[Update] Nach Degenattacke in Fußgängerzone: Gerichtsverfahren beginnt am 8. März

Weiden. Eine 65 Jahre alte Frau hat im Sommer 2022 drei Passanten in der Fußgängerzone mit einem Degen angegriffen. Ab 8. März steht sie in Weiden vor Gericht.

Spurensicherung am Tatort. Archivfoto: NEWS5 / Fricke

[Update] Das Sicherungsverfahren gegen die 65 Jahre alte Frau beginnt am Mittwoch, 8. März, 9 Uhr vor der 1. Strafkammer am Landgericht Weiden. Vorsitzender Richter ist Peter Werner, Beisitzer sind die Richter Florian Bauer und Matthias Bauer.

Der Frau werden versuchter Mord und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Wie Staatsanwalt Wolfgang Voit bestätigt, ist keine Anklage erhoben worden. Stattdessen ging eine Antragsschrift an das Landgericht Weiden. Die Beschuldigte ist nach Einschätzung eines Sachverständigen schwerst psychisch krank und schuldunfähig. Von ihr gehe eine Allgemeingefährdung aus.

Die Beschuldigte wird von Anwältin Dr. Christiane Bardenheuer vertreten. Der Ablauf ist wie bei einem Gerichtsprozess. Ziel ist aber die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus. Hier geht es um sehr viel: Die Unterbringung ist – anders als eine Haftstrafe – zeitlich nicht befristet.

In Wahnsystem gefangen

Die 65 Jahre alte Frau litt zur Tat laut Gutachter an einer aktuellen Symptomatik ihrer paranoid-halluzinatorischen Schizophrenie. In Ihrem Wahnsystem habe sie sich von Angehörigen, aber auch Fremden verfolgt gefühlt. In den Tagen vor der Tat sei sie unruhig zwischen Verwandten und Bekannten hin- und hergefahren. Auslöser der Unruhe sei vermutlich der Verkauf ihres Hauses in einem kleinen Ort im östlichen Landkreis gewesen.

Am Dienstag, 23. August, einem schönen Sommertag eskalierte die Situation. Die Staatsanwaltschaft hat in ihrer Antragsschrift die Tatabläufe rekonstruiert: So kam es unmittelbar vor der Attacke in Weiden zu einem Vorfall in Vohenstrauß. Gegen 11 Uhr parkte die Beschuldigte mitten auf der Frühlingsstraße vor einer Apotheke. Sie traf auf einen ihr völlig fremden Passanten und stach diesen mit ihrem Degen. Dabei soll sie gesagt haben: “Wo habt ihr meine Cousine verschleppt?”

Opfer zufällig gewählt

Laut Staatsanwaltschaft ging die Fahrt dann weiter nach Weiden. Die Beschuldigte parkte ihren Dacia gegen 11.45 Uhr am Unteren Markt, Ecke Fleischgasse, und stieg mit ihrem Säbel aus. Drei Beamte (46, 58 und 61) waren gemeinsam in der Mittagspause unterwegs und kamen ihr zufällig entgegen. Sie wurden völlig überrascht, als die Frau mit ihrem Degen in Richtung des Kopfes des 46-Jährigen hieb. Die Klinge traf seinen Hals. Dabei rief sie laut Zeugen: “Da sind sie ja, die Verbrecher!”

Die Männer waren reine Zufallsopfer. Der 61-Jährige wollte einen weiteren Hieb verhindern, griff dazwischen und erlitt eine Schnittwunde am Unterarm, die später operiert werden musste. Gemeinsam mit einem Passanten gelang es den Männern, der Frau die Waffe wegzunehmen. Ein Angestellter (23) des “Bräuwirts” hielt die Frau fest, bis die Polizei kam. Auch er wurde leicht verletzt.

Der Degen hat gewaltige Ausmaße: Die Klingenlänge beträgt 72 Zentimeter. Im Auto der Frau fand die Polizei weitere gefährliche Gegenstände, wie zwei Macheten, mehrere Messer und eine Axt. Sie wurde unmittelbar nach dem Vorfall in einer Fachklinik untergebracht.

Früh am morgen selbst bei Polizei

Noch früher, gegen 06.30 Uhr, war die Beschuldigte selbst zur Polizeiinspektion Vohenstrauß gekommen. Dort meldete sie, dass sie sich Sorgen um eine Nachbarin mache, die sie schon länger nicht mehr gesehen hatte. Eine Überprüfung ergab, dass mit dieser alles in Ordnung war. Hinweise auf die bevorstehenden Taten ergaben sich laut Polizei zu diesem Zeitpunkt nicht.

* Diese Felder sind erforderlich.