Stimmungskiller für den Jahn: Agyemang Diawusie mit 25 Jahren verstorben

Regensburg. Mitten in die Euphorie bei Drittliga-Tabellenführer SSV Jahn platzt diese Nachricht: Das Regensburger Eigengewächs Agyemang Diawusie ist im Alter von 25 Jahren verstorben. Verein und Fans sind geschockt. Laut dpa ist er eines natürlichen Todes gestorben. Das Porträt einer Achterbahnfahrt.

Mit seiner Schnelligkeit und Technik war Agyemang Diawusie ein Hoffnungsträger. Foto: SSV Jahn

Gegen den SSV Ulm saß Agyemang Diawusie noch auf der Bank. Beim Spitzenspiel in Dresden, seinem ehemaligen Verein, war er ohne Angabe von Gründen nicht im Kader. Sein letzter Einsatz: Bei den Münchener Löwen. Da machte er einen fahrigen, vielleicht erschöpften Eindruck, wurde vor der Pause ausgewechselt. Anschließend war zu hören, er habe über Atemprobleme geklagt. Gibt es einen Zusammenhang mit seinem plötzlichen Tod?

Am heutigen Dienstag dann die schreckliche Nachricht: „Jahn-Profi Agyemang Diawusie ist im Alter von 25 Jahren verstorben. Der Verein ist geschockt und zutiefst betroffen über dieses tragische Ereignis. Die Jahn-Familie trauert mit den Hinterbliebenen und ist in Gedanken bei Agyemangs Familie, den Verwandten, engen Freunden und Wegbegleitern. Wegen der schrecklichen Situation und aus Respekt gegenüber seiner Familie bitten wir darum, deren Privatsphäre zu respektieren.“ Inzwischen will die Deutsche Presse Agentur in Erfahrung gebracht haben, Diawusie sei eines natürlichen Todes gestorben.

Regensburger Eigengewächs: U8 bis U13

Agyemang Diawusie, von den meisten Agy genannt, ist zwar gebürtiger Berliner, aber doch ein Regensburger Eigengewächs. Mit seinen Eltern aus Ghana zieht er noch vor seinem ersten Geburtstag nach Regensburg. Der begabte Junge durchläuft die Jahn-Schmiede, das Nachwuchsleistungszentrum des SSV Jahn, von der U8 bis zur U13. Das Ausnahmetalent startet dann über die Jugendmannschaften des 1. FC Nürnberg im Profibereich durch.

Der junge Oberpfälzer wird dreimal für das U-15-Nationalteam nominiert und 2016 zum Trainingslager der deutschen U-19-Junioren in Spanien eingeladen. Dort nimmt er an einem Freundschaftsspiel gegen Tschechien teil.

Abgemeldet von Kauczinski

Mit seiner Schnelligkeit passt er zur Spielphilosophie von RB Leipzig. Hier lernt er aber auch die Schattenseiten des Profigeschäfts kennen. Der Bundesligist stattet ihn zwar mit einem Profivertrag aus, aber nur, um ihn gleich an den SV Wehen Wiesbaden auszuleihen. Ein Jahr später holt ihn der FC Ingolstadt für eine halbe Million Euro, doch auch dort sitzt er meist auf der Bank oder Tribüne.

Im Sommer 2020 kommt er nach Dresden: „Ich hatte das Gefühl, dass sie mich unbedingt wollen“, sagt Diawusie damals. Aber auch bei den Sachsen ist der junge Spieler auf Gedeih und Verderb von der Wertschätzung des Trainers abhängig. Als Markus Kauczinski das Ruder bei Dynamo übernimmt, wird er erst einmal wieder aussortiert.

