Jahn in der 3. Liga: SpVgg Unterhaching will bei Herkulesaufgabe Regensburgs Auswärtsserie beenden

Unterhaching. SpVgg-Coach Marc Unterberger schwärmt in höchsten Tönen von Tabellenführer SSV Jahn. Er verspricht aber auch, am Dienstag, 19 Uhr, im Sportpark alles reinzuwerfen, um die famose Serie der Oberpfälzer zu beenden: Das Geburtstagskind wünscht sich drei fette Punkte.

Dream-Team: Jahn-Trainer Joe Enochs und Sportchef Achim Beierlorzer vertrauen sich blind. Foto: jrh

Bis heute müsste Uli Hoeneß der SpVgg Unterhaching an jedem letzten Spieltag eine Kerze anzünden: Einen Meisterschaftsstern hat der Rekordmeister den Münchener Vorstädtern zu verdanken, die am Ende der Saison 1999/2000 Bayer 04 Leverkusen mit 2:0 abfertigten.

Leverkusens Nationalspieler Michael Ballack traf per Eigentor, Markus Oberleitner machte den Sack zu. Damit war der Weg für den FC Bayern München zu einer weiteren Meisterschaft frei und die Werkself hatte den Spottnamen Vizekusen weg.

Nach vielen „Ups and Downs” hat sich die SpVgg unter der unaufgeregten Führung von Bayern-Legende Manni Schwabl nach dem Wiederaufstieg heuer in der 3. Liga etabliert – mit 28 Punkten findet sich Unterhaching im vorderen Mittelfeld wieder. Eine Bilanz, mit der die Hachinger nach Regionalliga-Meisterschaft, Aufstieg in der Relegation gegen Energie Cottbus und Pokalsensation gegen den FC Augsburg mehr als zufrieden sein können.

Enochs: „Richtig gute Entwicklung“

Entsprechend respektvoll geht Jahn-Trainer Joe Enochs das letzte Heimspiel vor der Winterpause und zugleich das erste Spiel der Rückrunde an: „Wir wissen, dass wir gegen eine sehr, sehr ordentliche Mannschaft spielen.“ Im Aufsteigerduell setzte sich die SpVgg am Samstag gegen Preußen Münster mit 3:2 durch. „Sie hätten am Ende das Spiel viel höher gewinnen können – auch wenn Preußen Münster einige Chancen hatte.“

Mit René Vollath habe der Aufsteiger einen „der besten Torhüter der Liga“ im Kasten. „Patrick Hobsch und Mathias Fetsch vorne sind schwer zu verteidigen.“ Schon im Hinspiel habe man eine starke Mannschaft erlebt: „Wo wir beide nicht wussten, wo wir stehen – und beide Mannschaften haben eine richtig gute Entwicklung genommen, deshalb wird es ein Spiel auf Augenhöhe sein.“

Wie verteidigt man lange Einwürfe?

Vom Spiel in Saarbrücken gibt es keine weiteren Verletzten zu beklagen. „Gestern im Training hat Tobi Eisenhuth einen auf den Fuß bekommen, aber wir glauben, dass er heute normal mit der Mannschaft trainiert.“ Dementsprechend stehen außer Eric Hottmann alle Mann Gewehr bei Fuß. Was kann man vom Chancenwucher der Saarbrückener am vergangenen Samstag lernen, als der Jahn mit viel Dusel ein 0:0 in die Pause rettete?

Das Defensivverhalten nach weiten Einwürfen etwa hätte man durchaus schon trainiert: „Wir hatten ein Problem nicht beim ersten, sondern beim zweiten Ball“, erklärt Enochs. „Das haben wir in der Halbzeit angesprochen und das haben die Jungs danach richtig gut gemacht.“ Den langen Einwurf, der zum Elfmeter führte, habe man auch gut am Mann verteidigt: „Nur, dass der Ball an die Hand geht … angeblich!“

Enochs: „Optimierungsprozess bis zum letzten Spieltag“

Immer alles wegzuverteidigen, sei schwer: „Wir wissen, dass Unterhachings Hobsch und Fetsch da vorne immer wieder mit Flanken gefüttert werden, gerade von Marvin Schwäbe auf der rechten Seite.“ Das zu wissen, heiße noch lange nicht, es verteidigen zu können: „Ich glaube, die Umstellung der Mannschaft nach den ersten beiden Saarbrückener Chancen war positiv – beim zweiten Ball müssen wir Körperkontakt haben, das haben Konny und auch Grille sehr gut gemacht.“

Nach dem Vorrunden-Finish treffe sich die Mannschaft am Mittwoch noch einmal kurz. „Wir haben unsere Weihnachtsfeier, dann schicke ich die Jungs 12 Tage weg.“ Geplante Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs: 3. Januar. „Und dann gilt’s, diesen Prozess weiter fortzuführen, zu verfeinern bis zum letzten Spieltag.“ Es gebe genügend Aspekte, die man trainieren könne, um sich weiter zu verbessern – auch in zwei Testspielen. „Wir lernen aus unseren Fehlern.“ Groß verändern werde man nichts: „Vielleicht mal eine andere Grundordnung einstudieren.“

Nach dem umkämpften Remis in Regensburg: Unterhachings Manni Schwabl und Regensburgs Joe Enochs herzen sich. Foto: jrh

