Jahn in Liga 3: Kann Regensburg Ulms Durchmarsch stoppen?

Regensburg. Der SSV Jahn ist immer dann am stärksten, wenn man am wenigsten mit ihm rechnet. Wie zuletzt bei Preußen Münster. Am Sonntag, 19.30 Uhr, im Donaustadion bei Spitzenreiter SSV Ulm wäre eine ausgezeichnete Gelegenheit dazu. Und zur Rückeroberung der Tabellenführung.

Bene Sallers Strich aus 25 Metern war der Türöffner im Verfolgerduell mit dem SSV Ulm. Foto: jrh

Geschichte wiederholt sich nicht, heißt es. Oder doch? Der SSV Ulm schaffte in der Saison 1999/2000 den Durchmarsch als Aufsteiger aus der Regionalliga in die Bundesliga: Geburtsstunde des legendären Rufes von Ralf Rangnick, der sich mit diesem Coup als Trainer beim VfB Stuttgart empfahl. Mit einem Sieg gegen Verfolger Regensburg könnten die Schwaben einen großen Schritt Richtung Zweite Liga machen.

Ulms Trainer Thomas Wörle weiß, dass man sich fast nur noch selbst im Weg stehen kann. Etwa, weil man Aufgaben auf die leichte Schulter nimmt. Bei der PK warnt er deshalb vor den Oberpfälzern: „Es ist eine Mannschaft, die eine hohe Intensität spielen kann, die gegen den Ball eine sehr hohe Abwehrleistung hat, mit nur einem Gegentor mehr als wir.“

Vielleicht hätten die Ulmer Spatzen besser daran getan, sich auf ihr Spiel zu konzentrieren, statt ständig zu zetern. Foto: jrh

Hinspiel-Erfolg für den Jahn

Der Jahn sei sehr organisiert und aggressiv gegen den Ball und schalte nach Ballgewinn schnell um. „Es wird darum gehen, dass wir ihnen nicht zu viel geben, wenn es um solche Umschaltsituationen geht.“ Im Hinspiel, beim ersten Aufeinandertreffen der beiden SSVs überhaupt, gaben die Ulmer den Regensburgern zu viel Raum: Bene Sallers Kracher aus rund 25 Metern nach einer Ecke und Eric Hottmanns Deckel (86.) sorgten für den 2:0-Endstand.

Seitdem verläuft die Entwicklung der beiden Mannschaften freilich antizyklisch: Während sich der Jahn nach seiner famosen Zehner-Siegesserie eher wankelmütig der Zielgeraden nähert, hat Ulm, das bei 34 Gegentreffern derzeit die beste Defensive der Liga stellt, noch kein Spiel im Jahr 2024 verloren.

Hatte gegen den SSV Ulm wenig zu tun, war aber zur Stelle, wenn es darauf ankam: Jahn-Keeper Felix Gebhardt. Foto: jrh

Alle Mann an Bord

Positiv aus Sicht von Jahn-Cheftrainer Joe Enochs: Außer den Langzeitverletzten Eric Hottmann und Erik Tallig stehen alle Mann zur Verfügung. „Andi Geipl hatte Probleme mit dem Sprunggelenk“, erklärt Enochs, „er ist vor ein paar Wochen umgeknickt.“ Man habe ihn – teils gegen seinen Willen – etwas geschont, damit er am Sonntag auflaufen kann. Von „einer giftigen Trainingswoche“, schwärmt der Coach, zumal seine Jungs wüssten, was die Stunde geschlagen hat.

„Es ist das Spiel Erster gegen Zweiter, sie sind in 2024 ungeschlagen, haben die letzten 9 von 10 Toren über Standardsituationen erzielt.“ Enochs habe drei Spiele der Spatzen beobachtet: „Sie sind sehr stabil, attackieren früh, machen lange Wege, verteidigen überragend nach vorne.“ Flügelflitzer Konni Faber hat Respekt vor der Qualität der Schwaben: „Die Ulmer stehen defensiv super, sind in ihren Abständen gut und verteidigen im Kollektiv.“ Nach vorne setzten sie immer wieder Nadelstiche. Schwerthiebe trifft es wohl eher.

Der Joker stach kurz vor Schluss: Eric Hottmann (Mitte) machte mit dem 2:0 (88) gegen Ulm den Deckel drauf. Foto: jrh

Ulms Brasilianer im Fokus

Aufgemerkt: Besonders den Ulmer Brasilianer Leonardo Scienza, Dreh- und Angelpunkt im Schwaben-Sturm mit 8 Toren und 13 Vorlagen, müssen die Regensburger in den Griff bekommen. Ihn haben bereits die Heidenheimer auf dem Zettel. „Wir müssen hellwach sein, denn sie haben nicht nur gute Standards, sie führen sie auch noch schnell aus.“ Auch gegen eine Spitzenmannschaft wie Münster hätten die Ulmer vergangene Woche souverän gewonnen: „Wir müssen eine Topleistung bringen.“

Das hatte der Trainer auch vor dem Duell gegen 1860 gefordert, und da hat das nur suboptimal geklappt, auch wenn Enochs die Leistung der Regensburger im Derby positiver sieht als die meisten Beobachter. „Wir hatten gegen 60 in der ersten Halbzeit nicht die Strafraumsituationen, die wir normalerweise haben.“ Zu Beginn habe man eine Chance zugelassen, die Felix Gebhardt stark gehalten habe. „Wir haben unsere Situationen nicht zu Ende gespielt.“ Man sei in der zweiten Halbzeit zweimal ausgekontert worden: „Es war nicht unser bestes Spiel“, räumt er ein. Aber man habe auch 9:2 Eckbälle auf dem Konto und in der zweiten Halbzeit die Situationen zu Ende gespielt.

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