Jahn in Liga 3: Nach Dreier gegen Halle Regensburg Oster-Spitzenreiter

Regensburg. Puuh, der SSV Jahn hat das Siegen doch noch nicht ganz verlernt. Mit etwas mehr Licht als Schatten holt sich Regensburg gegen den harmlosen Halleschen FC die Tabellenführung zurück. Am kommenden Samstag beim neuen Seriensieger Münster muss mehr kommen.

Jahn-Sportchef Achim Beierlorzer freut sich mit Comebacker Alexander Bittroff samt Nachwuchs über den Heimsieg gegen den Halleschen FC. Foto: jrh

Vor allem in der ersten Hälfte ist es für einen – wie von Jahn-Coach Joe Enochs nach dem Testspiel-Teilerfolg gegen Tirol angekündigt – runderneuerten SSV Jahn ein hartes Stück Arbeit. Die Umstellungen mit Bene Saller auf seiner, aus Zweitliga-Zeiten angestammten rechten Verteidigerposition, mit Konrad Faber vor ihm als Rechtsaußen und Oscar Schönfelder links hinten, greifen nur bedingt.

Konstruktiv nach vorne geht zunächst herzlich wenig. Im Gegenteil: Nach dem obligatorischen zehn Minuten Auftakt-Sturm-und-Drang erspielt sich der Gast aus Halle Vorteile in fast allen statistischen Maßeinheiten: mehr Ballbesitz, mehr Torschüsse und mit einer Dreifach-Chance nach Ecke auch die zunächst besseren Torchancen. Es dauert, bis die Regensburger kapieren, dass der HFC seine Ecken gerne weit auf den zweiten Pfosten zieht – und dort dann bitteschön auch mal der einschussbereite Stürmer beachtet werden sollte.

Führung nach Game-Changer-Zweikampf

Einzig in puncto gewonnene Zweikämpfe können sich die Oberpfälzer auszeichnen. Und das trägt Früchte. Nach einem Kuddelmuddel im Mittelfeld, bei dem Louis Breunig lachender Dritter bleibt, während Halle nicht ganz zu Unrecht einen Freistoß fordert, lässt Schiri Marc Philip Eckermann das Spiel weiterlaufen.

Nach dem Spiel beschreibt Torschütze Christian Viet die Szene so: „Louis hat mich angespielt, ich hatte wahnsinnig viel Platz, Bene und Konny standen wieder zwei gegen eins auf rechts außen, dann ist der Ball perfekt für mich durchgekommen.“ Und Viet köpft aus Nahdistanz zum 1:0 ein (28.).  Coach Enochs lobt den verbissen gewonnen Zweikampf als Game-Changer: „Die Basics haben heute gestimmt.“

Jahn-Jubeltraube nach Christian Viets Führungstreffer gegen den Halleschen FC. Foto: jrh

Enochs: „Dome auf der Position bärenstark“

Recht viel mehr kann man über die erste Hälfte nicht sagen. Dafür umso mehr über die Anfangsphase von Hälfte zwei, in der die Regensburger den abstiegsbedrohten Gast zunehmend den Schneid abkaufen. Die Drangphase in Rot-Weiß führt zu einem klaren Chancenplus der Gastgeber und bald auch zu einem Tor-des-Monats-verdächtigen Treffer von Dominik Kother.

Jahn-Coach Enochs sieht’s von außen mit Genugtuung: „Dome ist auf der Position wirklich bärenstark, Oscar Schönfelder ist als linker Verteidiger vorne in der Box“, legt von der Grundlinie zurück auf Viet, der zunächst geblockt wird und dann auf Kother ablegt. „Chrille leitet das Tor sehr gut ein, und das macht Dome richtig gut“ – im Fallen trifft er die Kugel so optimal, dass sie oben im rechten Kreuzwinkel einschlägt“, 2:0 (50.).

Riesenfreude nach Dominik Kothers Traumtor zum 2:0 gegen den Halleschen FC. Foto: jrh

In der Schlussphase wird wieder geschludert

Anschließend macht Halle den Eindruck, sich völlig aufzugeben. Mit etwas mehr Galligkeit, hätten die Regensburger die verunsicherten Gäste in den folgenden zehn Minuten regelrecht zerlegen können. Der Elan des Jahn erlahmt freilich spätestens nach den vielen Wechseln ab der 70. Minute – Elias Huth für Viet, Alexander Bitroff für Saller, später dann noch Niklas Anspach für Kother (75.) und Bryan Hein für Schönfelder (80.).

