Ein Hauch von Orient in der Regionalbibliothek

Weiden. In der Regionalbibliothek weht seit kurzem ein Hauch von Orient. Verantwortlich dafür ist Konditormeisterin Elli Javanzade. Sie wurde in Aserbaidschan geboren und hat eine eindrucksvolle Geschichte aufzuweisen: Ein äußerst gelungenes Beispiel von Integration.

20230627 Lesecafe in der Regionalbibliothekl mit neuer Paechterin Foto Martin Stangl
Seit Mai weht im Lesecafé der Regionalbibliothek ein Hauch von Orient. Die Leiterin der Regionalbibliothek Sabine Guhl freut sich mit Konditormeisterin „Elli“ Javanzade über den gelungenen Start im Lesecafé der Regionalbibliothek (von links nach rechts).

Corona und kein Ende. Die langen Schatten der Pandemie wirken auch in der Regionalbibliothek nach. „Nachdem wir endlich wieder das Lesecafé in der Regionalbibliothek eröffnen konnten, war bald wieder Schluss. Mit „Elli“ Javanzade ist unsere Wohlfühloase im Erdgeschoss wieder mit Leben erfüllt“, strahlt Sabine Guhl, Leiterin der Regionalbibliothek.

Vorbereitungen beginnen um 5.30 Uhr

Schon lange bevor die Tore der Regionalbibliothek öffnen, beginnt der Arbeitstag der neuen Pächterin. Getreu ihrem Motto „Hier gibt es nur Selbstgemachtes“ steht sie früh morgens am Herd und Backofen. Dort schiebt sie den selbst hergestellten Teig für köstliches Fladenbrot zu Beginn des Arbeitstages in den Ofen, damit es frisch und knackig für die Kunden der Regionalbibliothek zur Verfügung steht.

Parallel dazu zaubert die Konditormeisterin saisonale Torten und Kuchen. Ihre persönlichen Favoriten aus frischen, regionalen Zutaten sind Moussetorten. Die Meisterprüfung zur Konditorin lässt sich nicht leugnen: In der Vitrine im Lesecafé finden sich Köstlichkeiten aus Zitronen-, Erdbeer- und Schokomousse.

Mit dem Frühstück geht es in der Regi los

„Unsere ersten Kunden am Tag sind die aktiv gebliebenen Senioren, die sich mit den neuesten Zeitungen und Zeitschriften einen Überblick über das aktuelle Geschehen machen – und das am besten mit einem guten Kaffee und einem entsprechenden Stück Kuchen oder Torte“, berichtetet die Regi-Chefin.

„Mittags schauen bei uns die ‚nahe gelegenen Ämter‘ und die Anwohner aus dem umgangssprachlich genannten Stadtteil ‚Scheibe‘ vorbei. Sie suchen Entspannung in der Mittagspause und gute Küche“.

Gastronomie mit einem Hauch Orient

Und diese Erwartung erfüllt bestens die Betreiberin des Lesecafés der Regionalbibliothek, mit traditioneller Küche oder mit einem Hauch von Orient. Auf der Speisekarte stehen beliebte Klassiker wie frischer Zwiebelkuchen oder auch moderat exotisches wie „Basmatireis mit Maronen“.

Sabine Guhl schwärmt von Lammfleischspeisen oder pikanten Walnusszubereitungen mit frischen Salaten. Absolute Spezialität ist Schakschuka, ein Gericht aus der nordafrikanischen und israelischen Küche. Aber keine Angst, der oberpfälzische Gaumen findet immer etwas im Café.

Ich freue mich für unsere Regionalbibliothek, dass mit „Elli“ und ihrer Küche noch mehr Leben in unseren wunderbaren Büchertempel kommt! Sabine Guhl, Regionalbibliothek Weiden

Ein Blick hinter die Kulissen

Dass die neue Pächterin des Lesecafés der Regi eine außergewöhnliche Person ist, das wird im Gespräch sehr schnell klar. Hinter ihrer offenen Person befindet sich eine äußerst spannende Geschichte.

Mit ihrem Mann ist sie vor 10 Jahren aus der Hauptstadt von Aserbaidschan, Baku, geflohen: „Mein Mann hatte wegen seiner politischen Ansichten Schwierigkeiten. Wir haben uns entschlossen, mit unseren beiden Söhnen zu flüchten. Außer der Kleidung an unserem Leib hatten wir nichts. Gar nichts.“

Sprache als Schlüssel zur Integration

„Aufgrund der ungeklärten Asylsituation bekamen wir keinen Sprachkurs bezahlt.“ Deshalb war Eigeninitiative gefragt. Die bedingungslose Bereitschaft sich zu integrieren war für Familie Javanzade in Waldthurn der Schlüssel für einen Neuanfang. Deshalb waren sie im Markt sehr beliebt.

Bürgermeister und Marktgemeinschaft halfen zum Wohl aller zusammen. „Jeder Cent wurde in Sprachkurse für die Familie investiert. Das war unser Start, für den wir unseren vielen Gönnern dankbar sind.“

Keine Arbeit gescheut

„Unser ältester Sohn hat mittlerweile den Beruf des Heizungsbauers erlernt, der ‚Kleine‘ lernt gerade Elektriker. Beide sprechen besser oberpfälzisch als die Einheimischen“, lachen die stolzen Eltern.

Die gesamte Familie unterstützt die Pläne der Mama, Frau und neuen Lesecafé-Pächterin, die nach ihrer Flucht eine Ausbildung zur Konditorin absolviert und anschließend auf eigene Kosten ihre Meisterprüfung in Straubing abgelegt hat.

Dass das Engagement von Familie Javanzade außerordentlich ist und honoriert werden muss, zeigt die Tatsache, dass Hilfskräfte aus dem familiären Umfeld der Regionalbibliothek mit ihrer personellen Unterstützung den Start der Neuunternehmerin gerne unterstützen.

Öffnungszeiten des Lesecafés

Dienstag bis Freitag 10 bis 18 Uhr

Samstag Frühstück 9 bis 13 Uhr
Dafür ist Anmeldung erforderlich: 0151-217 40 963 oder elnarajavanzade@gmail.com

* Diese Felder sind erforderlich.