Polizei sucht Bad Neualbenreuths Graffiti-Sprayer

Bad Neualbenreuth. Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Bristol wurden wegen Graffiti-Weltstar Banksy zum Touristen-Hotspot. Bis es so weit kam, wurden seine Kunstwerke von der Polizei mit aller Härte verfolgt. Ob die „Schmierereien“ in Bad Neualbenreuth dieses Potenzial haben, darf bezweifelt werden.

Graffiti-Künstler bei der Arbeit. Symbolbild: OberpfalzECHO/David Trott

Wie viel künstlerische Ambition in dem Graffiti-Werk steckt, das vermutlich am gestrigen Samstag an einer Betonmauer in der neu renovierten Parkanlage im Kurort Bad Neualbenreuth auf einer Länge von rund 15 Metern aufgesprüht wurde, kann die Redaktion mangels Bilddokumenten nicht beurteilen.

Ein Anwohner hatte das monumentale Wandsprühwerk am späten Samstagnachmittag entdeckt und der Polizei gemeldet. Laut Angaben des Zeugen müsste es im Laufe des Nachmittags entstanden sein. Aufgrund der besonderen Substanzstruktur der Mauer werde die Entfernung der Schmierereien mit hohen Kosten verbunden sein.

Die Polizei Waldsassen ermittelt wegen Sachbeschädigung und hofft auf Hinweise aus der Bevölkerung unter der Telefonnummer 09632/8490.

Banksys berühmtes Graffiti „Well Hung Lover“ in Bristols Frogmore-Street wurde Opfer einer Paintball-Attacke. Foto: jrh

Der Fall Banksy: Kunst oder kann das weg?

Als der weltbekannte Künstler Banksy, der nur wenigen mit echtem Namen bekannt ist, in den 1990er Jahren begann, die Universitätsstadt im Südwesten von England mit Wandgemälden zu „verschönern“, verfolgte die Polizei alle Guerilla-Künstler noch gnadenlos.

„Für die einen ist Banksy ein großer Künstler, für andere ein Krimineller, der fremdes Eigentum beschmiert“, sagt John Nation bei seinen Stadtführungen durch Banksys Bristol. Der ehemalige Sozialarbeiter will den damals aufstrebenden Künstler in jungen Jahren betreut haben. Die Identität des berühmtesten Sprayers der Welt gibt er jedoch nicht preis. Ehrensache.

Die Entscheidung, ob ein solches Wandgemälde Kunst oder Schmiererei ist, nahm in Bristol paradoxe Formen an:  Seit Banksys Werke auf Auktionen für Millionen versteigert werden, stehen sie auch in Bristol unter „Denkmalschutz“. „Es klingt paradox“, sagt Nation, „denn offiziell sind illegale Malereien vor dem Gesetz eine Straftat.“

Etwa eines seiner inzwischen bekanntesten Werke „Well Hung Lover“. Es sollte einst entfernt werden, was Banksys wachsender Ruhm verhinderte. Das Werk auf der Fassade der ehemaligen Klinik für Sexualmedizin zeigt einen nackten Mann, der aus dem Fenster hängt, um den Augen des eifersüchtigen Ehemannes zu entgehen, der nach ihm Ausschau hält.

Statt einer städtischen Putzkolonne rückten dann freilich Banksy-kritische Sprayer an und übersprühten das Motiv mit einer Paintball-Pistole. Die Anti-Sprayer wurden gefasst und zu einer dreijährigen Freiheitsstrafe verurteilt. Verkehrte Welt!

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