Kirche will’s wissen: Diskussion mit Landtagskandidaten über Ehrenamt, Bildung und ländliche Entwicklung

Weiden. Was leisten unsere Landtagsabgeordneten für die Nordoberpfalz? Am Montag, 24. Juli, stehen fünf Kandidaten für das Maximilianeum auf Einladung des Diözesankomitees im Pfarrheim Herz Jesu in Weiden Rede und Antwort.

Das Diözesankomitee mit der Vorsitzenden Martha Bauer, dem stellvertretenden-Vorsitzenden Noah Walczuch, Anneliese Röhrl, Mitglied des AK-Landtagswahl und Manfred Fürnrohr, Geschäftsführer Diözesan-Räte. Foto: Bistum Regensburg

Der Wahltermin rückt näher. Am 8. Oktober wählen Bayerns Bürger einen neuen Landtag. Das Diözesankomitee will wissen, für welche Positionen die Kandidaten Uwe Bergmann (SPD), Stephan Oetzinger (CSU), Bernhard Schmidt (Freie Wähler, angefragt), Anna Schwamberger (Grüne) und Christoph Skutella (FDP) stehen. 

Nach einem Eingangs-Statement steht das Quintett am kommenden Montag, 19 Uhr, im Pfarrheim Herz Jesu in Weiden (Lerchenfeldstraße 11) zum Austausch in kleiner Runde zur Verfügung. Eine Arbeitsgruppe des Diözesankomitees hat dazu Thesen zu Themenblöcken erstellt, die den Räten ein besonderes Anliegen sind.

Uwe Bergmann, zweiter Bürgermeister der Stadt Schnaittenbach, und Landtagskandidat der SPD. Bild: Jürgen Herda

Mehr Urlaubstage für Ehrenamtliche

Rund 40 Prozent der über 14-Jährigen engagieren sich ehrenamtlich im sozialen, kulturellen oder kirchlichen Bereich, bei Feuerwehren und Rettungsdiensten, im Umweltschutz oder in Entwicklungsprojekten sowie in vielen anderen Einrichtungen. Da sie einen erheblichen Beitrag für die Gesellschaft leisten, liege es im Interesse des Gemeinwohls, diese Menschen zu entlasten – gerade wenn der zeitliche Aufwand die knappe Freizeit übersteigt.

Eine mögliche Lösung: eine Honorierung ehrenamtlicher Tätigkeit durch mehr Urlaubstage. Arbeitgeber könnten durch diesen Beitrag ein Zeichen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt setzen. Auch eine angemessene Anrechnung auf die Rente wie bei der häuslichen Pflege könnte einen Motivationsschub auslösen.

Landtagsabgeordneter Stephan Oetzinger (CSU). Foto: Dagmar Nachtigall

Besserer ÖPNV für den ländlichen Raum

Gleichwertige Lebensverhältnisse und Arbeitsbedingungen in Stadt und Land sichere die Bayerische Verfassung (Art. 3 Abs. 2) zu. Aber wie wird dieses Grundrecht beim ÖPNV, bei der Infrastruktur und der Gesundheitsversorgung konkret umgesetzt? Oft fahren Busse und Bahn zu selten, um Berufstätigen und Privatpersonen eine Alternative zum Pkw zu bieten. Kostengünstige, flächendeckende Alternativen wie das Baxi stünden nur zum Teil zur Verfügung. Die Zusammenarbeit der Verkehrsverbünde sei ausbaufähig. 

Insgesamt existiere ein Stadt-Land-Gefälle bei Einkaufsmöglichkeiten, Gaststätten, Post, Banken sowie Ärzten und Apotheken. Auf dem Papier und den Plänen der Netzbetreiber werde die flächendeckende Versorgung mit schnellem Internet und stabilem Mobilfunk oft rosarot dargestellt. In der Realität klaffen Lücken. Wie lassen sich die Versorgung und digitale Infrastruktur am Land verbessern?

Beim Holzbau auf einer Wellenlänge: Unternehmer Stefan Ziegler (von links) und die Grünen-Landtagsabgeordneten Anna Schwamberger sowie Ursula Sowa. Bild: Jürgen Herda

Wohnortnahe Gesundheitsversorgung 

Wirtschaftlichen Aspekte dominieren die Entscheidungen der Gesundheitspolitik – ohne, dass die Kosten des immens teuren Gesundheitssystems dadurch eingedämmt würden. Wie lässt sich eine Krankenhausreform so gestalten, dass eine dezentrale Grundversorgung gewährleistet bleibt? Bisher ist die Krankenhausplanung Ländersache. „Dies soll nun nach einem Gesetzesentwurf verändert werden, was wir für nicht sinnvoll halten“, meinen die Diözesanräte.

Fehlende finanzielle und personelle Ressourcen sowie eine unattraktive Ausbildungssituation der Pflegekräfte verschärfen den Personalmangel besonders in den Pflegeeinrichtungen. „Studienplätze für Allgemein- und Notfallmedizin fehlen. Dadurch wird der Ärztemangel auf dem Land noch größer.“

Christoph Skutella FDP
Christoph Skutella wurde gleich zu Beginn seiner Landtagskarriere in zwei Ausschüsse gewählt. Bild: FDP

Akademiker-Kinder im Vorteil

Seit langem machen Studien darauf aufmerksam, dass der Hochschulzugang für junge Menschen aus Akademikerfamilien viel einfacher zu erlangen ist als für Kinder sogenannter bildungsferner Schichten. Nicht immer, aber oft erhalten erstere mehr Unterstützung beim Lernen, bei Nachhilfe und zusätzlichen Lernhilfen. Das Recht auf gleiche Bildungschancen existiere deshalb nur auf dem Papier.

Deshalb fordern die Diözesanräte Bildung finanziell so auszustatten, dass für alle gleich vielfältige Lernräume geschaffen werden können. „Neben der Bildung für Kinder und Jugendliche ist es für uns auch wichtig, dass Bildung auch im Erwachsenenalter weitergeführt werden kann.“ Dazu gehöre die Einführung eines Bildungszeitgesetzes.

NEW-Geschäfsführer Bernhard Schmidt ist enttäuscht. Foto: OTV

Immer mehr Quereinsteiger als Lehrkräfte

Die Diözesanräte kritisieren außerdem, „dass immer mehr Quereinsteiger ohne pädagogisch-didaktische Ausbildung in die Ausbildung geworben werden”. Benötigt würden aber fachlich und pädagogisch gut ausgebildete Lehrkräfte, die bereits in der Ausbildung Praxiserfahrung erwerben können. Zudem bräuchten Lehrkräfte gerade an Brennpunktschulen ein unterstützendes Team aus Sozialpädagogen, Psychologen, Seelsorgern und Experten aus der Berufswelt.

Nicht für die Schule, sondern fürs Leben lernen will. Diese Binsenweisheit lässt sich auch variieren: Nicht nur in der Schule lassen sich wichtige Fähigkeiten erlernen, gerade Softskills können an anderen Bildungsorten oft besser erworben werden. Diese müssten als solche anerkannt werden –  und allen Kindern und Jugendlichen offenstehen.

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