Muttertag, Vatertag, Elterntag – ein Erklärungsversuch

Nordoberpfalz. Wildes Besäufnis, ein kurzer Ausbruch aus dem Hamsterrad oder ein Tag, den man ganz bewusst der Familie widmet – im Gegensatz zum Muttertag ist der Vatertag immer wieder im Mittelpunkt der Diskussion. Warum nicht einen „Familientag“ etablieren? Ein Kommentar.

Symbolbild: Pixabay

Jahr für Jahr ist es 49 Tage nach dem Ostersonntag wieder so weit, denn dann ist Christi Himmelfahrt und damit auch der Vatertag. Viele Männer interpretieren diesen Donnerstag inzwischen wie selbstverständlich als Tag, den man ganz bewusst in Zeichen der Familie stellt, andere bestehen auf den klassischen „Herrentag“, wie er in anderen Ländern auch heißt.

In Deutschland begaben sich die Männer ab Ende des 19. Jahrhunderts bestens gelaunt auf „eine ausgedehnte Herrenpartie“. Initiatorin der Idee war übrigens eine Berliner Brauerei. In den USA rief Louisa Dodd 1910 eine Bewegung zur Ehrung von Vätern ins Leben.

Kritisch betrachtet

Die Überlegungen und Diskussionen um die beiden Ehrentage lädt auch dazu ein, das Thema Rollenbilder einmal ohne Schnappatmung zu überdenken und sowohl Vater- als auch Muttertag auf den Prüfstand zu stellen.

Kritikpunkte

  • Im Gegensatz zum Vatertag in vielen anderen Ländern und zum Muttertag, in deren Zentrum der Dank der Kinder für eine Lebensleistung steht, feiern in Deutschland die Männer hauptsächlich sich selbst.
  • Durch den Termin an Christi Himmelfahrt wird auf diese Weise ein mehr als 1.500 Jahre alter religiöser Festtag durch ein nur etwa hundert Jahre altes Trinkritual mit Exzessen und entsprechenden Folgen wie einer deutlich erhöhten Rate an Verkehrsunfällen ersetzt.
  • Mit der Herrentagspartie werde ein überkommenes Bild von Männerbünden und übermäßigem Alkoholkonsum sowie Ausschluss von Frauen und Kindern zementiert.

(Quelle: Wikipedia)

Viele kritisieren beim Muttertag, dass dabei die Arbeit und Rolle der Frauen auf die Mutterschaft reduziert wird, ebenso wie die Kommerzialisierung. Für die Männer diene der „Herrentag“ dazu, sich von der Familie „freizunehmen“, die Frauen würden am Muttertag beim Kaffeekränzchen an ihre Pflichten in der Familie erinnert.

Die Kritik ist nicht von der Hand zu weisen: Der Ausschluss von Familie und Kindern suggeriert ein überkommenes Männerbild und am Muttertag wird das „Idealbild“ der Mutter zelebriert – was in der heutigen Zeit in dieser Form kaum 24/7 zu bewerkstelligen ist. So manche Mutter würde sicherlich schon alleine deshalb gerne auf den Tag verzichten. Der Trend geht inzwischen sowieso dazu, den Vatertag als Familientag oder überhaupt nicht zu begehen.

Elterntag, Familientag & Co.

Es bewegt sich also was, denn in den letzten Jahren hat sich der Vatertag immer mehr gewandelt. Knapp 40 Prozent der Väter wollen inzwischen den Tag mit ihren Liebsten verbringen.

Die Idee des „Elterntages“ ist nicht schlecht. Sie grenzt keine Beziehungsformen aus und legt gleichzeitig den Fokus auf die, die unserer Gesellschaft am wichtigsten sein sollten: die Kinder. Ein „Eltern- oder Familientag“ – egal, wie er letztendlich genannt werden würde – hätte einen weiteren großen Vorteil, denn er würde auch die einschließen, die zu ihrem Leidwesen keine eigenen Kinder oder den Partner oder die Partnerin verloren haben.

Und wenn jeder einfach das macht, was er für richtig hält?

Symbolbild: Pixabay

Um das Hamsterrad der Herausforderungen immer wieder kurz zu verlassen, braucht es keine speziellen Feiertage, das haben die meisten von uns selbst in der Hand. Leiter- oder Kinderwagen, ein spannender Ausflug in den Zoo oder üppige Kaffeetafel mit dem guten Sonntagsgeschirr: Vielleicht liegt die Lösung ganz einfach, wie so oft in der gesunden Mitte. Jeder soll einfach selbst entscheiden, was er und sie an den beiden Tagen machen will. Auch das ist doch das Merkmal einer freiheitlichen Gesellschaft.

Fernab von allen rationalen Abwägungen ist der Mutter- und der Vatertag emotional besetzt, auch hier hängen bei jeder und jeden ganz individuellen Erinnerungen daran und so soll es auch bleiben. Wer Mutter- und Vatertag „klassisch“ zelebrieren möchte, dem sei es gegönnt und wer nicht, der sollte sich nicht erklären müssen.

Ein echtes Fazit gibt es nicht

Abschließend mein Lieblingssatz in der Bayerischen Verfassung: „Kinder sind das köstlichste Gut eines Volkes. Sie haben Anspruch auf Entwicklung zu selbstbestimmungsfähigen und verantwortungsfähigen Persönlichkeiten.“ Daran haben wir alle mitzuarbeiten und die zu unterstützen, die dafür Verantwortung übernehmen: Eltern, Erzieherinnen und Erzieher, Lehrer, Trainer und Betreuer in den Vereinen, und … und … und …

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