„So einen Lauf bekommst du nicht geschenkt“

Die SpVgg Unterhaching rechnet beim letzten Heimspiel vor der Winterpause mit etwa 4500 Zuschauern – darunter 1500 aus Regensburg. Geburtstagskind Marc Unterberger rechnet vor, was sich seit dem ersten Hinrundenspiel getan hat: „Die Anzahl der Punkte ist bei Regensburg deutlich höher als bei uns“, sagt der Chefcoach schmunzelnd. „Nach dem Spiel hatten wir beide einen, das war ein Auftakt, mit dem wir sehr zufrieden waren – als Aufsteiger auswärts beim Absteiger.“

Seitdem sei man selbst in der Liga angekommen: „Wir haben unseren Platz gefunden.“ Und genau die Anzahl der Punkte, die man sich in der Gesamtsumme auch verdient habe. „Bei Regensburg ist es so, dass sie ihrer Favoritenrolle sehr, sehr gerecht geworden sind.“ So einen Lauf von 12 ungeschlagenen Spielen in Folge: „Den hast du ja nicht, weil ihn dir irgendjemand schenkt.“ Da müsse sehr viel stimmen: „Du brauchst Qualität, du brauchst sicher auch das Quäntchen Glück.“

Unterberger: „Klarer Außenseiter“

Gegen die sehr, sehr starke Mannschaft aus Regensburg werde man sich viel einfallen lassen, um die Serie zu beenden: „Wir erwarten ein Spiel, das von uns als Außenseiter – ihr sagt ja immer zu mir, ich soll die Außenseiterrolle nicht so ausnutzen – aber dieses Mal kann man es sehr ehrlich und klar schreiben, weil die Tabelle eine eindeutige Sprache spricht.“ Der Jahn habe mit die wenigsten Gegentore bekommen, viele Kisten gemacht, mit Noah Ganaus einen Stürmer, der in den Lauf gekommen sei, mit Christian Viet dahinter einen Spielmacher, mit Dominik Kother über den Flügel und viel Zweitliga-Erfahrung.

„Wir haben morgen bei allem Respekt, den ich vor meiner Mannschaft habe, eine Herkules-Aufgabe gegen Regensburg zu bestehen.“ Trotzdem: „Wir werden alles reinhauen, werden an unsere Grenzen gehen und es wäre natürlich ein schönes nachträgliches Geburtstagsgeschenk – über die drei Punkte würde ich mich mehr freuen als über manches materielle Geschenk, das ich heute bekommen habe.“

Herkules-Aufgabe mit angespannter Personallage

Dabei muss der SpVgg-Trainer auch noch die angespannte Personallage miteinplanen: „Zwei Gelbsperren mit Manu Stiefler und Nils Ortel dazu unsere Verletzten Benedikt Bauer, Timon Obermeier und Tizian Zimmermann – und leider auch Josef Welzmüller, für den es morgen nicht reichen wird, da gehen wir auf Nummer sicher, damit sein Knie im letzten Spiel vor der Winterpause nicht unnötig ins Risiko geschickt wird.“ Dementsprechend werde man morgen ein bisschen die Aufstellung anpassen müssen. Auch mit Überraschungen: „Es wird ein Debüt aus unserem eigenen Nachwuchs geben.“

Aufgrund der Vielzahl an Anzahl an Chancen, die man gegen Münster zugelassen habe, „braucht’s definitiv einen zweiten Innenverteidiger“. Auch wenn Vollath überragend gehalten habe: „Klar ist, dass wir mit Vollath einen Torwart haben, der zu den Top 3 der Liga gehört.“ Was jetzt noch fehlt: Dass sich der Nachwuchs mit Toren belohnt, wie Erin Zejnulahi, der gegen Münster einen Querpass zum zweiten Saisontreffer reingeschoben habe. Oder auch Maurice Krattenmacher, dem man nach dem verschossenen Elfmeter und ein paar weiteren vergebenen Torchancen Vertrauen schenken wolle: „Die Qualität ist unbestreitbar, was fehlt, sind die Tore.“

Saison-Halbzeit-Bilanz der SpVgg Unterhaching

Für die SpVgg Unterhaching war es ein „sehr außergewöhnliches Fußballjahr“, rekapituliert Cheftrainer Marc Unterberger. „Wir haben nicht nur die Regionalliga-Meisterschaft geholt, wir hatten ein paar Highlights, das Schlüsselspiel gegen die Würzburger Kickers, die beiden gewonnenen Relegationsspiele gegen Cottbus – du bist aufgestiegen, dann ging’s in Regensburg los, wir hatten direkt das Pokal-Highlight gegen Augsburg hier vor ausverkauftem Haus, in der zweiten Runde gegen Düsseldorf mit Spektakel.“

Die SpVgg habe das Derby gewonnen: „Wir stehen mit 28 Punkten in der 3. Liga da – ein bisschen wie beim Slalomfahren, wo’s zwei Durchgänge gibt.“ Man habe sich eine gute Ausgangsposition geschaffen, die man im zweiten Durchgang halten wolle. „Und vielleicht, um, wie es im Slalom so ist, den einen oder anderen Platz gutzumachen.“

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