Regensburg in der Dritten Liga: Mit „Jahn-Fußball“ Tabellenführung gegen Verl behaupten

Regensburg. Kaum sind die letzten Plätzchen verdaut, muss der SSV Jahn schon wieder ran. Cheftrainer Joe Enochs fordert gegen die beste Offensive des SC Verl am Samstag, 14 Uhr, eine Top-Leistung. Und Sportchef Achim Beierlorzer lässt tief in die Psyche des Tabellenführers blicken.

Jahn-Trainer Joe Enochs freut sich auf den Rückrunden-Start. Foto: SSV Jahn

„Es war eine kurze, aber intensive Vorbereitung“, blickt Jahn-Trainer Joe Enochs auf zwei schweißtreibende Wochen mit Vorbereitungsspielen gegen Liga-Konkurrent Unterhaching (3:1) und den Zweitligisten Eintracht Braunschweig (0:1 nach 120 Minuten) zurück.

Wie gut ist der SSV Jahn auf die Verteidigung der Tabellenspitze vorbereitet? Zum Start ins Restprogramm haben die Oberpfälzer den Tabellensechsten SC Verl am Samstag, 20. Januar, um 14 Uhr, vor der Brust. Das 25.000-Einwohner-Städtchen südlich von Bielefeld (NRW) glänzt nicht nur mit der besten Torausbeute (39 gegenüber 32 Treffern des SSV).

Verl zurecht in der Spitzengruppe

Für Enochs steht der Sportclub zurecht mit in der Spitzengruppe. „Trotz der beiden Abgänge von Batista Meier und Mael Corboz haben sie mit Lars Lokotsch, Maximilian Wolfram, Yari Otto und Nicolas Sessa brandgefährliche Spieler in ihren Reihen.“ Auch die beiden Außenverteidiger Michel Stöcker und Nico Ochojski, die sich immer wieder in die Offensive einschalteten, seien zu nennen.

„Die haben im Hinspiel ein super Spiel abgeliefert“, sagt Enochs. „Wir sind froh, dass wir es in letzter Minute gewonnen haben“ – durch Konny Faber, der einen Lauf über 90 Meter hingelegt hatte. „Wir wissen, dass wir eine Top-Leistung bringen müssen.“

Qual der Wahl plus zwei Neue

Dabei hat der Trainer personell die Qual der Wahl: Zwar fällt der Langzeitverletzte Eric Hottmann weiter aus. Christian Viet habe dagegen den Großteil des Trainings absolviert und sei aller Wahrscheinlichkeit nach dabei. „Alle anderen sind fit.“ Und Dank der stets vier offenen Augen von Sportchef Achim Beierlorzer und Chef-Scout Ilja Dzepina stehen dem Jahn zwei Neuzugänge mit allerdings sehr unterschiedlichem Fitness-Stand zur Verfügung.

„Man hat bei Erik Talig (zuletzt 1860) in der Vorbereitung gesehen, dass er aufgrund seiner Verletzung ein Jahr nicht mehr gespielt hat.“ Deswegen führe man ihn langsam heran. „Valdrin Mustafa hat eine richtig gute Vorbereitung mit Viktoria Köln genossen und hat viel in der Hinrunde gespielt.“ Enochs sei froh, dass man beide für den Jahn gewinnen konnte: „Mit ihren Qualitäten machen sie uns unberechenbarer.“

Überragend: Punkteschnitt von 2,25 in 20 Spielen

Was ist dem SSV Jahn nach der spektakulären Serie von zehn Siegen und einer Reihe weiterer unbesiegter Spiele in der Rückrunde zuzutrauen? Sportchef Achim Beierlorzer blickt auf das symptomatische letzte Spiel vor der Winterpause in Unterhaching zurück. „Eine dominierende Hachinger Mannschaft in der ersten Halbzeit, kein gutes Spiel von uns, wir liegen 1:0 zurück durch einen Fernschuss – drehen das Ganze aber mit einer totalen Kehrtwendung.“

In der zweiten Halbzeit habe eine ganz andere Mannschaft auf dem Platz gestanden: „Die Art und Weise, wie wir da attackiert haben, wie wir dann auch mit dem Ball gespielt haben, dynamisch, wirklich druckvoll, das Spiel mit 2:1 drehen und uns den 45. Punkt holen – das ist schon überragend, ein Punkteschnitt von 2,25 in 20 Spielen.“ Sein Fazit: „Wir haben mehr Punkte geholt, als wir erwartet hatten.“

Beierlorzer: „Wir spielen tatsächlich Jahn-Fußball“

Das Ziel, zu einer Mannschaft zusammenzuwachsen und die Dritte Liga anzunehmen, sei überraschend schnell gelungen. „Wir haben in den ersten Spielen darauf geachtet, stabil in der Abwehr zu stehen und wenig zuzulassen, weil wir eben ankommen wollten in der Liga, weil der eine oder andere die Dritte Liga noch nicht kannte und die Art, wie dort gespielt wird.“ Auch das sei gelungen.

Zu Beginn habe es etliche Unentschieden gegeben, dann habe man immer mehr zur eigenen Philosophie gefunden. „Das ist auch ein Part, den wir vorantreiben wollten, dass wir tatsächlich Jahn-Fußball spielen – wir attackieren hoch, wir sind mutig, wir verteidigen nach vorne, wir haben vor allem das Spiel gegen den Ball präsent in unseren Köpfen, und haben so 45 Punkte erarbeitet und das ist top.“

Glücklich mit Trainerteam und Mannschaft

„Wir sind überaus glücklich, dass die Spieler, die wir geholt haben, die Erwartungen, die wir in sie gesetzt haben, sowohl sportlich als auch vor allem menschlich absolut erfüllt haben.“ So stelle er sich Jahn Regensburg vor: „Mit diesem Team-Spirit möchten wir unterwegs sein, diesen Team-Spirit wollen wir, unsere Fans sehen.“ Wenn er die Mannschaft arbeiten sieht – „und ich bin ja fast bei jeder Trainingseinheit mit dabei“ – dann mache es einfach Spaß zu sehen, was da für ein Miteinander herrsche.

