Kirchenzukunft: Flexibilität und Mut sind gefragt

Weiden. Dass die Synodalpräsidentin der bayerischen Evangelischen Landeskirche in Weiden über die Zukunft der Kirche spricht, ist nicht alltäglich. Wer dabei war, konnte viel über kirchenpolitische Weichenstellungen erfahren.

Die Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel. Foto: Siegfried Bühner

„Alles muss auf den Prüfstand“ forderte die Synodalpräsidentin der Evangelischen Landeskirche Bayern, Annekathrin Preidel, in Anbetracht der hohen Kirchenaustrittszahlen, der sinkenden Religiosität in der Bevölkerung und der vielen Krisen in der Welt. Zum Vortrag beim örtlichen Freundeskreis der Evangelischen Akademie Tutzing war die oberste Kirchenrepräsentantin nach Weiden in das Martin-Schalling-Haus gekommen. Schon das Vortragsthema „Zukunft der Kirche, Kirche der Zukunft?“ lässt die schwierige und unsichere Ausgangssituation der Kirchen in Bayern anklingen.

Strategien für die Kirche der Zukunft

Dabei geht es laut Preidel einerseits um die Aufarbeitung der Missbrauchsstudie, andererseits um die Sicherstellung, dass auch in der Zukunft in dem säkularen Raum von Gott gesprochen wird. Aber die Rede von Gott sei in diesem Raum „keine Selbstverständlichkeit“. Schließlich gelte es, zweitausend Jahre nach Jesus Christus, „eine Botschaft zu übermitteln, die die Menschen im Innern bewegt“. Auch seien die Abläufe in der Kirche häufig auf Stabilität angelegt, doch „wir müssen wie naturwissenschaftliche Forscher auch unsere Thesen immer wieder infrage stellen“.

Oft fehle allerdings dafür noch der erforderliche Mut. Für Preidel braucht deshalb die Kirche einen flexiblen Geist. Und sie stellt auch fest: „Kirche sein ist ein Suchprozess“. Religion sei da, „wo wir zu dem stehen, was wir glauben und nicht schweigen“. Notwendig sei dabei ein „lutherischer Mensch“. Dann skizzierte die Referentin, wie aus ihrer Sicht die zukünftige Kirche gestaltet sein sollte. Die Frage „Welche Bedürfnisse haben die Menschen eigentlich“ müsse perspektivisch im Vordergrund stehen. Als Grundlage diene „das Vertrauen in Gott und das Vertrauen der Menschen untereinander“.

Projekte und Aktionen für neuzeitliche Kirchenarbeit

In einer Kirche der Zukunft muss es laut Preidel Räume geben, „in denen Menschen ermutigt werden, über das zu sprechen, was sie angeht“. Ähnlich wie Jesus es getan habe, dürfe man dabei nicht warten, sondern müsse auf die Menschen zugehen. Vor dem Hintergrund dieses gedanklichen Konzepts wurden dann im Vortrag beispielhaft Reformprojekte und Aktionen für neuzeitliche Kirchenarbeit, auch unter finanzieller Beteiligung der Landeskirche, vorgestellt. So unter anderem die Initiative „fit“ („fördern, initiativ werden, teilhaben“) bei der gefragt werde, „was willst du, was ich für dich tun kann“. Daneben steht die Aktion „PuK” („Profil und Konzentration“) sowie die MUT-Initiativen („missionarisch, ungewöhnlich, im Tandem“).

Im Rahmen dieser Aktionsgruppen gibt es zum Beispiel Hilfsprojekte für Arbeitslose oder die sogenannte Vesperkirche („Zeugnis von der Liebe Gottes“) sowie Tauffeste und Hochzeitsfeste als Ereignis für mehrere Menschen gleichzeitig. Genannt wurde auch die Produktion kirchlicher Podcasts oder auch die kirchliche Beteiligung an innovativen Projekten, zum Beispiel bei der Aktion Lastenfahrrad im Neubaugebiet Freiham in München. Im Falle des Münchner Projekts gelte: „ohne nach der Herkunft zu fragen, werden Familien dort wahrgenommen und ernst genommen“.

Zahl der Dekanate reduzieren

Viele Mutige hätten sich schon bei den genannten Projekten auf den Weg gemacht, „etwas zu finden, das ihrem Leben etwas gibt“. Doch die Synodalpräsidentin schränkt auch ein: „Wir können in Zukunft nicht alles Wünschenswerte tun“. Unter anderem müsse auch die Zahl der Dekanate reduziert werden. Doch auch den Sparaktionen gewinnt die Präsidentin eine positive Seite ab und sagt „die Konzentration trägt zur Profilschärfung bei“.

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