Ein Oberpfälzer mit Seebär-Schnauzer ist „Mister Fischtown“ beim DEL-Club Bremerhaven

Bremerhaven/Luhe-Wildenau. Wer hätte das geahnt? Ein Oberpfälzer lenkt seit vielen Jahren die Geschicke beim DEL-Hauptrundensieger.

Hier war er immer am liebsten: Alfred Prey inmitten der Spieler der Fischtown Pinguins Bremerhaven. Foto: Nordsee Zeitung

Wenn man in Bayern von den „Fischtown Pinguins“ Bremerhaven liest oder hört, denken außer Eishockey- und Sportfans wohl viele Menschen eher an eine Fischspezialität denn an einen Eishockeyverein. Und schon gar nicht vermutet man beim Hauptrundensieger der DEL (Deutsche Eishockeyliga) einen waschechten Nordoberpfälzer auf der Kommandobrücke. Und doch ist es so: Mit Alfred Prey lenkt ein gebürtiger “Wilnauer” als Manager seit vielen Jahren die Geschicke dieses Clubs.

Am Ostermontag übergab der 70-Jährige nach 35 Jahren in verschiedenen Funktionen im Verein den Staffelstab zwar an seinen Nachfolger Sebastian Furchner, doch bleibt Prey seinem „Baby“ in einer anderen Rolle erhalten.

Pinguins kurz vor dem Finaleinzug

Dass die Norddeutschen nach 52 Spielen vor DEL-Rekordmeister Berlin, Titelverteidiger München und Mannheim stehen, hat sehr viel mit Alfred Prey zu tun. Und jetzt haben die Pinguins sogar Vorjahresmeister München im Halbfinale ausgeschaltet und sind erstmals in der Vereinsgeschichte ins Finale um die Deutsche Meisterschaft eingezogen.

Der Mann mit dem Seebär-Schnauzer ging als junger Mann 1973 zur Marine und sah die Welt, von der Küste Floridas bis Kenia. Als Bub hatte er in Weiden auf zugefrorenen Teichen Eishockey gespielt; während seiner Zeit bei den Marinefliegern entdeckte er an der Nordsee seine Leidenschaft für diesen Sport neu.

1992, der Roll- und Eissport-Verein Bremerhaven spielte noch in der drittklassigen Oberliga, startete Prey im Verein, zunächst als Pressewart. Später wurde er Mannschaftsbetreuer und schließlich Teammanager. Er feierte mit dem Club Meisterschaften, obwohl der Verein pleite war, und er stieg mit ihm als Meister aus der zweiten Liga ab. Und doch ging es mit dem Club von der Nordsee kontinuierlich nach oben. Seit 2016 spielen die Pinguins in der DEL. Und stehen jetzt erstmals vor dem ganz großen Wurf.

Alfred Prey, der Oberpfälzer im nördlichsten DEL- Eishockeystadion Deutschlands. Foto: Arnd Hartmann
Alfred Prey, der Oberpfälzer im nördlichsten DEL- Eishockeystadion Deutschlands. Foto: Arnd Hartmann
Am Ostermontag wurde Alfred Prey (Zweiter von links) als Manager verabschiedet. Ganz vom Eishiockey loslassen wir der gebürtige Luhe-Wildenauer aber nicht. Foto: Imago-Kolbert-press
Am Ostermontag wurde Alfred Prey (Zweiter von links) als Manager verabschiedet. Ganz vom Eishiockey loslassen wir der gebürtige Luhe-Wildenauer aber nicht. Foto: Imago-Kolbert-press
Alfred Prey, der Oberpfälzer im nördlichsten DEL- Eishockeystadion Deutschlands. Foto: Arnd Hartmann
Am Ostermontag wurde Alfred Prey als Manager verabschiedet. Ganz vom Eishiockey loslassen wir der gebürtige Luhe-Wildenauer aber nicht. Foto: Imago-Kolbert-press

Die Masse macht sie stark

Alfred Preys Erfolgsrezept: Er hatte immer einen hohen Anspruch an das Arbeitsethos der Spieler. „Die Werftarbeiter wollen keine abgehobenen Profis sehen“, sagt Prey im Interview. Die Pinguins haben 246 Sponsoren, vom kleinen Handwerker bis zur Reinigungsfirma: „Bei uns macht es die Masse. Das macht uns stark.“ Ein Spieler definiere sich in diesem Umfeld entsprechend über seine Arbeit.

