Drehleiterunfall: Bezirksfeuerwehrvorsitzender spricht klare Worte

Oberpfalz. Es war ein tragisches Unglück, das sich am 30. Juli 2022 in Sinzing abspielte. Dabei kam eine 75-jährige Frau ums Leben. Nun, ein halbes Jahr später, sind die Durchsuchungen bei den Feuerwehrleuten ein großes Thema.

Der Vorsitzende des Bezirksfeuerwehrverbandes Oberpfalz, Freddy Weiß. Foto: Jürgen Masching

Im Juli vergangenen Jahres war eine Seniorin, die mit Hilfe einer Feuerwehr-Drehleiter aus medizinischen Gründen durch ein Fenster aus dem Obergeschoss aus ihrem Haus gebracht werden sollte, von einer Trage gestürzt und gestorben. Warum die Frau abstürzte, war laut der Polizei bisher noch unklar.

Für den Vorsitzenden des Bezirksfeuerwehrverbandes Oberpfalz, Freddy Weiß, gleichzeitig auch Kreisbrandrat im Landkreis Amberg-Sulzbach, ist das aktuelle Vorgehen der Ermittler vollkommen unverständlich. „Solch einen Vorfall habe ich in meiner gesamten Feuerwehrzeit noch nicht erlebt“, so der Vorsitzende. Durch den engen Kontakt zum Landesfeuerwehrverband Bayern gibt er auch an, dass es einen solchen Fall noch nicht gegeben hat.

Vorgehensweise unverständlich

Die Ermittlungen laufen aktuell, aber die Vorgehensweise der Ermittler stößt bei Weiß auf Unverständnis. „Ist es wirklich nötig, bei den Feuerwehrleuten früh morgens mit einer Hausdurchsuchung vorstellig zu werden“. Natürlich sei es notwendig, den Fall lückenlos aufzuklären, so der Feuerwehrmann. Die Unterlagen waren schon vorbereitet, diese wurden nun beschlagnahmt. „Natürlich muss die Staatsanwaltschaft und die Kriminalpolizei handeln, denn es ist jemand gestorben“. Der betroffene Kommandant ist nun aber bereits zurückgetreten. „Wir wollen mit unserem Ehrenamt nicht über dem Gesetz stehen, aber man sollte normal behandelt werden“. Er vergleicht dies auch mit einem tödlichen Verkehrsunfall, bei dem der Unfallgegner auch nicht um sechs Uhr morgens aus dem Bett geholt wird.

Drehleiterrettung ist “Tagesgeschäft”

Wenn die Drehleiter zum Einsatz kommt, geht es laut dem Bezirksvorsitzenden Weiß oft um Rettungsdiensteinsätze. Hier sind es meistens Fälle, bei denen eine Person mittels Drehleiter gerettet werden muss und zum Rettungswagen gebracht wird. „Hier wird die Feuerwehr gerufen, um den Transport von außen mit der Drehleiter zu ermöglichen. Das ist eigentlich bei größeren Feuerwehren Tagesgeschäft“. Jetzt stellt sich für ihn die Frage, wie sich die Ehrenamtlichen nun fühlen, wenn sie einen solchen Einsatz bekommen. „Kann ich das noch ohne Probleme machen“. Zudem sagt er offen: „Viele werden jetzt überlegen: Wenn ich in diesem Ehrenamt einen Fehler mache und werde dermaßen behandelt, nein, das ist mir zu heiß“.

Nicht Schönreden, aber mit Maß und Ziel

Bei der Ausbildung von Drehleiterpersonal kann man nur immer darauf hinweisen, alles zu dokumentieren. Unterlagen zu sammeln und auch Übungen anzusetzen und alles aufzuschreiben. „Was hier jetzt gerade passiert, ist ein Schaulaufen, ein absolutes No-Go und ich bin erschüttert“, so Freddy Weiß zum Schluss. „Man soll es nicht schönreden, aber mit Maß und Ziel“.

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1 Kommentare

Günter Hammer - 10.08.2023

Wenn man ehrenamtlich tätig ist, nach bestem Wissen und Gewissen nur anderen Menschen in Not helfen will, für einen Fehler derart bestraft wird, muss man sich nicht wundern, wenn sich immer weniger Menschen, auch Jüngere, ehrenamtlich engagieren wollen.