Rettung für das Landratsamt

Eschenbach. Es hat sich schon viel getan auf der Baustelle der früheren Landratsamts Außenstelle in Eschenbach. Nach der Sanierung soll ins historische Gemäuer neues Leben einziehen. 

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Neue Perspektive für historische Gemäuer: Momentan herrscht am ehemaligen Landratsamt in Eschenbach noch Baustelle. Von links: Simon Herbert, Heribert Eckl vom Bauunterhalt des Landratsamtes, Kreisbaumeister Werner Kraus, Architekt Karlheinz Beer und Landrat Andreas Meier

Fällt im Zusammenhang mit Baumaßnahmen der Begriff „Denkmalschutz“, beschleicht viele Bauherren zunächst einmal ein ungutes Gefühl: Eine Flut von Auflagen, komplizierte Bauarbeiten und nicht zuletzt horrende Zusatzkosten sind dabei die ersten Dinge, die einem – nicht ganz zu Unrecht – in den Sinn kommen. Es sind aber auch Begriffe wie „Bewahrung von Geschichte“ oder „Verantwortung für Besitz und Eigentum“ und nicht zuletzt „Wohn-, Arbeits- und Lebensqualität“, die mit einem historischen Objekt verbunden sind.

Um genau diese Sichtweise geht es laut Landratsamt Neustadt/WN auch auf einer der momentan größten und aufwändigsten Baustellen des Landkreises: dem früheren Landratsamt in Eschenbach.

Prominent gelegen am oberen, westlichen Ende des Stadtplatzes der ehemaligen Kreisstadt stellt das historische Pflegschloss aus den Anfängen des 18. Jahrhunderts einen wichtigen Eckstein dieses Areals dar. Bis zum vorübergehenden Umzug in die Räume des ehemaligen Kreiskrankenhauses waren in dem Gebäude unter anderem die Zulassungs- und Führerscheinstelle des Landkreises, ein Schilderverkauf und hauptsächlich die VHS Eschenbach untergebracht.

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Kauf für Rettung

Der zunehmend schlechte bauliche Zustand des Objekts, das sich im Eigentum des Freistaates Bayern befand, stellte den Landkreis vor die Frage, ob man generell in andere Räume umziehen wolle oder nach einem Erwerb eine umfangreiche Generalsanierung in Angriff nehmen sollte.

Unterstützt durch die Stadt Eschenbach, die sich dank Städtebauförderung finanziell beteiligt, fiel nach reiflichen Diskussionen und Überlegungen der Entschluss zum Erwerb. Seitdem hat sich auf der Baustelle direkt neben der Polizeiinspektion viel getan.

Was passiert auf Pflegschloss-Baustelle?

Am augenscheinlichsten ist der Rückbau aller Räume bis aufs Mauerwerk, die komplette Erneuerung der Holzfußböden sowie die sehr arbeitsintensiven Arbeiten vor allem an den historischen Holzdecken, die zum Teil mit bauzeitlichem Stuck verziert sind. Der Dachstuhl wurde saniert, die Eindeckung erneuert und im Gebäude ein durchgehender Aufzugsschacht eingezogen, der für die nötige Barrierefreiheit sorgt. Um den Brandschutz und die Fluchtwege sicher zu stellen ergänzt künftig ein im Innenhof angebautes, zweites Treppenhaus das Sicherheitskonzept.

Die vielleicht weitreichendste Veränderung sieht man im ehemaligen Turn- und Gymnastikraum der VHS im Erdgeschoss.

Neuer Veranstaltungsraum

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Das frühere Landratsamt in Eschenbach im Pflegschloss bekommt dank der Sanierung neue Perspektiven.

“Durch das komplette Entfernen einer ganzen Zwischendecke entstand ein zweigeschossiger Veranstaltungsraum, der künftig sicher bei zahlreichen Gelegenheiten auch im kulturellen Bereich gern genutzt werden wird”, erklärt Architekt Karlheinz Beer.

Er leitet das Projekt federführend und stellte Landrat Andreas Meier gemeinsam mit den für den Hochbau zuständigen Fachleuten des Landratsamtes Kreisbaumeister Werner Kraus, Heribert Eckl und Herbert Simon beim regelmäßigen Baustellentermin den aktuellen Sachstand vor.

Zulassungsstelle und VHS kommen wieder

Die Gesamtkosten der Generalsanierung betragen laut Kostenberechnung Stand Oktober rund 3,5 Millionen Euro, wobei in denkmalgeschützten Objekten immer gewisse finanzielle Risiken und Unsicherheiten mit eingepreist werden müssen. Landrat Andreas Meier jedenfalls ist überzeugt, dass die Entscheidung für den Erhalt und die Sanierung des ehemaligen Landkreissitzes richtig war: „Wenn wir als Öffentliche Hand hier keine Verantwortung für solche Gebäude übernehmen, dann wird es auch kein anderer tun. Somit gingen bedeutende Teile unserer Geschichte dann unwiederbringlich verloren“, betont Meier.

Wichtig sei ihm auch, dass mit der Zulassungsstelle und der VHS nach Abschluss der Arbeiten Mitte 2021 wieder eine optimale Nutzung und somit „Leben“ in die historischen Gemäuer zurückkehren wird.

Bilder: Claudia Prößl/Landratsamt Neustadt/WN 

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