Diese Arbeit macht einen Teil der Erfolgsgeschichte der Pinguins aus der „Eishockey-Diaspora“ aus. „Wenn du von uns aus 30 Kilometer in den Norden fährst, bist du in Cuxhaven und kannst nach England schwimmen. Im Süden ist Werder, das grün-weiße Land, da kriegst du kein Bein an Deck, auch wenn in den letzten Jahren immer mehr Bremer zu uns kommen. Und im Westen kommt auch nicht mehr viel, bis Wilhelmshaven, und da ist wieder Wasser.“

Prey hat den Spielermarkt revolutioniert

Alfred Prey beansprucht für sich, den DEL-Spielermarkt „ein bisschen revolutioniert“ zu haben, indem er nicht nur nach Nordamerika schaute, sondern sich in kleineren Märkten wie der Slowakei, Ungarn oder Dänemark umsah. „Wir fischen manchmal in Weihern, wo andere ihre Angel nicht reinhalten“, sagt er. Beispielhaft dafür steht der „Karawanken Express“, die drei slowenischen Nationalspieler Jan Urbas, Miha Verlic und Ziga Jeglic, die seit 2020 die Abwehrreihen der DEL das Fürchten lehren. Urbas und Jeglic belegten in der Scorerliste der Hauptrunde die Plätze eins und zwei.

Franz Fritzmeier junior, Manager der Löwen Frankfurt, kennt und schätzt den Oberpfälzer, wie er kürzlich in einem Beitrag der Süddeutschen Zeitung erklärte. Für ihn ist Prey der „Uli Hoeneß des deutschen Eishockeys“. Wegen seiner sozialen Ader, des „Oldschool-Touch“, seiner Impulsivität. Prey habe sehr viel Kultur in sich. Wie Hoeneß sei Prey auch eine Art „sozialer Patron“, wie Hoeneß habe er einen Klub aufgebaut und damit „ein Lebenswerk geschaffen“. Und er sei ein ‚absoluter Fuchs‘ und habe das Geschäft sehr gut durchschaut. Und noch etwas beeindruckt Fritzmeier an Prey: „Er ist so clever im Lesen von Menschen.“ Das helfe ihm, Spieler zu finden, die sich mit dem etwas abgelegenen Standort Bremerhaven identifizierten. Preys Credo lautet: Du brauchst keine Stars, du brauchst Charakter. „Und wir haben eine Kabine, die strotzt vor Charakter.“

Sponsoring oder Hausmeister?

Jan Urbas, 35, spielt seit sieben Jahren in Bremerhaven – und auch das hat viel mit Prey zu tun. „Er betrachtet uns Spieler wie seine Kinder. Alfred ist Mister Fischtown, er ist alles hier.“ Für den dänischen Pinguins-Spieler Nicholas B. Jensen ist Prey „das Herz von Bremerhaven“. Als die Fans Alfred Prey zu seinem 70. Geburtstag im Februar eine beeindruckende Choreografie widmeten („Unser Erfolg ist Dein Verdienst“), die er „ewig in Erinnerung behalten“ werde, und die Spieler in einem Sondertrikot mit seinem Konterfei aufliefen – da lief dieses Herz über. Prey weinte.

Künftig will Prey Aufgaben im Sponsoring übernehmen oder als Hausmeister arbeiten. Die Entwicklung der Mannschaft, die er mit kleinem Budget und dem Auge für Märkte wie Slowenien oder Dänemark aufgebaut hat, wird er weiter verfolgen. Mit Spannung erwartete Prey die Duelle gegen München im Halbfinale. Das allein war für ihn schon ein „historischer Moment“. Und das könnten die Fishtown Pinguins jetzt sogar noch toppen: Nach dem Halbfinaltriumph spielen sie entweder gegen Berlin oder Straubing um die Deutsche Meisterschaft.

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2 Kommentare

Redaktion - 09.04.2024

Auszug aus Wikipedia: “Luhe-Wildenau ist ein Markt im Oberpfälzer Landkreis Neustadt an der Waldnaab, der 1978 aus dem Markt Luhe sowie den Gemeinden Oberwildenau und Neudorf gebildet wurde.”

Gerhard Beer - 08.04.2024

Bitte lernt es doch endlich: Luhe-Wildenau gibt es nicht!!! Es gibt Luhe (Luhe-Markt) und es gibt Oberwildenau. Jeweils mit Ortsteilen. Wo kommt nun unser See-Bär her? Luhe oder Wildenau???