Von Burgen und Scherben
Neustadt/Kulm. Den Rauhen Kulm sieht man schon von Weitem. Eine Landmarke, an der sich schon seit tausenden von Jahren die Menschen orientieren. Besonders interessant ist das natürlich für Archäologen. Ein Team der Uni Bamberg führt hier schon seit 2004 jedes Jahr Grabungen durch.
Von Yvonne Sengenberger
Auch in diesem Jahr. Mühsam und in Handarbeit legen die Archäologen gerade einen Wall unterhalb des Gipfels frei. Wer schon einmal auf dem rauhen Kulm war, der kann Teile des Walls beim Aufstieg sehen. Der sichtbare Teil stammt aus den Kriegen gegen die Ungarn um etwa 800-900 n.Chr. Darunter aber verbirgt sich eine noch viel ältere Mauer.
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Und hier will das wissenschaftliche Team des Lehrstuhls für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit der Uni Bamberg kleine Schätze finden. Kein Gold und Silber. Die Archäologen sind auf der Suche nach Scherben aus der Zeit der Slaven und Beweisen für Holzkonstruktionen. Und sie wollen die ehemalige Mauer, die schon durch einen Steinbruch am Berg zerstört wurde, wieder aufbauen. „Ziel ist es, die Mauer zu rekonstruieren. Aber bis es soweit ist, wird es wohl noch ein paar Jahre dauern“, erklärt Dr. Hans Losert, Privatdozent an der Uni Bamberg.
Gefunden haben sie schon einiges. Nur mit kleinen Kellen und Spateln graben sie Stein um Stein aus. Dabei entdeckten sie mehrere Löcher in der Mauer. Hier steckten damals wohl Holzpfosten zur Befestigung eines Holzbodens auf der Mauer. Aus einer etwas größeren Grube zieht Mark Wurlitzer, einer der Archäologen, eine Scherbe nach der anderen. „Das war hier wahrscheinlich ein Abfallloch. Denn die Scherben kommen aus unterschiedlichen Zeitaltern“, erklärt er und präsentiert ein Stück, dass er gerade aus dem Boden gezogen hat.
Man kann deutlich einige Einkerbungen erkennen. Eine andere hat einen kleinen Rand, war also wohl mal Teil einer Vase oder eines Bechers.
Es ist oft gar nicht so leicht, zu erkennen, ob das eine Scherbe oder ein Stein oder nur Dreck ist. Ich habe am Anfang bestimmt des Öfteren mal ein Stück Geschichte einfach weggeworfen, weil ich das nicht sofort erkannt habe.
Mittlerweile hat er aber ein Auge dafür.
Das kleine Scherbenhäufchen wird immer größer. „Am Ende des Tages nehmen wir die Scherben mit. Dann werden sie gereinigt und untersucht und landen dann numeriert im Archiv der Uni“, erklärt Mark Wurlitzer. Dort gibt es ein extra Lager voller sehr alter Scherben. Große und besondere Stücke werden auch in Museen. Aber nicht nur Scherben haben sie hier schon gefunden. Auch Speerspitzen der Slaven und Ungarn.
Etwas weiter hinten an der Grube wird ausgemessen. So kann man die Mauer später auch digital zum Leben erwecken. Gleich neben der Ausgrabungsstelle steht schon ein Stückchen einer rekonstruierten Mauer. Wer die Arbeit der Archäologen mal live sehen möchte und vielleicht auch die Chance haben möchte, ein mehrere tausend Jahre altes Stück Keramik in Händen zu halten, für den gibt es um 15 Uhr eine exklusive Führung zum Ausgrabungsort. Treffpunkt ist am Parkplatz am Fuße des Rauhen Kulms.
Bilder: Y. Sengenberger
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