In der Folge produzieren die Oberpfälzer eine Vielzahl von unnötigen Eckstößen und Freistößen, geben den Ball auch nach gewonnen Zweikämpfen zu schnell wieder ab, schlagen völlig überflüssige, ungenaue Steilpässe, und lassen Halle zumindest die Chance, wieder zurückzukommen. Eine effektivere Mannschaft als die Sachsen-Anhaltiner heute, hätte den Jahn noch gewaltig unter Druck setzen können. So bleibt es beim perfekten Osterwochenende, nachdem der SSV nach der Niederlage Dresdens in Münster und dem Remis des SSV Ulm gegen Aue die Tabellenführung zurückerobert.

Am kommenden Samstag, 14 Uhr, hat es Regensburg dann selbst in der Hand, den neuen Seriensieger Preußen Münster nach jetzt sieben Siegen in Folge zu stoppen – und den eigenen Co-Rekord von zehn Siegen in der Hinrunde rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Der Aufsteiger hat nach dem 1:0 gegen Dresden jetzt sogar Dynamo aus den Aufstiegsrängen verdrängt. Da muss der SSV Jahn auf alle Fälle eine Schippe drauflegen, um im Münsterland nicht unters Messer von Professor Börne zu geraten.

Jahn-Präsident Hans Rothammer ist vor dem Spiel gegen den Halleschen FC optimistisch.  Foto: jrh
Jahn-Präsident Hans Rothammer ist vor dem Spiel gegen den Halleschen FC optimistisch. Foto: jrh
Jahn-Trainer Joe Enochs und Sportchef Achim Beierlorzer freuen sich auf den Reset gegen den Halleschen FC. Foto: jrh
Jahn-Trainer Joe Enochs und Sportchef Achim Beierlorzer freuen sich auf den Reset gegen den Halleschen FC. Foto: jrh
Regensburger Fairplay: Maskottchen Jahni tröstet einen Spieler des Halleschen FC. Foto: jrh
Regensburger Fairplay: Maskottchen Jahni tröstet einen Spieler des Halleschen FC. Foto: jrh
Tirschenreuths Landrat Roland Grillmeier feiert mit Ex-NT-Anzeigenchef Rainer Lindner den Jahn-Heimsieg gegen Halle. Foto: jrh
Tirschenreuths Landrat Roland Grillmeier feiert mit Ex-NT-Anzeigenchef Rainer Lindner den Jahn-Heimsieg gegen Halle. Foto: jrh
Durchschnaufen: Nur Krämpfe, keine Sprunggelenksverletzung bei Jahn-Goalgetter Christian Viet im Spiel gegen den Halleschen FC. Foto: jrh
Durchschnaufen: Nur Krämpfe, keine Sprunggelenksverletzung bei Jahn-Goalgetter Christian Viet im Spiel gegen den Halleschen FC. Foto: jrh
Der gewohnt sichere Jahn-Rückhalt auch gegen den Halleschen FC: U21-Nationalkeeper Felix Gebhardt. Foto: jrh
Der gewohnt sichere Jahn-Rückhalt auch gegen den Halleschen FC: U21-Nationalkeeper Felix Gebhardt. Foto: jrh
Jahn-Präsident Hans Rothammer ist vor dem Spiel gegen den Halleschen FC optimistisch.  Foto: jrh
Jahn-Trainer Joe Enochs und Sportchef Achim Beierlorzer freuen sich auf den Reset gegen den Halleschen FC. Foto: jrh
Regensburger Fairplay: Maskottchen Jahni tröstet einen Spieler des Halleschen FC. Foto: jrh
Tirschenreuths Landrat Roland Grillmeier feiert mit Ex-NT-Anzeigenchef Rainer Lindner den Jahn-Heimsieg gegen Halle. Foto: jrh
Durchschnaufen: Nur Krämpfe, keine Sprunggelenksverletzung bei Jahn-Goalgetter Christian Viet im Spiel gegen den Halleschen FC. Foto: jrh
Der gewohnt sichere Jahn-Rückhalt auch gegen den Halleschen FC: U21-Nationalkeeper Felix Gebhardt. Foto: jrh

Stimmen zum Spiel

Jahn-Trainer Joe Enochs: „Wichtig war, dass wir wieder gewonnen haben, dass wir wieder eine gute Leistung gebracht haben. Wir haben uns nur auf das Spiel fokussiert, die Tabelle blenden wir momentan aus. Das ist eine Momentaufnahme. Ich freue mich unheimlich für die Mannschaft, weil das keine einfache Phase gewesen ist. Wie die Jungs da gestärkt herausgekommen sind, ist super.