Das Trainerteam um Joe Enochs spiele bei der Siegesserie natürlich eine große Rolle: „Weil sie Dinge vorleben, weil sie extrem fleißig sind, akribisch in der Vorbereitung auf den Gegner, aber natürlich auch immer mehr unsere DNA, unsere Philosophie verinnerlicht haben.“ Genau das sei das Ziel des Vereins: „Dass wir ein Trainerteam und eine Mannschaft haben, die genau wissen, was zu tun ist.“ Und schließlich klappten auch die Abläufe immer besser. „Die Art und Weise, wie das Trainerteam mit der Mannschaft arbeitet, ist grandios.“

Die Trauer um Agy Diawusie ist im Jahn-Stadion am Sonntag gegen den SC Freiburg II greifbar: Foto: jrh

Der Agy-Schock: „Das ist jetzt ein Teil von uns“

Wenige Tage nach dem 9. Sieg, dem 1:0 in Dresden, dann der dramatische Todesfall von Agy Diawusie: „So eine Situation kommt aus dem Nichts“, sagt Beierlorzer. „Wir waren alle noch euphorisiert von dem Last-Second-Sieg gegen Dresden, und am Dienstag darauf, erlebst du eine Sache, die du nicht erleben möchtest.“

Es sei für ihn immer noch unfassbar: „Man kann es eigentlich gar nicht verarbeiten – wir sprechen über einen 25-Jährigen, der von uns gegangen ist, der Bestandteil unseres Teams war, ein so positiver Mensch, der ist einfach nicht mehr da.“ Dieses einschneidende Ereignis werde das Team permanent in dieser Saison begleiten: „Das ist jetzt ein Teil von uns.“ Füreinander einstehen sei das Jahresmotto: Man habe da auch wieder gut sehen können, wie der eine dem anderen hilft, ihm beisteht. „Es waren zwei Wochen, die einfach unendlich traurig waren.“

Die Fans: „Das ist toll, das ist top“

Sogar am Ende der vergangenen Abstiegssaison sei noch zu spüren gewesen, dass die Jahn-Fans zur Mannschaft gestanden hätten. Umso mehr zu Beginn der neuen: „Das war von Anfang an spürbar, in jedem Spiel.“ Beierlorzer erinnert an die Pokal-Niederlage in Ingolstadt im Elfmeterschießen: „Am Schluss ist es, glaube ich, 10:9 ausgegangen, da gab es eine Ansprache der Fans an die Mannschaft, die eigentlich alles beschreibt.“

Mit dem Tenor: „Wir gehen mit euch durch dick und dünn, jetzt haben wir eines verloren, das wirft uns nicht um, sondern wir bleiben stabil, wir holen uns den nächsten Dreier. Und in ein paar Wochen sind wir wieder zurück hier und holen uns die Punkte, wenn wir schon im Pokal ausscheiden – und genauso ist es dann ja auch gekommen.“ Die Art und Weise, wie die Fans den Jahn unterstützen, man müsse nur auf das Spiel gegen Unterhaching schauen, wo 2000 Fans hin gepilgert seien und trotz überschaubarer Leitung in der ersten Hälfte hinter der Mannschaft gestanden hätten. „Das ist toll, ist top.“

Jahn-DNA aus der eigenen Jugend

Sechs Spieler aus der Jahn-Schmiede hätten es in die erste Mannschaft geschafft: „Weil sie Top-Leistungen in unserer U21 gebracht haben.“ Er freue sich über die Entwicklung der jungen Spieler: „Wenn ich Jonas Bauer exemplarisch nehme, ist es einfach schön, diese Entwicklung zu begleiten.“ Das sei ein Prozess: „Wir geben den Spielern die Chance, sich auf Profi-Niveau weiterzuentwickeln.“

Besonders freue er sich für die ganz jungen Burschen: „Für Max Meyer und Poldi Wurm, die wir da begleiten, aber auch für alle anderen, wir sprechen da über Jannik Graf und Christian Schmidt, das vergangene Jahr schon bei der Profi-Mannschaft dabei waren – und über Kelvin Onuigwe, der mit seiner Wucht und seiner Art und Weise dabei ist.“

Erfolgsspur: „Mutig, forsch und unangenehm für jeden Gegner“

Worauf kommt es an, um in der Erfolgsspur zu bleiben? „Auf all das, was uns bisher ausgezeichnet hat“, wiederholt Sportchef Achim Beierlorzer. Team-Spirit sei nichts, was man hat: „Das muss man pflegen. Und wir müssen unsere Philosophie, unsere Art, wie wir Fußball spielen, immer wieder weiter klar vorantreiben, sodass jeder Spieler genau weiß, was zu tun ist in den entsprechenden Momenten – und dann ist es der Einsatz, den wir bringen müssen.“

Das habe man in der zweiten Halbzeit in Unterhaching gesehen. „Wir waren mutig, wir haben uns was zugetraut, sowohl offensiv als auch defensiv, und das hat sich ausgezahlt.“ Genau das müsse die Herangehensweise sein: „Dass wir mutig, forsch, unangenehm für jeden Gegner unser Spiel spielen.“ Dann sei es schon mal schwer, den Jahn zu besiegen. „Dann fahren wir schon mal diese Ungeschlagen-Serie weiter.“ Man wisse aber auch, dass ganz viele Spiele in dieser Liga eng sind: „Und da darf uns auch mal eine Niederlage nicht umwerfen.“

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