Dem Vergessen durch Wachsamkeit wehren

Burkhardsreuth. "Wenn man aus der Geschichte etwas lernt, dann dies: Dass die Menschen aus der Geschichte nichts lernen."

Trauer und Besinnung dürfen nicht nur auf einen Tag im Jahr, den Volkstrauertag, beschränkt bleiben, sondern müssen beständig auf der Tagesordnung stehen. Bild: Bernhard Piegsa

Diese traurige Einsicht Mahatma Gandhis stellte Pfarrer Edmund Prechtl an den Anfang des Gottesdienstes zum Volkstrauertags-Vorabend in der Burkhardsreuther Jakobuskirche. Soll man deshalb resigniert zusehen, wie es „in vielen Teilen der Welt drunter und drüber geht“ und Machtmenschen immer wieder aufs Neue ihrer perfiden Lust am „Herrschenwollen“ und Unterdrücken frönen?

Pfarrer Prechtls Antwort war ein klares Nein. Zwar könnten Einzelne „kaum selbst die ganze Welt ändern“, doch ließ sich viel zum Guten hin bewegen, wenn jeder, soweit es ihm eben möglich ist, sein Denken und Handeln auf „Gedanken des Friedens und der Versöhnung“ aufbaute und ausrichtete und dabei auch auf den Beistand „Christi, des Friedensfürsten“ vertraute: „Die Stimme Gottes will uns führen, sie will uns ermuntern, heute wachsam zu sein und das Gute zu tun. Doch wird sie oft übertönt vom lauten Geschrei der Zeit.“

Keine Übermacht von Hass und Gewalt

Auch beim Gedenkakt am Gefallenenehrenmal, zu dem sich coronabedingt ebenso wie zur Eucharistiefeier nur eine kleine Teilnehmergemeinde einfinden konnte, rief Prechtl auf, „uns niemals mit der scheinbaren Übermacht von Hass und Gewalt abzufinden. Die Opfer von Krieg und politischer Gewalt wären sonst vergebens gestorben.“ Ermutigend, so der Geistliche, ist immerhin die von der Geschichte besiegelte Erkenntnis, „dass sich Unrecht wieder zu Recht, Böses zu Gutem, Krieg zu Frieden, Diktatur zu Demokratie und letztlich Gefangenschaft zu Freiheit wendet“.

Die Trabitzer Bürgermeisterin Carmen Pepiuk gab jedoch zu bedenken, dass eine solche Wende kein Selbstläufer ist und ihr Erfolg in unermüdlicher Wachsamkeit verteidigt werden müsste, damit nicht ein gefährliches „Vergessen“ die Oberhand gewinnt, das mit zunehmendem zeitlichem Abstand „immer einfacher“ wird.

Warnung vor dem Rückfall in Denkmuster

Nachdrücklich warnte sie vor dem Rückfall in Denkmuster, die „Unterschiede im Wert von Menschen“ machten und „die Wörter ‚Demokratie‘ und ‚Gewaltenteilung‘ nicht buchstabieren können“, und warb für den Besuch der Mahn- und Gedenkstätten politischer Gewalt und für Gespräche mit Zeitzeugen, solange dies noch möglich ist: „Die Zeit, in der es noch Zeugen des Krieges und der Gewaltherrschaft gibt, neigt sich dem Ende zu.“

Trauer und Besinnung dürften nicht nur auf einen Tag im Jahr, den Volkstrauertag, beschränkt bleiben, sondern müssten „beständig“ auf der Tagesordnung stehen, mahnte Pepiuk abschließend. Mit der Kranzniederlegung am Ehrenmal, dem Lied vom „Guten Kameraden“ und der Bundeshymne schloss die Gedenkstunde.

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