Laienspielschar sorgt für Schockmomente

Windischeschenbach. Selten sorgte ein Theaterstück der Laienspielschar Windischeschenbach für so viele unterschiedliche Emotionen und Reaktionen bei einem mehr als gefesselten Publikum.

Von Peter Gattaut 

„Der Bockerer“ oder „“D´Schellnsau sticht“ von Ulrich Becher und Peter Preses ist keineswegs nur lustiges Heimattheater, wie man es zum Beispiel vom „Chiemgauer Volkstheater“ oder „Peter Steiners Theaterstadl“ kennt. Das Stück ist eine tragische Posse zum Lachen, Nachdenken und Weinen aus einer Zeit, wo das Hakenkreuz Einzug hielt und die Propaganda und Volksverhetzung eine neue Dimension bekam.

Mit Gesangseinlagen (Monika Burkhard sang mit Klavierbegleitung von German Beer) von „Lilli Marleen“, „Sag mir, wo die Blumen sind“ und Film-Einspielungen während des Umbaus der verschiedenen Bühnenbilder wurden die Zuschauer mit Original-Dokumentationen aus der damaligen Wochenschau konfrontiert, um sie für die weiteren Schauplätze des Spieles zu sensibilisieren. Metzgermeister Karl Bockerer (Hannes Rupprecht), der mit Adolf Hitler nur das Geburtsdatum und sonst auch gar nichts gemeinsam hat, muss auf tragische Weise erleben, wie der Nationalsozialismus systematisch sein Umfeld, seine Familie und letztendlich auch sein Leben zerstört, obwohl er sich eigentlich nie von dieser Bewegung hat anstecken lassen und immer bodenständig an seine persönlichen Werte festhielt.

Der Bockerer Laienspielschar Windischeschenbach 02

War es zu Beginn der Humor, der das Stück und den Metzgermeister bestimmte, war später kein Anflug von Fröhlichkeit mehr zu spüren. Spätestens als Bockerer vom Tod seines Freund “Herrmann”, dem Eisenbahner (gespielt von Wolfgang Unger) erfuhr, noch dazu, dass sein Sohn, der eine SA-Karriere einschlug, am Mord beteiligt ist, herrschte im Saal erdrückende Wut und Unverständnis. Totenstille erfüllte den Raum.

Die beiden Regisseure Hannes Ruprecht und Christian Mayerhöfer, der auch für die Bühnenbilder verantwortlich war, inszenierte das Stück glänzend. Die Schauspieler wurden ihrer Rollen mehr als gerecht. Zweifelsohne gebührt auch Gerlinde Schedl und Beate Stock großes Lob, die für die beeindruckenden Nazi-Kostüme sorgten, die für viele sogar schockierend wirkten. Die Laienspielschar Windischeschenbach spielte das heikle Thema mit Bravour, mit nötigem Respekt und viel Engagement – für alle Besucher bleibt es ein unvergessliches Theaterstück zum Nachdenken.

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