Gegen Antisemitismus und Rassismus, für Frieden und Freiheit – gemeinsam Zukunft bauen

Weiden/Floß. Bis tief ins Herz durchgedrungen ist der von Pfarrer Wilfried Römischer (Gitarre und Gesang) und Kantor Andreas Kunz (E-Piano) begleitende und erhebende gemeinsame Gesang „Hevenu Shalom alechem – Wir wünschen Frieden euch allen, Frieden in aller Welt“ bei der ersten Christlich-Jüdischen Gemeinschaftsfeier (vormals: Woche der Brüderlichkeit) am Sonntag in der Flosser Synagoge.

Sie gaben der Feierstunde mit ihrer Musik und ihren Gesängen eine besondere Note: Pfarrer Wilfried Römischer (Gitarre und Gesang) und Kantor Andreas Kunz (E-Piano). Foto: Fred Lehner

Die Stunde des Gedenkens und Gebets stand unter dem Jahresthema: „The Sound of Dialogue – Gemeinsam Zukunft bauen“. Die Weidener Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit setzte damit eine seit nunmehr über 30-jährige Tradition fort, bekräftigte den Dialog zwischen Juden und Christen und lieferte wiederum neue, wichtige Impulse für die Gemeinsamkeit, Toleranz und Menschlichkeit.

Die Feierstunde war zugleich eine Ansage und ein Kampf gegen Antisemitismus und Rechtsradikalismus sowie für ein friedliches Zusammenleben der Völker und Religionen. Den Beweis dafür traten einmal mehr die beiden Ortsgeistlichen, Pfarrer Max Früchtl (katholisch) und Pfarrer Wilfried Römischer (evangelisch) mit den Vorstandsmitgliedern der Gesellschaft, Pfarrerin Edith Lang (Weiden) und Pfarrer Alfons Forster (Michldorf) durch ihre aktive Mitwirkung und Gestaltung der Feier an.

„Woher kommt mir Hilfe?“

Zeichen für ein friedliches Zusammenleben zwischen den Völkern und Religionen setzten sie in ihren Gebeten und Vorträgen. Foto: Fred Lehner

Mit Rabbiner Dannyel Morag hat die Gedenkstunde eine besondere Note durch seine ergreifenden Gebete und Gesänge erhalten. Eingeleitet wurde die Feierstunde mit dem von Pfarrer Römischer und Kantor Kunz vorgetragenen Musikstück: „Essa Einai“ (Psalm 121, 1-2) „Ich hebe meine Augen zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat“.

Alfons Forster war es als Vorsitzender der Gesellschaft vorbehalten, die zahlreich erschienenen Ehrengäste, darunter die Landtagsabgeordnete Laura Weber, Rabbiner Dannyel Morag, Matthias Holl als Vertreter der Stadt Weiden, Bezirkstagsvizepräsident Lothar Höher und Ehrenmitglied Fred Lehner willkommen zu heißen.

Musik gegen die Sprachlosigkeit

Gemeinsam wurde in das Lied: „Kommt herbei. Singt dem Herrn“ eingestimmt. In ihrer Hinführung hielt Pfarrerin Edith Lang fest, dass Sprachlosigkeit angesichts des Erstarkens von extremistischen Störungen und Antisemitismus in unserem Land herrsche. Das Jahresthema liege in der Musik und zeige den Weg auf, Sprachlosigkeit zu überwinden.

Gemeinsam Zukunft bauen, eine Grundlage dafür ist jedenfalls der Dialog, ein respektvolles Gespräch, in dem jeder auf den anderen hört und jedem zu Wort kommen lässt. Mit seinen eindrucksvoll vorgetragenen hebräischen Gebeten und Gesängen gab Rabbiner Dannyel Morag der Feierstunde einen besonders festlichen Rahmen. Wieder glänzten die beiden Instrumentalisten mit dem Musikstück „Ashira“ (Psalm 104, 33-35) „Ich will singen dem Herrn mein Leben lang und meinen Gott loben, solange ich bin“.

„Der Herr segne und behüte uns“

Pfarrer Max Früchtl ist in seinem Gebetsvortrag auf das Thema „Gemeinsam Zukunft bauen“ eingegangen, während nach Rabbiner Morag die Besucher in das Lied „Nun jauchzt dem Herren“ einstimmten. Den Dankesworten an alle Mitwirkenden der Feierstunde von Bürgermeister Robert Lindner folgte der gemeinsame Segen durch die beiden Ortsgeistlichen und Rabbiner Morag mit den Worten: „Der Herr segne und behüte uns, er lasse sein Angesicht über uns leuchten und sei uns gnädig. Er schaue auf uns und schenke uns seinen Frieden“.

Schalom und Salam

Pfarrer Alfons Forster war es ein Bedürfnis, noch vor dem Schlusslied „Hevenu Shalom alechem“ auf die aktuelle Lage im Nahen Osten einzugehen. Schalom bedeute Vervollständigung, Zufriedenheit. Wo Schalom herrscht, finden sich nicht nur Sicherheit und Ruhe, sondern auch Gesundheit und Freude.

Auf den Großangriff der Terrormiliz Hamas eingehend meinte Pfarrer Forster, dass sich die Zivilbevölkerung, die Menschen in Israel und Palästina nach Frieden sehnen, was wir ihnen von Herzen wünschen. Schalom und Salam, das ist es, was die Menschen erbitten und erhoffen. Kaum eine Gedenkfeier hatte in der Vergangenheit jene Bedeutung, wie diese angesichts des wachsenden Antisemitismus und Rassismus. Das war auch bei den Besuchern zu spüren. Nach dem gemeinsamen Gesang war es ein Verabschieden von Juden und Christen mit dem Versprechen, dieses jährliche Gedenken als Zeichen der Gemeinsamkeit, der Menschlichkeit und Toleranz fortzusetzen.

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