Laufstall statt Anbindehaltung: Landwirt Matthias Saller hat umgestellt

Floß. Die Entscheidung hat sich der 40-Jährige aus Pauschendorf nicht leicht gemacht. 1,6 Millionen Euro hat der Bau gekostet, trotz vieler Eigenleistungen. Das war vor fünf Jahren. Heute würde sein Laufstall deutlich teurer werden.

Den Kühen im Laufstall von Matthias Saller schmeckts. Foto: Matthias Saller

Das angekündigte Verbot der Anbindehaltung treibt die Landwirte in der Region um. Laut Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten in Tirschenreuth wären alleine in dessen Zuständigkeitsbereich rund 43 Prozent der Milchviehbetriebe von diesem neuen Tierschutzgesetz betroffen. In fünf Jahren wäre es so weit. Die Alternative? Ein Laufstall. Matthias Saller aus Pauschendorf bei Floß hat den Schritt gewagt. Nicht wegen der Pläne aus Berlin, sondern aus gesundheitlichen Gründen. Das Bücken und Herumkriechen im alten Anbindestall machte ihm zusehends zu schaffen.

Aufhören oder Weitermachen?

„Ganz aufhören oder weitermachen?“ Vor dieser Entscheidung stand der 40-Jährige. Doch der Landwirt aus Leidenschaft entschied sich für Letzteres. Allerdings machte er es sich nicht leicht. Fünf Jahre hat er hin- und herüberlegt. Dann war klar: Er stellt um. Ende 2017 rückten die Baumaschinen an. Mit viel Eigenleistung wurde das Großprojekt in einer rekordverdächtigen Bauzeit von einem Jahr gestemmt. „Normalerweise braucht man doppelt so lange“, betont er.

Stall kostet mit viel Eigenleistung 1,6 Millionen Euro

Das kräftige Mitanpacken wirkte sich auch positiv auf die Investitionskosten aus. Trotzdem musste Saller noch immer rund 1,6 Millionen Euro lockermachen. Eine Summe, die, angesichts der gestiegenen Baupreise, heute nicht mehr reichen würde. Aktuell würde sein Laufstall schon rund zwei Millionen Euro kosten. „Man muss, so die Faustformel, pro Kuhplatz mit rund 20.000 Euro rechnen“, erzählt er. 100 Tiere stehen, laufen und liegen bei ihm im Stall, dreimal so viele wie noch zu den alten Anbindezeiten.

Die Massagebürste ist im Kuhstall im Dauereinsatz. Foto: Matthias Saller

Dass sich die Kühe im Jahr 2019 fertiggestellten Laufstall wohlfühlen, sieht man. Die Massagebürste ist im Dauerbetrieb. Eine Kuh liegt entspannt an ihrem Platz, den rechten Hinterfuß ausgestreckt. Matthias Saller muss bei dem Anblick lächeln: „Ein Zeichen dafür, dass es ihr taugt.“ Noch ein Laufstall-Pluspunkt: Die Tiere geben mehr Milch.

Höherer Preis für Milch aus dem Laufstall

Lohnt sich die Investition? Für die Milch von Laufstall-Kühen zumindest wird ein höherer Preis erzielt. Der Grund: ein bundesweit einheitliches Qualitätsprogramm kategorisiert sie in vier Stufen. Als Kriterium spielt unter anderem die Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere eine entscheidende Rolle. Milch etwa aus Anbindehaltung bekommt die niedrigste Bewertung, die aus Laufställen wird mit der Stufe 3 und 4 und damit wesentlich besser beurteilt. Dafür gibt es dann je nach Molkerei Zuschläge.

Gesetz würde es nicht brauchen

Der Pauschendorfer Landwirt, der auch Ansprechpartner für die nordbayerischen Milcherzeuger ist, hält vom gesetzlichen Verbot der Anbindehaltung nicht allzu viel. Die kleineren Höfe, die noch so arbeiten, würden aufgrund des fortgeschrittenen Alters der Hofbetreiber und mangels Nachfolger eh von selbst aufhören, ist er überzeugt. In seinen Augen habe die Politik eigentlich dringendere Probleme zu lösen. Außerdem: „Für die jüngeren Landwirte kommt die Anbindehaltung sowieso nicht mehr infrage“, betont Saller. Denn diese Ställe werden gar nicht mehr genehmigt.

Muss jeder für sich selbst entscheiden

Würde er also zum Laufstall-Bauen raten? Das müsse jeder für sich selbst entscheiden, findet er. Was er aber festgestellt hat: Von Jahr zu Jahr sind die Auflagen und das Genehmigungsverfahren immer aufwendiger und komplizierter geworden ist. “Das macht die Umstellung nicht gerade einfacher”, sagt Saller.

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