Mit Herz und Verstand durch die Pandemie

Weiden. Das dürfte auch von den sogenannten Spaziergängern nicht zu übersehen sein: Am Rathaus, dort, wo sie sich meist sammeln, um danach durch die Stadt zu ziehen und ihren Unmut über die Corona-Maßnahmen kundzutun, hängt jetzt ein überdimensionales Banner mit der Aufschrift "Mit Herz und Verstand gemeinsam durch die Pandemie". Genauso heißt die Kampagne des Aktionsbündnisses "Weiden ist bunt".

Sie werben mit “Herz und Verstand” für den Zusammenhalt in der Gesellschaft (von links): Oberbürgermeister Jens Meyer und die Mitglieder des Sprecherrats “Weiden ist bunt” Nico Erhardt vom Jugendzentrum, Stadträtin Maria Sponsel, Manfred Weiß, Vorsitzender Veit Wagner, Johanna Grillenbeck vom Jugendzentrum und Stadtrat Ali Zant. Foto: Udo Fürst

“Auch wenn viele Maßnahmen nicht immer logisch nachvollziehbar erscheinen, wollen wir für das Problem Corona als Ganzem Verständnis wecken”, sagte Oberbürgermeister Jens Meyer bei der Vorstellung der Aktion am Freitag im Rathaus. Kritik und friedlicher Protest seien legitim, aber die unangemeldeten Spaziergänge hätten ihn wachsam werden lassen.

“Es ist eine ungute Konstellation, wenn dort zunehmend Rechtsradikale und Reichsbürger mitmarschieren. Wir müssen da sehr aufpassen und versuchen, die Vernünftigen aus diesem Kreis zu überzeugen.” Deshalb sei es selbstverständlich für die Stadt und ihn gewesen, sich der Kampagne anzuschließen – ebenso wie der Stadtjugendring und das Jugendzentrum. 

Aufruf zu Solidarität und Rücksichtsnahme

Er sei dem Bündnis sehr dankbar für die engagierte Arbeit, die es seit Jahren leiste. “Besonders in der jetzigen Situation ist der Zusammenhalt in der Gesellschaft wichtiger denn je”, sagte der Oberbürgermeister. Er freue sich darüber, dass in der Stadt 75 mittlerweile Prozent der Bevölkerung geimpft sei und betonte, dass die Impfung der einzig realistische Weg aus der Pandemie sei. 

“Die Aktion ist ein Aufruf zur Solidarität, Toleranz und gegenseitiger Rücksichtnahme”, erklärte Veit Wagner, Vorsitzender des Bündnisses “Weiden ist bunt”. Es gehe darum, mit Vernunft und Einsicht das Notwenige zu tun und dabei den gesunden Menschenverstand nicht zu verlieren. “Die Aktion will auch ein Zeichen setzen gegen Hysterie und Panikmache, gegen Dummheit und Ignoranz und gegen einfältigen Trotz. Wir warnen vor der Unterwanderung durch extreme Aktivisten und wenden uns klar gegen rechte Schreier, Rassisten und antisemitische Hetzer”, sagte Wagner. All dem trete man entschieden entgegen, “ohne Gewalt, denn Gewalt kann nie eine Lösung sein”

Stadtrat Ali Daniel Zant verwies auf das Beispiel Amberg, wo die Proteste mittlerweile eindeutig von Rechts unterwandert seien. “Da sprechen Nazis und Rechtsradikale auf offener Bühne. So was sollten die Spaziergänger vermeiden, wollen sie ernst genommen werden.” 

Junge Leute durchweg vernünftig

Eine Lanze für die Jugend brach Stadträtin Maria Sponsel. Die Lehrerin an der Pestalozzi-Mittelschule berichtete von durchweg positiven Erfahrungen mit den jungen Leuten. “Die sind durch die Bank sehr vernünftig, haben Verständnis, tragen ihre Masken und lassen sich bereitwillig testen.” 

OB Jens Meyer betonte abschließend, dass man sich absichtlich gegen eine Kundgebung und für eine Kampagne entschieden habe. Er verwies auf die Beispiele von Schwandorf, wo die Lichter ausgeschaltet worden seien, und Schweinfurt, wo braune Mülltonnen vor die Tür gestellt wurden. “So was ist wirkungsvoller, als sich einmal zu versammeln, zu reden und dann wieder auseinanderzugehen.”  

Das Aktionsbündnis “Weiden ist bunt” gründete sich im Frühjahr 2009, nachdem im Februar des gleichen Jahres zum ersten Mal Neonazis in großer Zahl  in die Stadt eingefallen waren. In dem Bündnis versammeln sich die unterschiedlichsten Gruppen, Parteien, Vereine, Jugendverbände, Schulen, Gewerkschaften, Betriebsräte und Kirchen zusammen mit vielen Bürgerinnen und Bürgern, um für die Respektierung der Menschenrechte und den Schutz der demokratischen Grundprinzipien einzutreten. Menschen unterschiedlicher Kulturen sollen in Deutschland friedlich und mit gegenseitigem Respekt zusammenleben.

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