Neue Regeln für Juniorenfußball: Fern jeglicher Realität?

Weiden. Mit seinen neuen Regeln für den Juniorenfußball stößt der Bayerische Fußballverband nicht überall auf Begeisterung.

Von Udo Fürst

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Für die jungen Fußballer soll sich nach dem Willen des Bayerischen Fußballverbands Grundlegendes ändern. Fotos: BFV

Kleinere, dafür mehr Tore, in denen keine Torhüter mehr stehen, neue, leichtere Bälle und nur noch Spiele in Turnierform oder als Kinderfestival, in denen sich auch nur noch jeweils drei Spieler gegenüber stehen – so will der Bayerische Fußballverband zum 1. Juli den Fußball für seine G- (bis sechs Jahre) und F-Junioren (sechs acht Jahre) reformieren. Diese Idee, mit der BFV-Verbandsjugendleiter Florian Weißmann kürzlich die Vereine per E-Mail überraschte, stößt zwar prinzipiell auf Zustimmung. Allerdings gibt es auch kritische Stimmen, die vor allem bemängeln, dass die mit der Neuregelung verbundenen finanziellen Belastungen allein auf die Vereine umgelegt werden sollen.

Fragwürdig ist in jener Mail sicherlich die Art und Weise, wie den Vereinen der Mini-Fußball offeriert wird. So heißt es recht deutlich: „Für die Spielform ‚FUNino‘ beziehungsweise ‚Fußball3‘ werden spezielle Mini-Tore benötigt“. Das konkrete Angebot für die Vereine folgt in der Mail gleich auf dem Fuße: „Damit wir Ihnen nicht nur einfach sagen können, ‘dass sich diese Investition für ihre Nachwuchsarbeit absolut lohnt‘, sondern Sie auch was konkret in Händen haben, haben wir mit unserem Partner Teamsport Hofbauer ein exklusives und attraktives Angebot ausgearbeitet und die Initialkosten für Sie beziehungsweise Ihren Verein reduziert: Ein Paar Mini-Tore kosten im Rahmen einer Sammelbestellung 89 Euro. Die Sammelbestellung der BFV-Mini-Tore ist bis zum 13. April 2019 möglich.“

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Nicht nur die Nennung der Frist für die Sammelbestellung erinnert an eine Verkaufsepisode einer Kaffeefahrt, zumindest geteilter Meinung darf man auch über die abschließende Kaufempfehlung Weißmanns in der Mail an die Vereine sein: „Ich würde mich freuen, wenn Sie – sollten Sie noch nicht mit Mini-Fußball in Berührung gekommen sein – in Ihrem Verein der neuen Spielform offen gegenüberstehen und auch vom Angebot unseres Partners Gebrauch machen.“

“Reform nicht ausgereift”

Zwei nordoberpfälzer Fachleute aus dem Juniorenfußballbereich – Huberth Rosner vom FC Tirschenreuth, der seit Jahren junge Torhüter ausbildet, und Rainer Fachtan, bis 2018 Koordinator des Jugendleistungszentrums der SpVgg SV Weiden und jetzt sportlicher Leiter der Juniorenspielgemeinschaft FC Stiftland – sagen ihre Meinung dazu.

“Da ist wohl ein Akademiker vorgeprescht“, findet Rosner deutliche Worte. „Das Leistungsprinzip wird durch diese Spielform außer Kraft gesetzt. Sieg und Niederlage gehören zum Fußball, das ist irgendwo auch charakterbildend. Außerdem brauchen die Vereine außer neuen Toren und Bällen auch mehr Betreuer als Schiedsrichter für die Spiele.“ Allein die Torhüterrotation hält Rosner für sinnvoll. „Aber sie darf nicht zur Regel gemacht werden.“ Torhüter erst ab zehn Jahren speziell zu schulen, sei definitiv zu spät. Insgesamt halte er die Reform als nicht ausgereift.

Dagegen hält Rainer Fachtan die Idee grundsätzlich für nicht verkehrt. Für die Entwicklung und Spielfreude der jungen Kicker sei das System sehr gut. Man müsse aber überlegen, wie das umzusetzen sei. Die Organisation der Turniere werde sicher etwas dauern, bis es bei Spielern, Eltern und Trainer ankomme. „Alle Spieler wollen immer Tore schießen. Egal ob bei den G-Junioren oder in der Nationalelf. Und aufpassen muss man mit der Position Torhüter. Nicht, dass wir dann in ein paar Jahren dort ein Defizit haben.“

Laut Fachtan habe man als Folge der BFV-Vorgaben den Talentsichtungstag geändert. Das Turnier am 5. Mai in Poppenreuth sei im 3:3, 4:4 und 5:5 aufgebaut und lehne sich an Funino, den neuen BFV-Spielgedanken an.

 

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Bilder: BFV

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