Rainhard Fendrich: Austropop-Held mit klarer Botschaft

Hof. Rainhard Fendrich begeistert seit Jahrzehnten sein Publikum. Von seinem Charme und seinem Charisma auf der Bühne hat er noch nichts verloren. Auf seiner Deutschlandtour kommt er zwar nicht in die Region. Aber in Hof waren viele Nordoberpfälzer mit dabei.

Rainhard Fendrich in der Freiheitshalle Hof. Bild: Holger Stiegler
Rainhard Fendrich in der Freiheitshalle Hof. Bild: Holger Stiegler
Bild: Holger Stiegler
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Bild: Holger Stiegler

Müsste man den „Godfather of Austropop“ küren, gäbe es wohl eine Handvoll Kandidaten zur Auswahl: Rainhard Fendrich wäre einer der heißesten Aspiranten auf den Titel. Warum dies so ist, bewies es am Donnerstagabend zum Auftakt seines „Bayern-Teils“ der aktuellen Deutschlandtour in der Freiheitshalle Hof.

Den Fans in der Oberpfalz macht es der Österreicher leider schwer, denn kein einziger Spielort in der Region steht in den nächsten Wochen und Monaten auf dem Tourplan: weder Weiden oder Amberg noch Regensburg. Die Kennzeichen der Autos vor der Halle bewiesen, dass sich eine stattliche Anzahl von Nordoberpfälzern für Hof entschieden hatte.

Song “Frieden” für Ukraine

Die eindringlichsten Momente des Konzerts bereitet der Österreicher dem Publikum ganz am Ende: Allein steht er auf der dunklen Bühne, nur der Spot taucht ihn ins Licht, solo stimmt er auf der Gitarre sein 2016er-Lied „Frieden“ an. Der Text könnte auch erst vergangene Woche geschrieben worden sein, er passt zur aktuellen Situation wie die Faust aufs Auge. Den Song widmet er den Menschen in der Ukraine und bittet um deren Schutz.

Fendrich, das ist freilich an diesem Abend auch der Interpret von unsterblichen Partyhits wie „Macho, Macho“, „Es lebe der Sport“ oder „Oben Ohne“. Nicht weniger ist sein Auftritt aber erfreulicherweise geprägt von tiefsinnigen und gesellschaftskritischen Liedern. Vor wenigen Tagen ist Fendrich 67 Jahre alt geworden, in den Hüften schwingt mittlerweile etwas weniger Elan als früher und wie es mit der Wespentaille aussieht, die mutmaßlich jede Klosterfrau nervös macht, mag jeder selbst entscheiden.

Klare politische Haltung

Aber das alles ist nicht wichtig: Denn da steht einer auf der Bühne, der etwas zu sagen hat und der sich klar positioniert. Der vom „unberechenbaren Psychopathen“ in Moskau spricht, der so manchem „Spaziergänger“ empfiehlt, doch einmal genau hinzuschauen und sich mit einer echten Diktatur auseinanderzusetzen.

Musikalisch hat er schon immer die Gesellschaft seziert – vor einigen Jahrzehnten mit der „Schickeria“, in neuerer Zeit mit „Bussi Bussi“. Ein Blatt vor dem Mund hat der Liedermacher noch nie genommen – so witzig der „Tango Korrupti“ auch war, eine genauso deutliche Anklage war darin auch versteckt, die noch heute zeitlos ist. Und die das Publikum immer noch mitreißt.

“Blond” und “Social Media Zombie”

Viele alte Hits hat Fendrich im Gepäck – von der „Strada del Sole“ über „Haben Sie Wien schon bei Nacht gesehen?“ bis hin zu „Blond“. Doch auch das neuere Material kommt bei den Zuhörern sehr gut an – beginnend bei der sarkastischen Selbstverklärung als „Social Media Zombie“ oder dem Appell, doch auch einmal über den Tellerrand hinauszuschauen. Ganz am Ende kommen dann die beiden ganz großen Hymnen Fendrichs: „I am from Austria“ und mit „Weus’d a Herz hast wia a Bergwerk“ die immer noch schnulzigste, romantischste und schönste Liebeserklärung, die das Österreichische kennt.

Nach knapp zweieinhalb Stunden bleibt die Erkenntnis: Mögen Austropop-Coverbands auch noch so gut sein, es geht doch nichts über das Original. Wer Rainhard Fendrich live erleben will, hat noch einige Chancen – am 25. August in Altötting, am 20. Oktober in Bayreuth, am 21. Oktober in Würzburg sowie am 22. Oktober in Landshut.

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