650 Jahre: Neustadt am Kulm leuchtet

Neustadt/Kulm. Neustadt am Kulm feiert seinen 650. Geburtstag mit historischem Schauspiel und Festakt – ein leuchtendes Jubiläum. 

Von Udo Fürst 

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Großen Anklang bei den Bürgern fand die Einladung der Stadt zur Auftaktveranstaltung des 650-jährigen Stadtjubiläums. Die Sporthalle war brechend voll.

Die Bürger der Kulmstadt feiern: Stadtobere, Vereine und Einwohner ließen es sich nicht nehmen, dem 650-jährigen Gründungsjubiläum ihrer Stadt mit einem kurzen Schauspiel auf dem Marktplatz und einem Festakt in der Sporthalle würdevoll und stolz zu gedenken.

Wie war das noch mit der Gründungsurkunde?

Die Gründungsurkunde ist am 13. Januar 1370 ausgestellt. Am Vorabend begrüßte Bürgermeister Wolfgang Haberberger die Bürger auf dem Marktplatz in einem mittelalterlichen Kostüm und erklärte, dass er in Doppelfunktion hier sei: als Bürgermeister und als Burggraf zu Nürnberg vor 650 Jahren.

Die beiden Burgen auf dem Rauhen und auf dem Schlechten Kulm waren damals im Besitz der Nürnberger. „Hoher Besuch aus Prag von Kaiser Karl VI. hat sich angesagt“, erklärte der „Burggraf“. Nach einem Fanfarenstoß näherten sich eine Pferdekutsche und eine historisch gekleidete Gruppe, angeführt von Trommler Maximilian Plößner, dem kaiserlichen Gesandten Rudolphus Longus alias Rudi Lang und dem Prager Erzbischof (Pfarrer Sven Grillmeier).

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Beim historischen Schauspiel auf dem Marktplatz überreichte der Gesandte von Kaiser Karl IV. (Rudi Lang, Dritter von rechts) dem Burggrafen von Nürnberg (Wolfgang Haberberger, Zweiter von rechts) die Gründungsurkunde der Stadt. Zur Delegation gehörte auch der Erzbischof von Prag (Pfarrer Sven Grillmeier, rechts) sowie Norbert Kausler, Walter Schindler und Hermann Preißinger (von links).

Leuchtende Erinnerung an Stadtjubiläum

Longus öffnete eine mitgebrachte Dokumentenrolle und verlas den Gnadenbrief des Kaisers, der den Burggrafen zu Nuremberg ermächtigte, eine Stadt mit dem Namen „Newenstadt zwischen den Kulmen“ anzulegen. Diese sollte mit Mauern, Türmen, Pforten und Erkern versehen sein.

Die neue Stadt sollte mit allen Rechten, Freiheiten und Nutzen, die einer Stadt eigen sind, ausgestattet sein. Genehmigt wurde auch, einen Wochenmarkt abzuhalten. Schließlich schweifte der Gesandte verschmitzt vom historisch Überlieferten zur Gegenwart ab und ging auf die aktuelle Situation auf dem Marktplatz ein: „Wohlbedenklich und fürsorglich künft’gen Zeiten seien einzuplanen eine Einbahnstraße, einheitliche Gehwege und eine Sichelstraße mit 90 Grad Kurve, um bei zu erwartenden stark zunehmenden Kutschenverkehr für die Verkehrsberuhigung des Marktplatzes zu sorgen“, merkte Rudolphus Longus an.

Nach diesem kleinen historischen Ausflug erschien am Kriegerdenkmal mit großen erleuchteten Ziffern die Zahl 650. Einen kurzen Augenblick später leuchtete diese Zahl weithin sichtbar auch vom Aussichtsturm des Rauhen Kulm. Dies soll 2020 jeden Abend an das Stadtjubiläum erinnern. Am Kriegerdenkmal wurde anschließend die neue Jubiläumsflagge mit der Zahl 650 gehisst.

Hinterlassene Spuren schätzen

Nach der spektakulären Auftaktveranstaltung zum 650. Jubiläum der Kulmstadt auf dem Marktplatz, marschierten die Teilnehmer in einem Fackelzug zum Sportheim. Am Eingang begrüßte Burggraf und Bürgermeister Wolfgang Haberberger die Gäste und überreichte einen mittelalterlichen Schlüssel, auf dessen Anhänger ein historischer Trinkspruch aufgedruckt war. Er begrüßte zahlreiche Ehrengäste, darunter Schirmherrn Landrat Andreas Meier, MdL Tobias Reiß und alle Bürgermeister der umliegenden Gemeinden sowie die Vertreter von Vereinen, dem Kindergarten, der Grundschule und weiteren Organisationen.

In seinem Grußwort gratulierte der Schirmherr Landrat Andreas Meier der Stadt und ihren Bürgern zum Jubiläum. Er merkte an, dass hinter dieser Zahl „650“ auch Menschen stehen. Diese haben ihre Spuren hinterlassen und haben Geschichte geschrieben: “Ohne diese Menschen gäbe es diese Stadt nicht.” Er bedankte sich bei denjenigen, die sich auch heute noch in das Gemeinwesen mit einbringen und damit unsere Heimat lebenswert machen.

Der Pfarrer und der Dudelsack

Die Geistlichkeit war auch im historischen Gewand gekommen: Neben dem katholischen Pfarrer Sven Grillmeier als Erzbischof auch der evangelische Pfarrer Hartmund Klausfelder mittelalterlich gekleidet. Klausfelder spielte dann originell mit dem Dudelsack ein Lied aus dem 14. Jahrhundert, begleitet von seiner Frau auf einer Flöte. Zusätzlich hatte er sich einige Strophen Text einfallen lassen. Der „Erzbischof“ erteilte danach den Segen in lateinischer Sprache.

Über die wechselvolle Geschichte der Stadt zwischen den beiden Vulkanen informierte anschließend Bürgermeister Wolfgang Haberberger anhand einer Videopräsentation. Danach lud er im Namen der Stadt zum Essen ein. Den offiziellen Teil schlossen Käthe Pühl und Rudi Lang mit einer Präsentation von alten Bildern aus der Kulmstadt ab. Den Abend gestalteten die Original Weinwallfahrer vom Rauhen Kulm mit heimatlichen Klängen.

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Mit einer auf einem Dudelsack gespielten Melodie aus der Gründerzeit der Stadt überraschte Pfarrer Hartmut Klausfelder (Zweiter von rechts). Musikalisch begleitet wurde er dabei von seiner Gattin Monika (Zweite von links) auf der Flöte. Pfarrer Sven Grillmeier (links) und Bürgermeister Wolfgang Haberberger assistierten dem Duo.

Bilder: Udo Fürst 

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