Fast 80-Jähriger wegen Cannabis-Handel vor Landgericht Weiden

Weiden. Ein 79-Jähriger steht ab Donnerstag vor dem Landgericht Weiden. Ihm wird bandenmäßiger Handel mit Marihuana vorgeworfen. Die Polizei fand auf seinem Hänger die Reste von über 600 Cannabispflanzen.

Wo sich die Plantagen des Angeklagten (80) befunden haben sollen, konnte nie ermittelt werden. Foto: picture alliance/Abir Sultan

Der Angeklagte (Jahrgang 1944) war im März 2023 mit einem Gespann aus einem VW-Touran und einem Anhänger auf der A93 in Richtung Süden unterwegs. Seinen Wohnsitz hat der Bayer in Plauen, Zielort soll Straubing gewesen sein. Auf dem Hänger war ungewöhnliches Grüngut geladen: Laut Anklage der Polizei handelte es sich um Wurzelballen von 613 Cannabispflanzen, den Grünschnitt und Reste von Marihuana-Dolden.

Der Senior machte einen verhängnisvollen Fehler: Er legte an der Autobahnraststätte Waldnaabtal West bei Windischeschenbach eine Pause ein. Dabei parkte er auf einem Lkw-Parkplatz und wurde prompt von der Polizei kontrolliert. Er wanderte in die JVA Weiden, wo er seither in Untersuchungshaft schmort. Der Fall wurde zum Landgericht angeklagt (Straferwartung vier Jahre aufwärts). Der Gerichtsbezirk Weiden hat den Ruf sehr hoher BTM-Strafmaße.

Am Donnerstag muss der Senior vor die 1. Strafkammer, verteidigt wird er von den Anwälten Kabala Mbaluku (Eschborn) und Rouven Colbatz (Weiden). Die Staatsanwaltschaft Weiden wirft dem Angeklagten vor, mit mindestens zwei Komplizen ab Mitte 2022 einen Cannabis-Handel aufgezogen zu haben. Die Männer hätten dazu gemeinschaftlich zwei Gebäude gemietet oder gekauft und ausgebaut. Den Standort der vermeintlichen Cannabis-Plantagen vermuten die Ermittler im Raum Plauen.

Gesamtpreis laut Anklage: über 114.000 Euro

Die Staatsanwaltschaft geht von 613 Pflanzen aus, die aufgezogen wurden. Für jede wird ein Ertrag von etwa 100 Gramm getrockneten Dolden hochgerechnet, der zu einem Grammpreis von 3,50 bis 4,50 Euro verkauft worden sein soll. Am Ende sollen es 28 Kilogramm Marihuana gewesen sein, Gesamtpreis über 114.000 Euro.

Alles, was nach der Ernte übrig blieb, soll auf dem Hänger gelandet sein, mit dem der Angeklagte nach Bayern düste: Insgesamt handelte es sich laut Staatsanwaltschaft um 235 Kilo Pflanzenmaterial.

Hintergrund

Das letzte Urteil wegen Handels mit Betäubungsmitteln fiel am 9. Januar. Dabei gab es für den Hauptangeklagten 5,5 Jahre. Es ging es um eine Menge von rund 30 Kilo Marihuana, die über eine Shisha-Bar verkauft worden waren.

Seit Donnerstag steht ein Senior vor der 1. Strafkammer, verteidigt wird er von den Anwälten Kabala Mbaluku (Eschborn) und Rouven Colbatz (Weiden). Foto: Christine Ascherl

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2 Kommentare

Sabine Dettmann - 25.01.2024

“Straferwartung vier Jahre aufwärts” Das ist für einen 79jährigen eine lebenslange Haftstrafe. Ich kann nur fassungslos den Kopf schütteln. Ich kann nicht glauben, dass es jemanden gibt der so etwas gut findet.

Benedict - 25.01.2024

Erschreckend wie die Justiz immer übergriffiger und unliberaler wird. Badenmässig. Einst für die Mafia gedacht ist heute alles Bandenmässig. Furchtbar.. Logischerweise finden quasi naturgemäs alle Dinge mit 1-2 Anderen statt. Das hat aber doch nichts mit Bandenmässig zu tun… und diese Unart alle erstmal auf Verdacht in “Untersuchungs”haft zu stecken ebenso. Einst als absolute Ausnahme gedacht weil ja eigentlich schwer illegal. Weil ja gilt – unschuldig bis Tat bewiesen – lese ich das heute permanent und bei allem. Und dann unglaublicherweise direkt 1 Jahr.. Auf Verdacht. Totale vorverurteilung. Selbst wenn er verurteilt wird werden es ja real kaum mehr als netto 2 Jahre sein die er einsitzt. Das heisst. Er kann garnich gewinnen. Selbst wenn sichs nachher als Missverständnis rausstellt und er 100% Freigesprochen wird sahs er dann trotzdem fast genau so lange einn wie wäre er verurteilt worden. Ganz ganz schlimm / unliberal / gegen rechtliche Grundsätze und seeehr beängstigend! Kann jedem passieren heute! Last but not least. Naja. Hat ein paar Pflanzen angebaut. 4 Jahre als Erstäter ist da schon mehr als happig. 1 Jahr auf Bewährung fände ich mehr als ausreichend. Zumal ihm ja auch ein massiver Schaden entsteht das man ihm jetzt da das Geschäft auflöst. Die ganze ausrüstung, die Immobilie und alles… der Anwalt. Dem entsteht dadurch ja sicher ein Schaden von 30-40-50 tausend Euro. Allein das ist ja schon ne ordentliche Strafe..Hinzu kommt das er dann Vorbestraft ist und er weiss das es beim nächsten mal noch mehr Ärger gibt. Wenn man das so betrachtet wäre selbt 6Mon Haft, raus nach 3 , die Vorstrafe plus der grosse finanzielle Schaden. Mehr als genug für eine so relativ kleine Tat ohne Opfer. Bei nem Ersttäter.. und was machen wir? Wir gehen ab als würden wir über einen Mafiosi reden der seit Jahren unzählige Leute massiv geschädigt hätte… Schllimm. Sehr beängstigend