“ durch Dorf und Fluren defilierten: Hinter einem 155-PS-John Deere-„Youngtimer“ tuckerte einer der beiden 18-PS-Fendt-Dieselross-Oldies von 1937. Foto: Bernhard Piegsa
Foto: Bernhard Piegsa
Foto: Bernhard Piegsa
Foto: Bernhard Piegsa
Foto: Bernhard Piegsa

Zu ihrem zehnten Gründungstag hatte die Feilersdorfer Oldtimerjugend Freunde historischer Landmaschinen, Autos und Motorräder zum vierten Oldtimertreffen eingeladen, und bei strahlend sonnigem Frühsommerwetter verwandelten nicht weniger als 272 Zwei- und Vierräder aus neun Jahrzehnten die Festwiese in ein betriebsames Freiluftmuseum – fast 100 mehr als beim dritten Stelldichein vor fünf Jahren.

Traditionsmarken und vergessene Hersteller

Das Bild bestimmten natürlich die großen Traditionsmarken wie Deutz, Fendt, John Deere, Lanz, Schlüter oder Eicher. Aber auch die eine oder andere blecherne Erinnerung an das kurios anmutende Nachkriegs-Schlepper-Intermezzo der Firma Porsche war zu bestaunen – ebenso wie Reminiszenzen an fast vergessene Hersteller wie die Landshuter Traktorenschmiede von Erich Röhr.

Mit großen Hoffnungen und innovativen technischen Ideen hatte sich der Autowerkstattbesitzer 1948 auf den in der beginnenden Wirtschaftswunderzeit vielversprechenden Markt für landwirtschaftliche Zugmaschinen gewagt, doch schon sechs Jahre später musste die kleine Fabrik den erfahreneren und kapitalkräftigeren Platzhirschen das Feld überlassen. Einer der raren „Niederbayern“, immerhin 73 Jahre alt, fand seinen Weg nach Kirchenthumbach.

Schweizer Exoten und Zeugen der Geschichte

Hierzulande eher wenig bekannt, aber in ihrer Schweizer Heimat noch immer erfolgreich sind die Landmaschinen der Firma Hürlimann. In Friedersreuth hat einer der alpenländischen Exoten von anno 1970 einen neuen „Stall“ gefunden.

Zum Aufbau des Sozialismus in der DDR hatte dieser „Fortschritt“-Schlepper von 1989 nicht mehr viel Gelegenheit. Jetzt steht er als „Wessi“ in Erbendorf. Foto: Bernhard Piegsa

Und wer sagt, dass Oldtimertreffen „gestrig“ seien? In Feilersdorf rollte der Fortschritt ganz buchstäblich – in Gestalt eines „Fortschritt ZT 323 A“, der noch 1989, kurz vor der „Wende“ in Ostdeutschland, im „volkseigenen“ (staatlichen) Traktorenwerk Schönebeck bei Magdeburg vom Band gelaufen war. Nach der Wiedervereinigung zog der 100 PS starke DDR-Diesel in den „Westen“ nach Erbendorf um: ein robuster Zeuge deutsch-deutscher Geschichte.

Vielfältiges Programm und regionale Unternehmen begeistern Besucher

Mit von der Partie waren auch die Bulldogfreunde Zessau und die Schlüterfreunde aus Weiden sowie Gruppen und „Einzelkämpfer“ aus Löschwitz, Tremmersdorf und etlichen weiteren oberpfälzischen und fränkischen Orten. So bunt wie das Fahrzeugaufgebot war die Besucherschar, und bei diesem Ansturm hatten die Oldtimerjugend, die Feilersdorfer Feuerwehr und viele weitere hilfreiche Geister alle Hände voll zu tun, damit alles wie am Schnürchen lief – auch an Grill und Kuchenbuffet.

Gern genutzt wurde die Gelegenheit, sich bei regionalen Unternehmen über aktuelle Zugmaschinen und landwirtschaftliche Dienstleistungen schlau zu machen, am Zapfwellenprüfstand ein „EKG“ des eigenen Schätzchens einzuholen und einem 60 Jahre alten Grashäcksler bei der noch immer zuverlässig verrichteten Arbeit zuzusehen. Über reges Interesse freuten sich schließlich die Verkaufsstände für Weine aller Farbschattierungen, Kleidungsstücke aus handgesponnener Angorawolle und nützliche Haushaltshelfer.

Der „Senior“ war 86

Wie bei ihren drei vorausgegangenen „Schnauferlparaden“ vergab die Oldtimerjugend Feilersdorf wieder drei Auszeichnungen: Zum Senior des Tages wurde das „Fendt Dieselross F 18“ von 1937 gekürt, mit dem Andreas Bauer aus Oberbibrach herangetuckert war. Stolze 86 Jahre auf dem einzigen Zylinder hat aber auch Lukas Deubzers Schwungrad-Saurier derselben Baureihe, der in Burkhardsreuth seinen „Austrag“ gefunden hat.

Den weitesten Weg hatte Jonas Weiß auf sich genommen: Mit 35 PS und Höchsttempo 25 legte er auf seinem 1967er Deutz 4006 die 46 Kilometer von Immenstetten bei Amberg bis in die Gemeinde Trabitz zurück. Die Auszeichnung für die größte Teilnehmergruppe nahm die Abordnung des „Zapfwellenstammtischs Alts Glump“ aus Mantel mit nach Hause.

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