Agy Diawusie ist tot: Das Eigengewächs der Jahn-Schmiede kam im zarten Alter von einem Jahr nach Regensburg. Foto: SSV Jahn

Achterbahnfahrt der Gefühle

Das ständige Auf und Ab geht weiter: Ex-Jahn-Trainer Alexander Schmidt holt Agy zurück von der Tribüne ins Stammpersonal. Allerdings nur bis zum Aufstieg. Danach hätte ihn der Verein gerne abgegeben, was aber an Diawusie scheiterte. Die Achterbahnfahrt geht weiter. Beim 1:1 in Nürnberg vor der Länderspielpause vor einem Jahr gehörte er erstmals seit Mai 2021 wieder zur Startelf, bereitet den Ausgleich vor, scheitert mit einem Lattentreffer knapp am Siegtor.

Bei einem Testspiel gegen Slovan Liberec in Görlitz wird er sogar von Autogrammjägern umzingelt. Was war geschehen? Natürlich wieder ein Trainerwechsel, wieder neue Hoffnung: Agy zählt zu den Gewinnern des neuen Chefs an der Seitenlinie, Guerino Capretti. Damals lässt er durchblicken, dass diese Wechselbäder der Gefühle selbst für eine Frohnatur wie ihn nicht so einfach gewesen sind.

Ablenkung mit seinem Mode-Label

Weil er nicht mehr ausschließlich auf das Roulette Profifußball setzen will, baut er sich zusammen mit seinem Kumpel Niklas Sommer vom Drittligisten Waldhof Mannheim ein zweites Standbein auf. Die beiden gründen das Mode-Label „ére studios“. „Das hat mich ein bisschen abgelenkt“, sagt Diawusie. Mode für junge Leute übers Internet, das klingt nach einem erfolgversprechenden Start-up.

Auch ein eigenes Parfüm bringt er auf den Markt. „Wir streben in diesem Jahr einen Umsatz von drei Millionen Euro an“, freut er sich damals. Für Jahn-Sportchef Achim Beierlorzer ist Agys Mode-Label kein Hindernis: „Mich motivieren die Gespräche, die ich mit ihm hatte“, sagt er nach dessen Verpflichtung. „Die waren absolut offen und ehrlich. Er hat mir deutlich versichert, dass er noch einmal angreifen möchte und zeigt absolute Leistungsbereitschaft.“

Die Achterbahnfahrt im Profifußball brachte Agy Diawusie auf die Idee, sein eigenes Modelabel als zweites Standbein zu gründen. Foto: jrh

Wieder dahoam beim Jahn: Was wirklich wichtig ist!

Nach seinen Stationen in Leipzig, Ingolstadt, Wiesbaden, Dresden, beim österreichischen Bundesligisten SV Ried und zuletzt bei der SpVgg Bayreuth kommt der 25-Jährige mit bereits 100 Drittliga-Einsätzen auf dem Buckel zurück nach Hause. Er erhält beim Jahn einen Vertrag bis 30. Juni 2025. „Durch die Verpflichtung von Agyemang gewinnen wir weitere Variationsmöglichkeiten für unsere Offensive hinzu“, erklärte Beierlorzer.

„Ich bin sehr froh, zurückzukehren“, freute sich Agy auf den Neuanfang. „Die Gespräche mit Achim Beierlorzer und Joe Enochs waren von Anfang an sehr positiv, die Jungs aus dem Team haben mich gut aufgenommen.“ Seine Dynamik und Technik blitzten vor allem in den ersten Spielen für Regensburg immer wieder auf. Zuletzt wurde es aber stiller und den Neuzugang. „Wir wollen mit ihm gemeinsam an seinen Verbesserungspotenzialen arbeiten und ihn auf das Niveau bringen, das er in sich hat”, war Beierlorzer dennoch optimistisch.

Heute spielt kein Ergebnis und keine Tabelle eine Rolle. Am Boden der Tatsachen spürt man, was wirklich wichtig ist: das Leben! Seit heute wissen wir, dass der SSV Jahn die erste und letzte Station dieses jungen Mannes war, der so viel Hoffnung in sein Talent setzte. Mit seinem viel zu frühen Tod reißt er den Verein und die Regensburger Fans aus ihren Aufstiegsträumen.

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