Gutes Zweikampfverhalten vor dem 1:0, das sind die Basics: Benes guter Zweikampf, Louis‘ guter Zweikampf, gut getimter Ball nach außen und dann halt wieder torgefährlich werden. Wir spielen gut nach vorne und Chrille leitet das Tor selber ein nach einem gewonnenen Zweikampf – das erwarten wir von unseren Stürmern, dass sie reinspielen oder rausspielen und dann wieder die Position in der Box besetzen.

Wir wollen so viele Punkte sammeln wie möglich, nächste Woche in Münster, ein absolutes Spitzenspiel. Sie haben heute 1:0 gegen Dresden gewonnen. Wir fahren da hin, haben heute etwas Selbstvertrauen getankt, aber die Basics, die heute gestimmt haben, müssen morgen auch stimmen. Wenn wir das tun, haben wir da auch eine Chance, was mitzunehmen.“   

Jahn-Torschütze Christian Viet: „Mit dem Sprunggelenk ist nichts, ich habe Krämpfe bekommen. Es war an der Zeit, dass wir jetzt endlich wieder gewinnen, damit wir auch oben dranbleiben. Hätten wir jetzt verloren, weiß ich nicht, wie die Stimmung geworden wäre. Die Saison ist in der Dritten Liga extrem lang, da ist es wichtig, dass jeder mal wieder zurück zur Familie, in die Heimat kann, um den Kopf freizukriegen – ich war bei meiner Familie in Hamburg. Wir haben jetzt wieder alles selbst in der Hand. Wenn wir unsere Aufgaben machen, sieht’s gut aus.

Vor dem Tor hat mich Louis angespielt, ich hatte wahnsinnig viel Platz, und Bene und Konny standen wieder zwei gegen eins auf außen – dann ist der Ball perfekt für mich durchgekommen. Überrascht war ich nicht, Joe hat uns ja auch einen Matchplan gemacht und gezeigt, dass die Räume immer mal frei sind für Noah und mich, dass wir dann oft ins Verlagern kommen müssen – und das hat heute mal wieder ganz gut geklappt. Beim 2:0 war das mal wieder ein Einwurf, wo Bene und Konny extrem viel Zeit hatten. Dann kommt der Ball ins Zentrum, Oscar hat gut darauf spekuliert, dass er durchrutscht, sieht mich dann, ich werde leider geblockt, lege ihn auf Dome und der macht ihn, ich glaube, einmal von hundertmal so rein.“

HFC-Trainer Sreto Ristić: „Verdiente Niederlage! Bis zum 1:0 haben wir das ganz gut gespielt, waren ebenbürtig, aber nach dem Tor aus dem Nichts hat uns die Durchschlagskraft nach vorne gefehlt. Wir haben versucht, in der Halbzeit noch etwas umzustellen, aber letztlich haben wir es auch mit anderem Personal nicht geschafft, das 1:1 zu erzielen.

Ganz im Gegenteil, wir haben dann das zweite Tor bekommen. Das ist symptomatisch für unsere Situation jetzt, aber heute hat mit Sicherheit die bessere Mannschaft gewonnen. Der Gegner war in der zweiten Halbzeit einfach da.“

Ex-Regensburger HFC-Kapitän Jonas Nietfeld: „Es war viel zu wenig Aufbäumen von uns, vor allem in der zweiten Halbzeit habe ich mir da viel mehr erwartet und erhofft. Es ist jetzt gerade kurz nach dem Spiel ernüchternd. Wir haben dann zu viele individuelle Duelle verloren und dadurch war bei einigen wahrscheinlich der Glaube nicht mehr da, dass wir es noch rumziehen, aber das darf einfach nicht sein. Man kann immer mal ein Duell verlieren und trotzdem muss man dran glauben und dann vielleicht mit einfachen Mitteln alles probieren, und das haben wir dann auch nicht geschafft.

Regensburg war uns da einfach vor allem kämpferisch und körperlich überlegen heute. Das ist zwar gerade scheiße für uns, aber ich kenn’ die Situation, ich hab’ die schon öfter durchlebt. Von daher glaube ich weiter an mich, an die Mannschaft, und werde ab morgen wieder alles geben, um dann nächste Woche zu punkten. Wir haben es schon bewiesen, dass wir gegen Mannschaften da oben gewinnen können. Wir müssen halt unsere Leistung abrufen und vor allem kämpferisch auf den Platz bringen, weil Abstiegskampf heißt nun mal zuallererst Kampf.“

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