Nigerianer gibt sich als Waidhauser aus: Betrugsserie fliegt auf

Weiden/Vohenstrauß. Das Landgericht Weiden hat einen 35 Jahre alten Mann am Donnerstag zu 3 Jahren, 9 Monaten Haft verurteilt. Der nigerianische Staatsangehörige handelte als Teil einer Bande.

Amazon-Betrug
Ein Nigerianer wollte in betrügerische Absicht ein Paket abholen. Er gab sich dabei als Vohenstraußer aus und flog auf. Foto: Christine Ascherl

Die Gruppierung hackte Amazon-Konten von Kunden in ganz Deutschland. Dann wurden teure Apple-Produkte bestellt. Die Lieferadresse wurde auf den nächstgelegenen Paketshop umgeleitet. Dann kam der 35-Jährige ins Spiel: Er holte mit gefälschten Personalausweisen die Pakete ab.

Die Betrugsserie funktionierte zwei Jahre, erbrachte einen fünfstelligen Betrag, führte durch ganz Deutschland – und scheiterte am Ende in Vohenstrauß. Dort sollte sich der Nigerianer als Waidhauser Bürger ausgeben und ein Paket im NKD-Paketshop abholen. Was er nicht wusste: Die Polizei Vohenstrauß war schon informiert.

Festnahme mitten auf dem Marktplatz

Dem gehackten Amazon-Kunden war eine bevorstehende Abbuchung aufgefallen. Er hatte bei der Inspektion angerufen. Diese wiederum holte das Paket selber ab und instruierte die Verkäuferinnen, sich zu melden, wenn der Abholer aufkreuzt.

Der Rest ist bekannt: Der Mann kam, floh zu Fuß, die Fahndung lief an. Und just, als der Vohenstraußer Inspektionschef mit seiner Kollegin im Zivilfahrzeug über den Marktplatz fuhr, überquerte der Schwarzafrikaner die Straße. Die NKD-Mitarbeiterin hatte die auffällige Bekleidung durchgegeben (oranger Pulli, Brille mit gelbem Gestell). Eine Verwechslung war also ausgeschlossen.

Fall ist bei Amazon gemeldet

Vorsitzender Richter Peter Werner bezeichnete den Angeklagten in der Urteilsbegründung als “letztes Glied in der Kette”. Das große Geld verdienten andere. Abgeurteilt wurden am Ende 23 Fälle. Tatsächlich waren es wohl weit mehr. Im Smartphone des Angeklagten hatten die Ermittler eine Vielzahl verschiedener Ausweise entdeckt, wie Landgerichtssprecher Matthias Bauer bestätigt.

Der Waidhauser, dessen Konto gehackt wurde, hat den Fall bei Amazon gemeldet. Der 35-Jährige hat auch selbst versucht, die Transaktion zu recherchieren. Ergebnis: “Auf mein Amazon-Konto wurde von Sachsen aus zugegriffen.” Die Betrüger bestellten zwei Tablets für 1.700 Euro. Die DPD-Zustellung wurde dann auf die Abholung im Paketshop geändert. Über die Trackingnummer konnte der Waidhauser die Anlieferung verfolgen.

Einen Schaden hat er übrigens nicht zu verzeichnen. Er konnte die IPads retournieren.

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