Wenn sich Jugendliche wie Aliens fühlen: Weidener Sommerschule gewinnt Filmpreis

Weiden. Der Bildungsträger „Arbeit und Leben“ lud zur Sommerschule nach Weiden. Jugendliche sollten bei einer Schreibwerkstatt ihr Deutsch aufmöbeln. Herauskam ein preisgekrönter Kurzfilm.

Sophia Efremenkov, Diana Efremenkov und Herbert Schmid nahmen den Preis in Amberg im Ringtheater in Empfang. Bild: Sommerschule

Ursprünglich hatte „Arbeit und Leben“ in Bayern bei seiner Sommerschule eine Schreibwerkstatt im Vereinsheim des Kinderspielplatzvereins Naabwiesen in Weiden geplant. Der Einladung des gewerkschaftlichen Bildungsträgers waren Mitglieder des Ortsverbands Weiden der „SJD – Die Falken“ und ihre Freunde gefolgt.

Nach einer ersten Ideensammlung aktueller, jugendrelevanter Themen – etwa der Umgang mit Krieg, Umwelt und Klimakrise, Schizophrenie, Alkoholmissbrauch oder Akzeptanz für psychische Krankheiten – verständigten sich die Jugendlichen auf das Phänomen der „Alienation“ – Entfremdung. Am Ende des Workshops stand ein Kurzfilm zu diesem Thema, den die Teilnehmer beim 18. Jugendfilmfestival in Amberg einreichten: Und siehe da, damit den Jugendfilmpreis Oberpfalz als Preisträger in der Alterskategorie 18 bis 21 Jahre absahnten.

Die Medienfachberater beim Bezirksjugendring in Regensburg organisieren das Jugendfilmfestival Oberpfalz. Foto: Sommerschule

Recherche zur Entfremdung

Bei ihren Recherchen zum Thema Entfremdung wurden die Jugendlichen bei Texten von Karl-Marx, psychologischen Studien zum „Parental Alienation Syndrom“, einer speziellen Form der Eltern-Kind-Entfremdung, und bei den Live-Online-Formaten zum Thema „Alienation“ des Landes-Theaters Linz während der Pandemie fündig, die Jugendlichen wenigstens auf diesem Weg gemeinsame Erlebnisse ermöglichten.

Vor allem aber versuchten die Sommerschüler ihre eigenen Erfahrungen filmisch umzusetzen, was ihnen, wie sie meinten, leichter falle, als seitenlange Texte über ihr Erleben des Fremd-Seins zu verfassen. Schließlich hielt Diana Efremenkov als Kamerafrau die Ideen von Anhelina Kulachek und die Verkörperung des „Alien“ durch Atrem Vediaskin filmisch fest. Maksym Vasjlkovskji als Berater in Theaterpraxis, Herbert Schmid als Fachmann im Interview und zwei kleine Kinder trugen das Ihre bei.

Hans fühlt sich „anders“

Der Mensch ist in diesem Kurzfilm „ein kurioses Tier“. Er putzt sich die Zähne, sucht Spielgefährten auf dem Klettergerüst und verdrückt gerne mal eine Currywust. Doch was passiert, wenn ein Mensch sich selbst fremd vorkommt? „Alienation“ gibt Einblick in das Leben des Homo Sapiens Hans, 17 Jahre als, 1,78 Meter groß, 60 Kilogramm leicht.

Mit einer siebartigen Alienmaske geht er durch die Welt und versucht sich im sozialen Miteinander – doch so ganz will es ihm nicht gelingen. Denn Hans fühlt sich aus unerklärlichen Gründen anders als die Anderen. Mit der Preisverleihung ist auch die Nominierung zu den Bayerischen Jugendfilmfestspielen im Jahr 2024 in Passau verbunden.

Laudatio der Jury: „Wer fühlt sich nicht manchmal wie ein Alien?“

„Besonders gut hat uns hierbei der Mockumentary-Stil gefallen. In Form eines immer wieder auftauchenden Talking Head mit satirischem Expertenwissen“, der Erzählerin aus dem Off und naturwissenschaftlichem Footage-Material unterstreicht der Film seinen angeblich dokumentarischen Anspruch. Kandiert mit skurrilen Kameraeinstellungen begleiten wir Hans, fühlen mit ihm und erkennen uns gar selbst manchmal wieder. Der Humor kommt dabei nicht zu kurz.

Doch was genau soll dieses sogenannte „Andere“ sein, das unseren Protagonisten einsam fühlen lässt? Das international geprägte Team der „Alienation Sommerschule“ in Weiden hat es geschafft, universelle Fragestellungen des Menschseins zu behandeln und im Gefühl des Andersseins eine verbindende Gemeinsamkeit zu entdecken. Denn wer fühlt sich nicht manchmal wie ein Alien auf diesem Planeten namens Erde?

Danke an die Gruppe Alienation Sommerschule, dass ihr uns diesen dokumentarischen Blick auf das Menschsein beschert habt und herzlichen Glückwunsch zum Jugendfilmpreis Oberpfalz 2023!“

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