Mitreißende Kultur mit „Kult“-Künstlern

Weiden. Kabarett, Satire, Hinterfotziges, Tiefgründiges – dafür sind Gerhard Polt und die Well-Brüder bekannt. Am Dienstag begeisterten sie auf Einladung der Kulturbühne in der Max-Reger-Halle.

Gerhard Polt begeisterte die Zuschauer in der Max-Reger-Halle. Foto: Holger Stiegler
Gerhard Polt begeisterte die Zuschauer in der Max-Reger-Halle. Foto: Holger Stiegler
Untrennbar: Gerhard Polt und die Well-Brüder. Foto: Holger Stiegler
Untrennbar: Gerhard Polt und die Well-Brüder. Foto: Holger Stiegler
Einen gut gelaunten Gerhard Polt - wann erlebt man das schon mal? Foto: Holger Stiegler
Einen gut gelaunten Gerhard Polt – wann erlebt man das schon mal? Foto: Holger Stiegler
Foto: Holger Stiegler
Foto: Holger Stiegler
Foto: Holger Stiegler
Foto: Holger Stiegler
Foto: Holger Stiegler
Foto: Holger Stiegler

Eigentlich müssten sich die Zuschauer bei der englischen Queen bedanken. Denn sie ist dafür verantwortlich, dass es den Familienstamm der bayerischen Well überhaupt gibt: Geflüchtet waren die „MacWell“ aus Schottland, weil sie partout nicht protestantisch werden wollten und sich stattdessen lieber im südlichen Bayern angesiedelt haben. So lautet zumindest die nicht ganz ernst zu nehmende Version der Ahnenforschung der Well-Brüder, die sie in Weiden zum Besten gaben.

Volles Haus

Soviel zur Historie. Denn die drei „Well-Brüder aus’m Biermoos“ – Stofferl, Michael und Karl – nahmen meistens die Gegenwart und die ganz frische Vergangenheit aufs Korn. Das “Ambiente“ dafür war günstig: Denn erstmals nach über zwei Jahren Corona-Beschränkungen war die Max-Reger-Halle wieder de facto voll besetzt. Das Musizieren gepaart mit teils bitterbösen und doch so realistischen Texten ist das Metier der Well-Brüder. Gemeinsam knüpfen sie bereits seit etwa zehn Jahren an die Tradition der ehemaligen „Biermösl Blosn“ an.

Taubenplage im Programm

Über zwei Stunden lang wurde ein pointiertes, witziges, manchmal hintergründiges und gelegentlich auch bayerisch-derbes Programm abgeliefert. Gefrotzelt und sinniert wurde an diesem Abend über den Menschen an sich, der beispielsweise mit der Drohne die 82 Grill-Bratwürste des Nachbarn zählt und diesen Verstoß gegen die Corona-Regeln an das Gesundheitsministerium meldet, über Leute, die ein koreanisches Auto fahren („Mehr muss man über die gar nicht wissen“), über „Markus, den Selbstgerechten“ und „Markus, den Verlierer der Herzen“, über den „Alpinismo Tropical“ angesichts des Klimawandels. Und sogar die Taubenplage am Josefshaus schaffte es ins Programm.

Grandioses Kauderwelsch

Ein Höhepunkt des Abends war zweifellos der Dialog zwischen Michael Well als Interviewer und Gerhard Polt in der Rolle als indischer Pfarrer, der ein grandioses Kauderwelsch aus Englisch, Bayerisch und Was-auch-immer-noch zum Besten gab: „Leberkas is coming out of the ear!“ Allerlei erfuhren die Zuschauer von den Well-Brüdern auch über die Gemeinsamkeiten der Max-Reger-Stadt Weiden und des Georg-Friedrich-Händel-Dorfes Hausen, über die heimische Feuerwehr und die Erforschungen des „Kreisheimatpflegers Drexler Toni“, ohne den wohl viele Epochen der Geschichte Bayerns nur weiße Flecken wären.

Viele Rollen ausgefüllt

Polt berichtete von dem Richter, der meinte, ihm erklären zu müssen, was realistisch sei. Gar nicht gut sei bei dem Richter die Argumentation angekommen, dass ein Nichtschwimmer, der ertrinke, nicht tragisch, sondern vielmehr konsequent sei. Genauso plädierte Polt dafür, das „Wiener Schnitzel“ ernst zu nehmen und sich für den Beaujolais zu entscheiden, „der im Abgang nachtragend“ ist. Besserwisser, Gefühlsduseliger, Spießer oder Kotzbrocken – es gibt keine Rolle, die Polt an diesem Abend nicht ausfüllen konnte.

Mitreißender Abend

Den ganzen Abend lang machen die Well-Brüder deutlich, dass sie Mitglieder der wohl musikalischsten Großfamilie Bayern sind: Die Bühne war nicht nur vollgestellt mit unzähligen Instrumenten, nein, sie wurden auch allesamt im zum Teil fliegenden Wechsel gespielt – vom Schifferklavier über Gitarre und Diverses aus Blech bis hin zur Harfe und zum Dudelsack. Nicht fehlen durfte natürlich der Einsatz der Alphörner. Immer wieder gab es kräftigen Zwischenapplaus und herzhafte Lacher für einen mitreißenden Abend.

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