Anspruchsvolles Kulturprogramm im Jubiläumsjahr

Pressath. Die Coronajahre sind überwunden, das Pressather Kulturleben kehrt in normale Bahnen zurück: Diese befriedigende Bilanz zog Vorsitzender Richard Waldmann bei der Hauptversammlung des Kulturkreises im Gasthaus Heining. Ein vielfältiges Programm haben die Kulturfreunde auch für 2024 vorbereitet – und ihren diesjährigen eigenen 40. Gründungstag wollen sie zum Anlass nehmen, zweier großer Jubilare zu gedenken.

In der Hauptversammlung stellte Vorsitzender Richard Waldmann (im Vordergrund) das vielseitige Veranstaltungsprogramm vor, zu dem auch eine Studienfahrt nach Hamburg mit Besuch der Elbphilharmonie gehören wird. Foto: Bernhard Piegsa

Denn heuer, so Waldmann, erinnere man sich nicht nur an den 100. Todestag des Schriftstellers Franz Kafka, dem der Kulturkreis am 20. Juni ein literarisches Denkmal mit einer Lesung aus Bernhard Setzweins druckfrisch erschienenem Roman „Kafkas Reise durch die bucklige Welt“ setzen wolle. Für den 28. September habe der Verein außerdem die bekannte polnische Pianistin Aleksandra Mikulska gewinnen können, die sich als Interpretin der Klavierwerke des vor 175 Jahren verstorbenen polnischen Nationalkomponisten Fryderyk Chopin einen Namen gemacht habe.

Weitere Glanzlichter dieses Jahres, das mit dem fast ausverkauften Konzert „Babylon Pressath“ des „Ballhaus-Orchesters“ schwungvoll begonnen habe, seien die Studienfahrt nach Hamburg vom 13. April bis 16. April mit Konzertbesuch in der Elbphilharmonie, der Klavierabend „Musik von der Romantik bis zur Moderne“ mit Benjamin Schallwig am 5. Mai und das Sommerkonzert mit der lettischen Violinistin Monta Wermann, dessen Termin noch nicht feststehe. Weiter gehe es im August mit dem Gastspiel eines Ensembles des Bayreuther Jugendfestspieltreffens, und der Oktober stehe im Zeichen der schon traditionellen Horst-Eckert-Krimilesung und eines Kabarettabends mit dem „Wortakrobaten“ Willi Astor: „Dafür ist der 20. Oktober vorgemerkt.“

Veranstaltungsausfälle und enttäuschte Tango-Zuhörer

Das ursprünglich für Oktober geplante „Rock meets Classic“-Konzert von Markus Engelstädter habe man verschieben müssen, bedauerte Richard Waldmann. Ein Ehrenabend im November solle das Jubiläumsjahr beschließen. In seiner Rückschau auf 2023 erinnerte der Vorsitzende zunächst an zwei ausverkaufte Faschingskonzerte der Chorgemeinschaft Sankt Georg, ein Konzert mit Chris Hopkins und den Jazz Kangaroos und den Tango-Musikabend, der leider nicht ganz so gut angekommen sei wie erhofft: „Die Musikerinnen Susanne Hofmann und Judith Brandenburg hatten den Akzent auf ‚Tango zum Zuhören‘ gelegt, aber viele Besucher hätten wohl mehr leidenschaftlichen ‚Tanz-Tango‘ erwartet.“

Mehr Besucher hätte sich der Kulturkreis für die hochklassigen Konzerte des Ensembles
„Stubenjazz“ und des Jazzgitarristen Alfred Hertrich gewünscht, und die geplanten
Ferienprogrammveranstaltungen „Singen mit Kindern“ und „Kinderkulturkreis-Tagesfahrt nach Furth im Wald“ habe man wegen zu geringer Nachfrage absagen müssen. Dafür seien aber das literarische „Heimspiel“ Horst Eckerts und die beiden Märchenlesungen mit Simone Wanzek-Weber beim Publikum sehr gut angekommen. Zu einem beliebten Dauerbrenner hätten sich die von Heiner und Uschi Brückner betreuten, etwa alle sechs Wochen mit neuen Texten bestückten Poesiestelen im Dietl-Park und im „Obstgarten“ an der Bahnhofstraße gemausert, die Waldmann „eine Dichterlesung 24 Stunden am Tag, zwölf Monate im Jahr“ nannte.

Verärgert zeigte sich Waldmann über geplante Kürzungen des Kunst- und Musikunterrichts an bayerischen Schulen: „Diese Fächer sind auch für viele andere Bereiche ungemein befruchtend, und man sollte sie nicht gegen andere ‚nützlichere‘ Fächer aufrechnen wollen.“ Der Stadt und den anderen Gönnern dankte er für deren ungebrochen großzügige Förderung der Vereinsarbeit.

Kultur als demokratischer Auftrag

Der letztjährige Misserfolg des Ferienprogrammangebots solle den Kulturkreis Pressath nicht entmutigen, rief Bürgermeister Bernhard Stangl in der Hauptversammlung auf: „Den ganz großen Zustrom wird eine kulturelle Veranstaltung nie haben, sondern eher ein Nischenangebot bleiben, aber trotzdem ist es wichtig, so etwas anzubieten und dadurch die Kinder ein Stück weit neugierig auf Kultur zu machen.“ Die bildungspolitischen Entscheidungen der Staatsregierung werte auch er als „Fehlentwicklung“: Man kürze in „Bereichen, die für unsere Gesellschaft und für das demokratische Bewusstsein überlebenswichtig sind“.

Wünschenswert für die kulturelle Arbeit sei auch die „aufrüttelnde“ Aufklärung über fatale
geschichtliche und politische Entwicklungen, bekräftigte Stangl und fügte hinzu: „Politik und
Kultur gehören zusammen, und beide sollten im Idealfall darauf gerichtet sein, ohne
Gewinnorientierung die Gesellschaft weiterzubringen.“ Den Kulturkreisvorsitzenden Richard
Waldmann bat er, seinen Vorschlag, die Stadthalle für kulturelle Veranstaltungen zu günstigeren Konditionen oder gar kostenfrei zur Verfügung zu stellen, im Stadtrat als Antrag einzubringen. Die Poesiestelen würdigte Stangl als „Aufwertung“, die „unsere Stadt freundlicher, netter und liebenswürdiger“ mache. Zum Schluss appellierte Richard Waldmann an die Gesellschaft, sich an der Musik ein Beispiel zu nehmen: „Musikalische Harmonie entsteht nur, wenn man aufeinander hört und den anderen gelten lässt: Nur so entsteht Miteinander. In diesem Sinne ist Musizieren Demokratie in reinster Form.

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