Einblicke in vergessene Bräuche durch alte Aufzeichnungen

Georgenberg. Albert Kick, Jahrgang 1947 und Altbürgermeister, hat in alten Unterlagen seines Großvaters Johann Weidensteiner Aufzeichnungen über altes Brauchtum entdeckt.

Albert Kick stöbert gerne in alten Unterlagen und entdeckt immer wieder
Neues. Foto: Foto-Kraus, Pleystein
Albert Kick stöbert gerne in alten Unterlagen und entdeckt immer wieder Neues. Foto: Foto-Kraus, Pleystein
Johann Weidensteiner, exakt eine Woche vor seinem plötzlichen Tod. Foto: Foto-Kraus, Pleystein
Johann Weidensteiner, exakt eine Woche vor seinem plötzlichen Tod. Foto: Foto-Kraus, Pleystein

Beim Durchforsten alter Unterlagen hat der Georgenberger Altbürgermeister Albert Kick bemerkenswerte Aufzeichnungen seines Großvaters, Johann Weidensteiner, entdeckt, die Licht auf das Brauchtum seiner Heimat werfen. Weidensteiner, der von 1919 bis 1944 Bürgermeister der Ortschaft Böhmisch-Waldheim war und nach dem Zweiten Weltkrieg von 1945 bis 1950 in tschechischer Haft saß, hat in diesen Unterlagen die Sitten und Gebräuche dokumentiert, die er in seiner Jugend im böhmischen Waldheim, das heutzutage nicht mehr existiert, miterlebt hat.

Traditionelle Hutscherabende

Kick gibt Einblicke in die sogenannten “Hutscherstuben”, gesellige Zusammenkünfte in den Wintermonaten, an denen neben älteren Dorfbewohnern auch Jugendliche teilnehmen durften. Diese Abende verbrachte man mit Spinnen und harmlosen Kartenspielen; sie waren ebenso eine Bühne für Musik, Tanzunterricht und den Austausch von Volksliedern. Bis 22 Uhr wurde gesellig beisammen gesessen, und es fand auch ein reger Austausch von Neuigkeiten statt, da es zu der Zeit noch keine Zeitungen oder Zeitschriften gab.

Lebendige Dorfgeschichten und regionale Mythen

Spannende Geschichten und Anekdoten über Räuber, Hexen und die “wilde Jagd” verliehen diesen Treffen eine besondere Note. Laut Kick waren insbesondere die Erzählungen über lokale Persönlichkeiten wie den bayerischen Hiasl oder den Schinderhannes, aber auch Sagen über Hexen und nächtliche Geisterscheinungen, ein Highlight für die junge Zuhörerschaft.

Osterbräuche in Waldheim

Die kulturellen Einblicke enden nicht bei den Hutscherabenden. Kick zufolge markierten die Tage von Gründonnerstag bis Ostermontag einen wichtigen Zyklus im dörflichen Jahresablauf. Das Ersetzen des Glockenläutens durch Ratschen, Besuche in der Kirche zum Anblick des Heiligen Grabs und das Weihen des Osterwassers am Karsamstag waren fester Bestandteil der Tradition. Ostern selbst war gefüllt mit Gottesdiensten, festlichen Malen und dem Besuch der Verwandtschaft, was die zentrale Rolle dieser Festtage im Leben der Dorfgemeinschaft unterstreicht.

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