SSV Jahn in der Dritten Liga: Und es läuft und läuft und läuft bei Regensburg auch gegen Münster

Regensburg. Langsam wird es unheimlich. Der SSV Jahn gewinnt auch Spiele, in denen er nicht gerade brutal dominiert. Gegen den SC Preußen Münster schießt Dominik Kother Regensburg zum sechsten Sieg in Folge – und zur „over night“-Tabellenführung.

Jahn-Mittelfeld-Abräumer Rasim Bulic erdrückt seine Teamkollegen. Foto: jrh

Ex-Sportchef Christian Keller sprach nicht gern von Glück: Wenn bei der einen Mannschaft die Kugel an den Pfosten knallt und bei der anderen über die Linie kugelt, ist das für den Fußball-Professor eben das viel beschworene Momentum.

So viel Momenta kann man aber eigentlich gar nicht haben, wie die Mannschaft der Stunde in der Dritten Liga zurzeit. Den Oktober vergoldet der erneut überzeugende Dominik Kother mit einem Doppelpack zum sechsten Sieg in Folge. Es läuft und läuft und läuft beim SSV Jahn – und das, obwohl Preußen Münster wahrlich nicht viel zugelassen hat an diesem späten Samstagnachmittag.

Faber darf flanken

Eine Unachtsamkeit in der besten Phase der Gäste bestraft Regensburg eiskalt. Ausgerechnet Flankengott Konrad Faber haben die Preußen in dieser Szene aus den Augen verloren, der Rechtsaußen flankt unbedrängt auf Christian Viet, der per Kopf auf den zweiten Pfosten verlängert – Kother schaltet am schnellsten und drückt die Kugel im Fallen über die Linie, 1:0 (58.).

Das Team von SC-Coach Sascha Hildmann ist mit Malik Batmaz immer wieder nah dran am Ausgleich, bevor Thomas Kok nach einem Stockfehler den erst eingewechselten Agyemang Diawusie mit einer Notbremse daran hindert, allein auf den starken SC-Keeper Johannes Schenk zuzulaufen. Schiri Daniel Bartnitzki zieht folgerichtig glatt Rot (71.). Mit zehn Mann bei 0:1 haben die Gäste aber immer noch den Mut, auf den Ausgleich zu spielen.

Oscar Schönfelder und Dominik Kother harmonieren prima in der Jahn-Offensive. Foto: jrh

Kothers spielentscheidende Übersicht

Umgekehrt ergeben sich für die Oberpfälzer jetzt natürlich Räume zum Kontern, die sie nicht immer präzise genug nutzen. Und so ist ein weiteres Mal Dominik Kother, der über links in den Strafraum cruist, mit einer Körpertäuschung nach innen zieht, den Überblick behält und im richtigen Moment den Ball in das rechte Lattenkreuz zimmert, 2:0 (92.).

Alles klar, könnte man meinen. Aber die Regensburger halten heute die Konzentration nicht bis zum Abpfiff hoch, köpfen oder schieben die Kugel immer wieder nach Balleroberungen in der eigenen Hälfte zum Gegner zurück und schenken den Gästen in der letzten Minute noch eine Ecke: Gerrit Wegkamp verlängert Marc Lorenz‘ Flanke an den kurzen Pfosten, wo Simon Scherder einsam und verlassen einnicken kann, 1:2 (96.) – zum Verdruss von Jahn-Keeper Felix Gebhardt, der zuvor einen Kopfball aus fünf Metern überragend parierte.

Jahn-Keeper Felix Gebhardt pariert sich immer mehr zum Publikumsliebling. Foto: jrh

Ab Dienstag harte Arbeit für das Derby bei 1860

Auch Jahn-Trainer Joe Enochs treibt dieser Lapsus die Zornesröte ins Gesicht: „Ich hab‘ mich über das Gegentor maßlos geärgert, auch wenn wir gewonnen haben“, sagt er nach dem Spiel, „weil ich immer gesagt habe, dass wir bis zur letzten Sekunde konzentriert sein müssen.“ Natürlich sei es ein zähes Match gewesen, in der ersten Halbzeit. „In der zweiten Hälfte wollten wir ein bisschen anders anlaufen, das ist uns teilweise auch gelungen beim Führungstreffer.“ Das Tor habe dem Team gutgetan. Nach der Roten Karte hätte er sich aber mehr Zug gewünscht, um das Spiel schneller zu entscheiden. „Die Jungs dürfen den sechsten Sieg in Folge genießen, aber ab Dienstag arbeiten wir hart für das Derby bei 1860.“

Goalgetter Dominik Kother kommt mit dem Trikot seines glücklosen Gegenparts Malik Batmaz zum Interview: „Wir haben in Karlsruhe schon zusammen in der Jugend gespielt, kennen uns schon sehr lange“, erklärt er die nostalgische Geste. „Wir haben als Mannschaft einen super Lauf“, bilanziert er den Sieg. „Ich hatte in der ersten Halbzeit schon ein, zwei Chancen, wo ich vielleicht schon einen machen kann.“ Fabers Vorlage habe er dann nur noch „reindrücken“ müssen. „Unsere Trainer kitzeln das gewisse Etwas aus mir heraus.“

SC-Coach Sascha Hildmann macht seiner Mannschaft nach der Hinspiel-Niederlage ein Kompliment: „Das Herz lassen sie immer am Platz.“ Foto: jrh

Preußens Grauen vor der Busfahrt

SC-Coach Sascha Hildmann begründet die zweite Niederlage in Folge ein wenig resigniert: „Dass wir in den entscheidenden Momenten einen Fehler mehr machen als der Gegner.“ Und dann auch noch das: „Wir schießen an den Pfosten, der Gegner schießt ihn rein, das sind die Unterschiede.“ In der ersten Hälfte habe ihm seine Mannschaft nicht gefallen, man sei nur schwer mit dem Jahn-Pressing zurechtgekommen. „Wir haben uns nach der Pause schon was vorgenommen, haben gesagt, dass wir viel mehr in die Räume kommen müssen.“

Was auch geglückt sei, bis zum Gegentor und der Roten Karte. „Trotzdem, mit zehn Mann, ich muss der Mannschaft auch ein Kompliment machen, das Herz lassen sie immer am Platz.“ Preußen-Stürmer Malik Batmaz graut vor der neunstündigen Heimreise im Bus, mit dem Wissen, wieder was liegengelassen zu haben: „Es war wieder knapp wie gegen Dresden.“ Seine Chancen kommentiert er realistisch: „Der erste geht an den Pfosten, den zweiten habe ich nicht richtig getroffen, den dritten hält der Torwart souverän.“

Der Euphorie-Pegel steigt im Regensburger Jahn-Stadion. Foto: jrh

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