Auch das Klinikum Fichtelgebirge setzt den Rotstift an: Selb nur noch ambulanter Standort

Marktredwitz/Selb. Die Krankenhausreform geht auch am Klinikum Fichtelgebirge nicht spurlos vorbei. Das Haus Selb wird deutlich abgespeckt.

Das Klinikum Fichtelgebirge in Marktredwitz. Foto: Klinikum Fichtelgebirge
Das Klinikum Fichtelgebirge in Marktredwitz. Foto: Klinikum Fichtelgebirge
Dem Haus Selb im Kliniken-Verbund Fichtelgebirge geht es ähnlich wie derm Krankenhaus Tirschenreuth. Foto: Klinikum Fichtelgebirge
Dem Haus Selb im Kliniken-Verbund Fichtelgebirge geht es ähnlich wie derm Krankenhaus Tirschenreuth. Foto: Klinikum Fichtelgebirge
Foto: Klinikum Fichtelgebirge
Dem Haus Selb im Kliniken-Verbund Fichtelgebirge geht es ähnlich wie dem Krankenhaus Tirschenreuth. Foto: Klinikum Fichtelgebirge

Ähnlich wie die Kliniken Nordoberpfalz AG kämpft auch das Klinikum Fichtelgebirge ums Überleben. Seit Jahren schreibt auch dieser Verbund aus den Krankenhäusern Marktredwitz und Selb tiefrote Zahlen. Deshalb sieht man sich auch in Oberfranken zu einschneidenden Maßnahmen gezwungen. Wie das Klinikum in einer Pressemeldung schreibt, werden mehrere Abteilungen von Selb ins größere Haus nach Marktredwitz verlagert. Auch die Notaufnahme in Selb ist davon betroffen. Selb soll zum “ausschließlich ambulanten Standort” werden. Ab dem 1. Januar 2024 werden die ersten Maßnahmen zur Umstrukturierung des Standortes umgesetzt. Das Klinikum Fichtelgebirge kämpft seit Jahren gegen ein dickes Minus und zudem auch mit gravierenden Personalproblemen.

Ambulante OP’s bis Ende März

Nur noch bis Ende März werden in Selb ambulante Operationen durchgeführt. “Zu Beginn des zweiten Quartals ziehen die ersten beiden Abteilungen, die Diabetologie und die Pneumologie, nach Marktredwitz um. Die Pneumologie wird Betten auf der Station C4 erhalten und sich dort mit der Kardiologie eine Station teilen. Die Mitarbeiter der Unfallchirurgie, Orthopädie und Endoprothetik werden zur gleichen Zeit in die Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie in Marktredwitz wechseln”, schreibt das Klinikum.

“Angespannte Fachkräftesituation”

Die pflegerischen Teams der beiden internistischen Stationen blieben weiterhin zusammen und würden zukünftig die Station C4 in Marktredwitz betreiben. Auch die Radiologie wird zusammengelegt, was dazu beitrage, bereits länger bestehende Personalengpässe zu lösen. “Unsere Ärzte aus dem Selber Team spielen eine entscheidende Rolle bei der Besetzung von vakanten Stellen. Ihre Loyalität ist von herausragender Bedeutung, besonders angesichts der angespannten Fachkräftesituation” erklärt Roland Janke, Personalleiter am Klinikum Fichtelgebirge.

Sieben Tage rund um die Uhr

Die Intensivstation und Notaufnahme ziehen um, sobald die Umstrukturierung der anderen Abteilungen aus dem stationären Betrieb in Selb endet. Auch diese Teams bleiben zusammen. “Die Auslastung der Intensivbetten in Marktredwitz war in den vergangenen Jahren stets durch einen Mangel an spezialisiertem Intensivpflegepersonal limitiert. So führt die Zentralisierung zu einem positiven Effekt, da künftig alle Intensivbetten sieben Tage rund um die Uhr auf einer ärztlich geführten Intensivstation betrieben werden können. Dies ist für unsere Patientinnen und Patienten eine deutliche Verbesserung” versichert Ärztlicher Direktor, Dr. Philipp Koehl.

Die Akutgeriatrie werde als letzte Abteilung voraussichtlich Ende 2025 umziehen, sobald die Räumlichkeiten in Marktredwitz entsprechend angepasst seien. Die Zeit bis April 2024 werde unter anderem intensiv genutzt, um die Infrastruktur in Marktredwitz anzupassen. Dazu zählen beispielsweise zusätzliche Parkplätze und Mitarbeiter-Umkleiden, sowie die Fertigstellung der derzeit im Umbau befindlichen Notaufnahme.

Notaufnahme nur noch bis Mitte 2024

Die räumliche Kapazität der Notaufnahme in Marktredwitz werde derzeit fast verdoppelt. “Die Erweiterung, die zum Jahresende abgeschlossen sein soll, wird dann mit dem Personal der Notaufnahme aus Selb auch sukzessiv personell komplettiert. Zusammen mit der KVB-Bereitschaftspraxis wird dann eine leistungsfähige Anlaufstelle für Notfälle ermöglicht”, betont Klinikvorstand Alexander Meyer.

Die Notaufnahme werde voraussichtlich bis Jahresmitte 2024 in Selb bestehen und wie gewohnt weiterarbeiten. Die Physikalische Therapie werde ihr ambulantes Angebot sukzessive ausbauen und am Standort Selb bleiben.

Erweitertes MVZ-Leistungsangebot

Die Mitarbeiter aus den Bereichen Technik und Hauswirtschaft erhielten Angebote für Marktredwitz oder könnten im Medizincampus, einem ambulanten Standort mit ambulantem OP-Zentrum, externen Praxen und einem erweiterten MVZ-Leistungsangebot eingesetzt werden. Zusätzlich sei vorgesehen, in Selb ein eigenständiges MVZ zu gründen. Dadurch werde man auch bei den Sprechzeiten flexibler.

Landrat und Verwaltungsratsvorsitzender Peter Berek sagt: “Gutachten werden die Umstrukturierung begleiten. Dabei sollen sowohl die allgemeine Gesundheitsversorgung im Landkreis Wunsiedel, die grenzüberschreitende Versorgung als auch juristische Fragen parallel näher untersucht werden.

Selb als ambulanter Standort

Die Klinikum Fichtelgebirge gGmbH weist seit Jahren ein negatives Betriebsergebnis aus – in den vergangenen fünf Jahren war das siebenstellig. 2021 hat sich das Betriebsergebnis erneut deutlich um mehr als fünf Millionen Euro verschlechtert. Dieser Erfolgs- und Ergebniskrise könne man nur mit umfassenden Restrukturierungsmaßnahmen begegnen.

Der Standort Selb soll als Medizincampus zu einem ambulanten Standort mit ambulantem OP-Zentrum, ausgebauten Kooperationen mit externen Praxen und einem erweiterten MVZ-Leistungsangebot umgewandelt werden. Mit der Umwandlung soll in Marktredwitz der vollstationäre Leistungsbereich zentralisiert und zur Kompensation eines bedarfsgerechten Übertrags der Kapazitäten ausgebaut werden.

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