Zu bunt für Schröder? Arbeit und Leben lädt zum Holi-Festival nach Mantel

Mantel. Das hinduistische Holi ist ein farbenfrohes Frühlingsfest. Dass „Arbeit und Leben“ am kommenden Samstag zu einem Holi-Festival nach Mantel einlädt, ist nicht der Jahreszeit geschuldet, sondern dem Motto: Mantel ist bunt. Jetzt heißt es vom Veranstalter: Patrick Schröder wird's zu bunt.

Mantel wird bunt: Farbenfrohes Holi-Festival am Samstag. Plakat: Arbeit und Leben

Es gilt als eines der ältesten Feste Indiens: Der Begriff leitet sich von der Dämonin Holika ab, die auf Geheiß ihres egozentrischen Vaters den Bruder töten sollte. Weil der aber überlebte, gilt die Legende im Vielgötterstaat als Symbol des Sieges des Guten über das Böse. 

Auch heutzutage hat die fröhliche Farbschlacht durchaus gesellschaftliche Relevanz: Alle Schranken durch Kasten, Geschlecht, Alter und gesellschaftlichen Status sind aufgehoben – ein wenig vergleichbar mit unserem Fasching in Zeiten des Feudalismus. 

Man feiert ausgelassen, besprengt sich mit gefärbtem Wasser und knallbuntem Puder. Versteht sich, dass man dabei nicht den besten Anzug und das Abendkleid trägt – die beschnittene Krawatte an Weiberfasching lässt grüßen (im Video unten kann man sich mal anschauen, wie es da so zugeht). 

Kammerer: „Mantel ist bunt“

An diesen Hintergrund hat Bürgermeister Richard Kammerer nicht gedacht, als er der Veranstaltung des gewerkschaftlichen Bildungsträgers „Arbeit und Leben“ zustimmte: „Ich kenne Holi von einer Veranstaltung in Weiden, bei der junge Leute eine Riesengaudi hatten“, sagt der Rathauschef. „Wir wollen auch bei uns, Kindern und Jugendlichen etwas bieten“, begründet er sein Plazet. Und eines sei ja auch richtig: „Mantel ist bunt.“

Man muss kein Philosoph sein, um die politische Botschaft hinter der Veranstaltung zu erkennen: „Natürlich steht dieses farbenfrohe Fest für Vielfalt und Toleranz“, sagt Herbert Schmid, Geschäftsführer von „Arbeit und Leben“. Ein Schelm, der dabei keinen Zusammenhang mit dem Wohnsitz des stellvertretenden NPD-Landesvorsitzenden Patrick Schröder erkennen mag. „Wir wollen auch deshalb dort Flagge zeigen“, räumt Schmid ein.

Bürgermeister Richard Kammerer hält beim Holi-Festival den Ball flach: Er steht zum Slogan „Mantel ist bunt“, kann aber auf Farbflecken am Zwirn gerne verzichten. Foto: Jürgen Herda

„Eben gerade niemanden ausgrenzen“

Jetzt sei Schmid allerdings zugetragen worden, „dass Patrick Schröder seit dem Wochenende durch den Ort Mantel zieht und agitiert, dass wir alle Menschen im Ort als Rechtsextreme beschimpfen würden“. Dabei berufe er sich offenbar auf einen Eintrag bei der Bundeszentrale für politische Bildung: „Mantel ist immer wieder Mittelpunkt von rechtsradikalen Phänomenen. Gleichzeitig gibt es in der Gemeinde viele Personen, die nicht einverstanden damit sind.“ 

Und dass viele nicht mit Schröders politischer Haltung einverstanden sind, wolle man mit der Veranstaltung zeigen: „Wir wollen eben gerade niemanden ausgrenzen, sondern zeigen, dass die große Mehrheit ein weltoffenes, tolerantes Mantel möchte.“ Dem Bürgermeister kam Schröders vermeintliche Agitation gegen das Festival bislang nicht zu Ohren: „Es gab in Mantel nie Probleme mit ihm“, sagt Kammerer, „er hat mal gesagt, er orientiert sich mit seinen Aktivitäten mehr Richtung Osten.“

„Arbeit und Leben“-Geschäftsführer Herbert Schmid will mit dem Holi-Festival eben gerade nicht ausgrenzen. Foto: Jürgen Herda

Bürgermeister schaut vorbei

Und vielleicht kann sich der Betreiber eines Online-Shops mit einschlägigen Klamotten und eines rechten Kanals ja auch mit einem Fest asiatischen Ursprungs anfreunden. Beruft er sich doch bei seinem Menschenbild auf Richard Lynns und Tatu Vanhanens umstrittenes Buch „IQ und der Wohlstand der Nationen“ (2002): Darin schneiden Bewohner Nordostasiens mit einem IQ-Durchschnitt von 104 am besten ab. 

Bürgermeister Kammerer hat eigentlich am Freitagabend nach Feierabend Urlaub: „Ich habe noch versprochen, bei einigen Veranstaltungen vorbeizuschauen“, sagt der Kommunalpolitiker. Und nach dem Rechten sehen werde er am Samstag wohl auch, obwohl die Marktgemeinde selbst nicht Ausrichter sei: „Das gehört sich, dass man sich kümmert, ob alles funktioniert“, erklärt er. Auf einen bunten Anzug will er allerdings gerne verzichten: „Das ist was für junge Leute“, findet der CSU-Mann.

Holi-Festival in Mantel

  • Start: 12 Uhr
  • Kids: 13 bis 15 Uhr Live-Konzert Kinderrock
  • Party: 16 bis 22 Uhr 3 DJs (House, Festivalbeats, Partysounds)
  • Verpflegung: Essen und Getränke vor Ort
  • Festivalgelände: Haidenaabwiese, unterhalb der evangelischen Kirche
  • Parken: VfB Mantel Sportverein, Hammerweg 11, 92708 Mantel
  • Farbbeutel: 2 Euro pro Beutel

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3 Kommentare

Karin Weinzierl - 28.07.2023

Holi ist ein tolles Fest, aber was ich hier nicht verstehe, ist Folgendes: Wir zerbrechen uns den Kopf, ob wir Kindern bestimmte Kostüme zu Fasching aus Gründen der kulturellen Aneignung vielleicht besser verbieten sollten – und nehmen uns dann ein Festival, was im Ursprungsland auch noch einen religiösen Hintergrund hat, zu leihen und feiern es (noch dazu zur falschen Jahreszeit -der eigentliche Termin ist MÄRZ) quasi “nach” um einen politischen Akzent damit zu setzen… Das ist dann aber keine kulturelle Aneignung? Und hier gleich noch die nächste Frage: Wie groß ist eigentlich die indische Community in Mantel / Weiden? Und ja, ich kenne das Fest, durfte selbst schon in einem anderen Land mitfeiern – aber eben MIT den Menschen, zu deren Kultur es gehört.

Natalija - 28.07.2023

Ein wirklich sehr ungefärbter und informativer Artikel 😉 Ich wüsste gerne, auf welche Beweise sich Ihre starke Journalistische Meisterleistung stützt? Haben Sie aufnehmen, wie Herr Schröder durch Mantel zieht und die angeblichen Äußerungen tätigt etc?🙂 Gott sei Dank ist der Eintritt gratis und glücklicherweise ist Mantel bunt! Auf ins Freibad und das applaudieren nicht vergessen, wenn das Bunte Fest so schön und friedlich abläuft, wie das Eritrea Festival… ist ja bestimmt auch in Ostasien, so wie Indien 😉

Ewald Zenger - 28.07.2023

“nach dem Rechten sehen” – pun intended? 🙂